Steinbach-Hallenberg Wolf: „Ich wollte das unbedingt“

Annett Recknagel

Alexander Wolf sprach als ehemaliger Biathlet und jetziger Trainer von Nachwuchstalenten über seine Karriere. Mit dabei war außerdem Nils Schneiderling, der vom Langlauf kommt und vor einem dreiviertel Jahr zum Biathlon wechselte.

 
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Am Gletscher in Frankreich trainierte er einst mit Ole Einar Björndalen. Sven Fischer brachte ihm Ordnung bei, nach seinem einzigen Einsatz war er mit Martina Glagow bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City unterwegs und in Steinbach-Hallenberg leitete er einmal pro Woche eine Arbeitsgemeinschaft Sport. Im Großen wie im Kleinen – das Leben von Alexander Wolf kann schon fesseln.

Die Themenreihe „Helden des Biathlon“, die zum Rahmenprogramm der Weltmeisterschaften in Oberhof gehört, machte es möglich, bisher nie Gehörtes über den einstigen Biathlon-Star zu erfahren. So geschehen am Mittwochabend in der Regelschule in Steinbach-Hallenberg. Mit dabei war außerdem Nils Schneiderling, den Wolf als Trainer gewissermaßen unter seinen Fittichen hat und dem er genau den Biss bescheinigte, den es braucht, um Biathlet zu sein und irgendwann in der Weltspitze mitzumischen.

Der 18-Jährige stammt vom WSV Rotterode und trainierte bei Harald Kott. Mit 13 Jahren ging es ans Sportgymnasium nach Oberhof – zunächst war er Langläufer. Vor einem dreiviertel Jahr aber entschied er sich für den Wechsel zum Biathlon und ist jetzt hoch motiviert. Natürlich absolviere er momentan ein hohes Pensum Schießtraining. Bei all dem aber wolle er das Laufen keinesfalls vernachlässigen. Für diese Einstellung bekam er ein anerkennendes Nicken von Alexander Wolf. Seiner Ansicht nach sollten Ausnahmetalente schon viel früher bei hochwertigen Wettkämpfen zum Einsatz kommen dürfen.

Mit 26 Jahren sollte man den Anschluss an die Weltspitze geschafft haben und dann gelte es, so lange wie möglich durchzuhalten. Er selbst erinnerte sich noch sehr gut an die harte Schmiede durch Frank Ullrich: „Das, was wir bei Frank trainiert haben, das war knüppelhart“, berichtete er. Genauso aber habe in dem Team damals ein unwahrscheinlicher Zusammenhalt geherrscht. Wolf sprach von der Familienstaffel 1999 – mit seinem Großcousin Frank Luck und den „Fisch haben wir eingeheiratet“. Erst kürzlich habe er Matthias Jacob wieder getroffen. „Ich war damals fünf Jahre, stand auf der großen Brücke in Oberhof und habe zur DDR-Meisterschaft die Staffel angefeuert“, erzählte er. Leider reichte es am Ende nicht für den Sieg – Alexander Wolf weinte jämmerlich. Jakob nahm ihn auf seinen Arm, um ihn zu trösten. Prompt war das Foto in der Zeitung mit der Unterzeile – Matthias Jakob mit seinem Sohn. Das sorgte für Lacher.

Jakob hatte das besagte Bild auf seinem Handy. Erinnerungen eben. Zum Biathlon gekommen ist Alexander Wolf durch seinen echten Papa – Karl-Heinz Wolf, der ebenfalls eine sportliche Größe war. Alexander Wolf erzählte von Eberhard Reum aus Trusetal, der ihn mit alten Schuhen und Holzstöcken ausrüstete und ihn zu seinem ersten Wettkampf einlud.

Moderator Peter Rüberg spazierte mit Wolf durch dessen Karriere und blickte auch auf die aktuellen Geschehnisse in Oberhof. Wolf erzählte von seinen drei Olympiateilnahmen. Besonders hart habe es ihn getroffen, 2006 in der „Gold-Staffel“ in Turin nicht dabei sein zu dürfen. Die beiden Bronzemedaillen bei den Weltmeisterschaften in Östersund 2008 kamen zur Sprache. Im Vorfeld habe für ihn festgestanden, dass er mit einer Medaille nach Hause kommen wollte. „Ich möchte eine Medaille gewinnen – ich habe es vorher einfach ausgesprochen“, erinnerte er sich.

Und so sei es dann auch gewesen. Wobei er sich sicher war, 2006 auch schon eine Medaille hätte holen zu können – die Form sei da gewesen, leider kam er nicht zum Einsatz. Trotz allem habe er „Uller“ als Trainer immer respektiert. 2011 musste sich Alexander Wolf am Fußwurzelknochen operieren lassen. Danach durfte er neun Wochen lang nicht auftreten. Training für ein halbes Jahr fiel aus. „Das war der Anfang vom Ende.“ Längst hat er seinen Frieden damit gemacht. Die Zeit als Biathlet wolle er nicht missen. Aktuell arbeitet er als Trainer und kümmert sich bei der Bundespolizei um Nachwuchsathleten. Ab dem Frühjahr wird er sie sogar im Fach Kriminalistik unterrichten. Freilich hatte das Publikum auch wieder viele Fragen. Ob es eine Weltmeisterschaft für Senioren gebe, war eine davon. „Ja sicher, aber für mich ist das nichts mehr“, lautete die Antwort.

Eine Lanze bricht Alexander Wolf für den Leistungssport. „Es gibt keine bessere Schule fürs Leben – Sport hat eine Sozialkompetenz“, steht für ihn fest. Und wie motiviert man sich tagtäglich? „So, dass man seine Stärken nie vernachlässigt.“ Und wie sieht es mit dem Ernährungsplan aus? „Keine Schweinshaxe vor dem Wettkampf, aber wenn man viel trainiert, verbrennt man viel und darf essen, was man will.“

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