Studie zur Energiewende Ohne Windkraft kein Wohlstand

Proteste verzögern die Energiewende. Foto: dpa/Martin Schutt

Wo immer ein neues Windrad aufgestellt werden soll, dauert es nicht lange, bis sich eine Bürgerinitiative dagegen wehrt. Das könnte negative Folgen haben.

 
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– Eine vom Thüringer Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebene neue Studie mahnt einen schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energie im Freistaat an – weniger mit Blick auf die unmittelbaren Folgen des Klimawandels, als vielmehr um den Wohlstand in Thüringen erhalten zu können. Werde die Energieerzeugung etwa aus Wind- und Sonnenkraft nicht massiv ausgebaut, drohten sogar erhebliche Wohlstandsverluste, so die Studie, die von einem Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut und von der Deutschen Energie-Agentur erstellt worden ist.

Die Grundannahme der Studie: Fossile Energieträger werden in Zukunft so teuer sein, dass diese Kostensteigerungen die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen massiv gefährden. Das könnte zum Aus für viele Betriebe führen, was ebenso mit einem Verlust von Arbeitsplätzen wie auch sinkenden Steuereinnahmen einhergehen würde. Derzeit stammen laut Studie etwa 70 Prozent der von den Thüringer Industriebetrieben genutzten Energie aus fossilen Quellen.

Sollte die Erzeugung von Erneuerbaren Energien in Thüringen schnell ausgebaut werden und sich die Unternehmen gleichzeitig auf deren Nutzung einstellen sowie ihren Ausstoß von Treibhausgasen senken, könne das Land sogar noch an Wohlstand gewinnen. Zwischen 2024 und 2035 könne für Thüringen so eine zusätzliche Wertschöpfung von etwa 23,5 Milliarden Euro erzeugt werden, heißt es in der Studie. „Mit anderen Worten: Eine zügige Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und die flächendeckende Bereitstellung erneuerbarer Energie sorgt für erhebliche Wachstums- und Wohlstandsgewinne in Thüringen – andernfalls fallen wir dramatisch zurück“, sagte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee am Dienstag in Erfurt bei der Vorstellung der Studie.

Tiefensee sagte, dass die Gefahr groß ist, dass das Land und seine Unternehmen an dieser Herausforderung scheitern werden. Das habe vor allem zwei Gründe. Zum einen verwies Tiefensee auf die erheblichen Widerstände, die es in der Regel dort gibt, wo Erneuerbare Energie ausgebaut werden sollen – sei es in Form etwa von Windrädern oder Biogasanlagen. Immer wieder würden Bürgerinitiativen solche Vorhaben entweder behindern oder zumindest massiv verzögern. Das sei beispielsweise für solche Unternehmen inzwischen ein Standortnachteil, die ein eigenes Windrad bauen wollten. Wichtig sei, den Menschen vor Ort klar zu machen, dass sie ihren Wohlstand nur erhalten könnten, wenn sie neue Windräder, Solarparks oder Biogasanlagen nicht blockierten, argumentierte Tiefensee. Dazu sei auch eine gute Kommunikation notwendig, um die Akzeptanz der Energiewende nicht zu gefährden.

Zum anderen seien gewaltige Investitionen in die Thüringer Wirtschaft notwendig, um die Unternehmen möglichst klimaneutral zu machen, sagte Tiefensee. Nach Schätzungen der KfW-Bank brauchen alleine Thüringer Industrieunternehmen Investitionen von jährlich etwa 380 Millionen Euro, um dieses Ziel erreichen zu können. Geld, das die Unternehmen selbst sowie der Bund und das Land aufbringen müssen. Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland aber auch massiv in die Sicherheit investiert werden müsse, in Bildung und in die Integration von Flüchtlingen, sei es alles andere als einfach, diese Mittel aufzubringen. „Und so werden wir priorisieren müssen“, sagte Tiefensee. Die Summen, um die es hier gehe seien „schwindelerregend“.

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