Ende Februar fand die Polizei Frischkes Rucksack und Handy in einer Hütte in einem Armutsviertel von Hout Bay, das direkt an den Karbonkelberg grenzt. Nach mehreren Wochen gab es endlich eine erste Spur. Die Polizei nahm fünf Verdächtige fest, die im März von der Nationalen Strafverfolgungsbehörde NPA des Raubüberfalls angeklagt wurden. Die Männer gaben zu, Frischke ausgeraubt zu haben, sagten jedoch aus, ihn lebend zurückgelassen zu haben.
Seitdem zieht sich das Verfahren hin. Zwar erscheinen die Angeklagten, die sich in Untersuchungshaft befinden, regelmäßig vor dem Amtsgericht in Wynberg, doch immer wieder wird vertagt. Die Strafverfolgungsbehörde benötige mehr Zeit für zusätzliche Ermittlungen, sagt NPA-Sprecher Eric Ntabazalia.
Die Polizei hat nach eigenen Angaben noch keine direkte Verbindung zwischen den Verdächtigen und dem Verschwinden des Brandenburgers beweisen können. Für eine Mordanklage reicht die Beweislage nicht. Der nächste Gerichtstermin ist für den 22. Februar angesetzt. Die Familie, die in engem Kontakt mit der südafrikanischen Polizei und der NPA steht, vermutet, der eigentliche Prozessbeginn könne sich bis August hinziehen.
Der ungelöste Fall hat die Öffentlichkeit sehr bewegt
Südafrika gehört zu den beliebtesten Touristenzielen Afrikas, kämpft aber mit einer hohen Kriminalitätsrate. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Gewaltverbrechen in dem Land mit rund 61 Millionen Einwohnern erneut gestiegen. Allein in den drei Monaten von Januar bis März 2023, in denen auch Frischke verschwand, sind Regierungsangaben zufolge knapp 6300 Menschen ermordet worden. In dem gleichen Zeitraum sei es demnach zu etwa 35 000 Überfällen mit erschwerenden Umständen gekommen.
Ende vergangenen Jahres war Nick Frischkes Mutter nach Kapstadt gereist, um mit der Polizei und den Ermittlern unter vier Augen zu sprechen und auf den neusten Stand zu kommen, erzählt das Familienmitglied. Und natürlich auch, um sich vor Ort selbst ein Bild zu machen. Mit der Arbeit der südafrikanischen Behörden sei die Familie soweit zufrieden. Für verifizierbare Hinweise zum Verbleib von Nick Frischke ist eine Belohnung von umgerechnet 1000 Euro ausgesetzt.
Der ungelöste Fall hat die Öffentlichkeit sehr bewegt, vor allem die große deutsche Gemeinde in Kapstadt. Auf einer von Frischkes Mutter geleiteten Facebook-Gruppe „Missing – Nick Frischke“ gibt es immer wieder Aufrufe, weiter nach dem 23-Jährigen Ausschau zu halten und jegliche Hinweise weiterzuleiten. Die Familie veröffentlicht hier Fotos von Nick. Leser aus Kapstadt werden gebeten, sich sein Gesicht einzuprägen und die Augen offenzuhalten. Die Mutter zählt immer wieder die Monate, die Wochen, die Tage. Die Ungewissheit über das Schicksal ihres Sohns beschreibt sie als „unerträglich“.
Im Oktober hatte es kurz einen Lichtblick gegeben: Eine Deutsche hatte in einem Café in dem Küstenort Plettenberg Bay an der Garden Route, etwa sechs Autostunden von Kapstadt, einen verwirrten Mann an sich vorbei stolpern sehen, der auf Nick Frischkes Beschreibung passte. Die angebliche Sichtung machte Hoffnung, doch ein weiteres Lebenszeichen blieb aus.
An Weihnachten und zu seinem Geburtstag schreibt die Mutter persönliche Botschaften an Nick in die Facebook-Gruppe. Kürzlich gab sie ihrem Leid mit dem Text von Udo Lindenbergs Lied „Durch die schweren Zeiten“ Ausdruck. „Ich werd’ dich begleiten, Denn es ist nie zu spät, Um nochmal durchzustarten, Wo hinter all den schwarzen Wolken, Wieder gute Zeiten warten“, steht da. Man könne nicht ausschließen, dass sich alles noch zum Guten wende, will sie damit wohl sagen. Und auch: „Trotz allem hoffen und beten wir weiter für ein Wunder für meinen Nick“.