Steinbach-Hallenberg Richtfest mit Musik in der alten Kantorei

Annett Recknagel

In die alte Kantorei in Steinbach-Hallenberg zieht bald wieder Leben ein – das Haus bietet nun zehn Wohnungen. Nun wurde ein Richtfest mit Musik gefeiert.

 
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Ein Haus habe er schon lange kaufen wollen. Dass es die alte Kantorei in seinem Heimatort Steinbach-Hallenberg wurde, empfindet Musikprofessor Tobias Usbeck jetzt als besondere Freude. Das war ihm zum Richtfest am Freitag anzumerken. „Ich denke, wir haben das alte und geschichtsträchtige Haus für die nächsten 100 Jahre wieder fit gemacht“, verkündete er. Wobei das Gebäude schon 230 Jahre auf dem Buckel hat.

Die künftige Mieterin Evi Ewald wusste es ganz genau. 1792 wurde das Kantorat oder auch die Kantorei gebaut. Jahrhunderte früher, nämlich 1555 hat man in Steinbach-Hallenberg bereits den Beschluss gefasst, dass der Pfarrer alle Tage eine Stunde in die Schule gehen möge, um den Knaben vorzulesen. Weit hatte er es damals nicht. Das Schulgebäude war ebenso wie die Pfarrwohnung in dem Haus neben der Kirche untergebracht. Und der Pfarrer war ohnehin mit dem Schulamt betraut. Damals wurden dort ausschließlich Knaben unterrichtet.

1573 schuf man dann den Posten eines Schuldieners, der gleichzeitig Kantor und Lehrer war. Moritz Usbeck hieß der erste. 80 Jahre später wurde eine zweite Stelle geschaffen. Das war der Organist, der im zweiten Schulgebäude die Mädchen unterrichtete. Dem Brand von 1790 fielen dann auch die beiden Schulhäuser zum Opfer – gemeinsam mit 40 Wohnhäusern, 20 Ställen und jeder Menge anderer öffentlicher Gebäude. Erst 1792 wurde das Kantorat wieder aufgebaut. Und das gehört jetzt Tobias Usbeck, der die Projektleitung in die Hände von Kerstin und Klaus Zander gab. Das alles geschah auf Vermittlung seines Vaters Rainer Usbeck. Zander, der in Leutersdorf sein Planungsbüro hat, ergriff die Initiative im Februar 2021 und begann mit dem Entkernen des Hauses. Wichtig beim Bau ist ihm die Nachhaltigkeit, sprich ein möglichst hoher Energiestandard in einem jahrhundertealtem Haus. Daher wies er sofort auf die Pelletheizung hin. Ebenso wichtig war es ihm, die Quartiere zu erhalten. Die alte Kantorei wurde um einen Anbau ergänzt. Im Altbau fällt das Fachwerk sofort ins Auge. Im Neubau spielt Holz auch eine große Rolle.

Insgesamt sind zehn Wohnungen zwischen 60 und 90 Quadratmetern entstanden. „Von der Zwei- bis zur Vier-Raumwohnung ist alles dabei“, so Usbeck. Neun der zehn Wohnungen sind schon vergeben. Zum Richtfest, man könnte auch erste Besichtigung dazu sagen, waren unter anderem auch die späteren Mieter anwesend. Zudem konnte man die entstehenden Wohnungen begutachten. Das Schöne: Zwischen den Wohnungen gab es noch offene Schlupflöcher, sodass man bequem von einer Wohnung in die andere gehen konnte. Auch Steinbach-Hallenbergs Bürgermeister Markus Böttcher und die einstige Bauamtsmitarbeiterin Andrea König waren von den Wohnungen begeistert.

Böttcher sprach von einer lebendigen Innenstadt und diesbezüglich müsse man das, was man habe, nutzen. Ein solches Projekt wie das alte Kantorat ließe sich nur mit viel Enthusiasmus umsetzen. „Vielen Dank, dass ihr euch so engagiert – wir haben enormen Wohnbedarf“, sagte er. Bauherr Tobias Usbeck hat das Wachsen der Wohnungen von Würzburg aus natürlich verfolgt. Klaus Zander hielt ihn mit Fotos stets auf dem Laufenden. Für ihn war die Veranstaltung am Freitagnachmittag eine Mischung aus Richtfest und Einweihungsparty.

Einzug ab 1. Juli

Wobei man gerne im Freien gefeiert hätte. Schnee und Wind aber setzten dem Vorhaben ein Ende. Und so steigen alle Gäste die Außentreppe bis unters Dach empor, wo der Posaunenchor mit „Lobet den Herrn“ das kleine Fest eröffnete. Usbeck bedankte sich bei allen am Bau beteiligten Firmen und Unterstützern, aber auch bei den Nachbarn, die bislang sehr gut durchgehalten hätten. „Ich hoffe, die künftigen Mieter werden sich hier wohl fühlen und es wird eine gute Hausgemeinschaft wachsen“, wünschte er sich. Das Haus insgesamt füge sich in seinen neuen Gewand gut ins bestehende Ortsbild ein. Einziehen sollen die Mieter schon am 1. Juli diesen Jahres. Pfarrerin Ute Borchert segnete das Haus und der Posaunenchor spielte den irischen Reisesegen. Nach dem offiziellen Teil waren alle Gäste zu Kaffee, Kuchen und Bratwurst eingeladen. Wegen der Kälte saß man im künftigen Kellergeschoss zusammen.

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