Steinbach-Hallenberg „Sie hat Eisenspäne im Blut“

Annett Recknagel
Sehr gefreut hat sich Veronika Jung über den Überraschungsgast Jürgen Scholz (links). Mit dem Restaurator arbeite sie seit Jahrzehnten gut zusammen. . Foto: Annett Recknagel

Ehre, wem Ehre gebührt: Veronika Jung und der Steinbach-Hallenberger Heimathof sind eine Einheit – und das seit 25 Jahren. Ein Jubiläum, das Anlass gibt, der Museumsleiterin Danke zu sagen.

 
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Steinbach-Hallenberg - „Du bist das Museum – das Museum bist du“, sagte Steinbach-Hallenbergs Bürgermeister Markus Böttcher in Richtung Veronika Jungs – und die Leiterin des Metallhandwerksmuseum im Heimathof war sichtlich gerührt.

Zur Feier des Tages – punktgenau vor 25 Jahren war das Kleinod in der Hauptstraße eingeweiht worden – trug sie ein rostfarbenes Kleid, dazu passende Ohrringe und auch ihre Fingernägel glänzten wie Bronze. Keiner widersprach – es war der Tag von Veronika Jung. Ursprünglich hatte man eine große Feier veranstalten wollen. Die Pandemie aber erlaubt das nicht.

Und so lud Andrea König einen kleinen Personenkreis, zu dem unter anderem die Mitarbeiterinnen der Tourist Information, Christian Endter als einstiger Bürgermeister, Kunstschmied Falk Nothnagel und Wolfgang Diller von der Arnold AG gehörten, ein, mit denen Veronika Jung über Jahre hinweg besonders eng zusammengearbeitet hatte und das bis heute noch tut.

„Man kann gar nicht genug würdigen, was du aufgebaut hast“, verkündete der Stadtchef und überreichte der Museumschefin ein Buch und einen Blumenstrauß. „Du warst weltweit aktiv“, sagte er weiter und meinte damit die regelmäßigen und großen internationalen Schmiedetreffen im Heimathof, die Veronika Jung in den Sommermonaten auf die Beine gestellt hatte.

Das im Abstand spektakulärste Ereignis im vergangenen Vierteljahrhundert war die Umsetzung der Korkenzieherschmiede. Schritt für Schritt habe sich das Museum entwickelt. Die dazu gehörenden Ideen entstanden maßgeblich im Kopf von Veronika Jung oder mit deren Händen. Verwirklicht worden seien sie mit vielen Partnern, so der Bürgermeister. Veronika Jung habe eben doch Eisenspäne im Blut. „Man kann sich mit jedem metallischem Problem an dich wenden“, formulierte es Restaurator Jürgen Scholz, über dessen Anwesenheit sich die Museumsleiterin wohl am meisten freute. Eine jahrelange Freundschaft verbindet die beiden. Seit 1988 kennen sie sich. In Studentenzeiten unterstützte Veronika Jung Jürgen Scholz bei dessen Diplomarbeit. Von ihr habe er wichtige Hinweise bekommen. „Sie kennt sich mit der Geschichte der Nägel wohl am besten aus“, so Scholz.

Kai Lehmann, Museumsleiter von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, sprach von ganz großem Kino. Gemeinsam mit Simone Kaufmann gratulierte er im Namen des Zweckverbandes Kultur. „Du hast den Heimathof als Uhiesige in der Stadt etabliert und ausgebaut“, wandte er sich an Veronika Jung. Natürlich freute sie sich sehr über die Ehre. „Ich hatte Visionen und man sieht das Geschaffene – aber dazu braucht man immer auch Partner“, erklärte sie. Der Zweckverband Kultur sei die Basis gewesen, die Stadt habe immer mitgezogen. Zudem sei dank vieler Förderprogramm auch das entsprechende Geld geflossen.

Stadträte und Vereine unterstützten Veronika Jung ebenso in den 25 vergangenen Jahren. Freilich musste sie sich im Haselgrund etablieren. Noch gut erinnerte sie sich an ihre Werkstattrunden in der Anfangszeit. Nach und nach habe sie gelernt, wer in Steinbach-Hallenberg und Umgebung wohin gehöre, welchen Spitznamen man nennen durfte und welchen man lieber für sich behalten sollte.

„Es fließt immer weiter“, sagte die Museumsleiterin und spannte damit den Bogen zu der neuen Dauerausstellung im Heimathof, die seit 2017 geplant ist. Der erste Abschnitt soll im Herbst abgeschlossen sein und entsprechend übergeben werden. Passend dazu konnten sich die Gäste einige Schautafeln zum Thema ansehen. „Typisch Schdäimich“ wird die Ausstellung heißen.

„Wir haben Aspekte des Ortes eingebunden“, erklärte Hans-Ulrich Werchan vom Planungsbüro in Halle. Ganz wichtig sei die kulturelle Anbindung. Die Fußböden seien bereits neu gelegt. Momentan seien die Maler im Haus, sodass man die Veränderung bereits riechen könne. Natürlich sollen in die Dauerausstellung außer der Kernstadt auch die Ortsteile mit einbezogen werden.

Und was war Veronika Jung in den 25 Jahren immer das wichtigste? „Die Arbeit mit den Menschen hier. Ich bin immer auf offene Ohren gestoßen – wir haben viele Dinge gemeinsam gemacht“, sagte sie und verwies auf den historischen Bauerngarten, der derzeit in voller Blüte steht. Über die 25 Jahre sei ihr Credo immer ein lebendiges Museum gewesen. Dafür stehen eine sehr lange Reihe an verschiedenen musikalischen, literarischen und musealen Veranstaltungen.

Dazu kommen Konzerte, Ausstellungen, Märkte und Ferienaktionen. Kreativangebote für Kinder und Erwachsene gab es zuhauf. Nicht zu vergessen die Schauschmiedeveranstaltungen für Einheimische und Urlaubsgäste. „Lebendiges Wissen zu vermitteln – das ist mein Ziel. Es muss zum Anfassen sein und das haben wir ganz gut geschafft“, betonte Veronika Jung.

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