Hinwendung zum anderen ist wertvoll

Erfolg haben, Ansehen erkämpfen, Karriere machen. „Wer möchte nicht gern in der ersten Reihe sitzen? Da muss man sich durchsetzen“, tönte Gundula Thomas. Ihr Mann Hans-Werner hielt dagegen: „Karrieren im Reich Gottes sehen anders aus.“ Wer groß sein will, soll dienen – heißt es beim Evangelisten Markus. Welch eine Enttäuschung! Karriere nach unten, ohne Einsatz von Ellenbogen. Funktioniert das überhaupt?

Und wenn ja – wie? Der Haseltal-Gottesdienst am Sonntag gab Antworten. Keine geringere als die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck, Beate Hofmann, besprach das Thema „Größe zeigen“ in ihrer Predigt. Was macht einen Menschen überhaupt groß? Sein Haus, sein Auto, sein Bankkonto? Oder seine Fitness? Vielleicht auch die Anzahl seiner Follower? Zu Jesus Zeiten war es wohl eher die Nähe zum Herrn, die groß machte. „Jeder Mensch lebt davon, dass er gesehen wird. Jeder will geschätzt und respektiert werden“, stellte die Bischöfin eingangs ihrer Predigt heraus.

Diese so menschlichen Grundbedürfnisse seien für Christen vom großen Ja Gottes getragen. Hier passte der Bezug zur Jahreslosung 2023 „Gott sieht mich“ sehr gut. Dies sei die Zusage, die Basis, „dass uns alle jemand sein lässt“. Auf dieser Basis könnten wir alle anders leben, als die, die sich mit Ellenbogen Achtung und Respekt verschafften. „Wir sind schon wichtig, ganz ohne unser Zutun“, so die Bischöfin.

Die Frage sei, ob wir Menschen dies aushielten, aus der Anerkennung Gottes zu leben, die er uns einfach schenke. Was treibt uns? Und was mache das Dienen so schwer? Natürlich sei das eine Herausforderung. Denn: „Wer macht sich schon gerne klein, damit andere größer sind?“, hinterfragte Beate Hofmann. Und natürlich strenge der Dienst für andere immer an. Das Sich-Kümmern um ein Neugeborenes oder um einen Pflegebedürftigen ließe uns Menschen auch schon mal an unsere Grenzen kommen.

Allein deshalb brauche es Balance und Pausen. „Die Hinwendung zu anderen ist auch etwas sehr Wertvolles“, betonte die Bischöfin. Es tue gut, für andere da zu sein, erfülle, mache Sinn und sei eine Form, Größe zu zeigen. Natürlich sollten die anderen das auch anerkennen. „Eine Gesellschaft, in der jeder nur an sich selbst denkt, verroht“, stellte sie heraus und meinte weiter: „Wir können Größe zeigen, indem wie wir anderen Menschen begegnen, weil wir selbst schon groß sind.“ Die Evangelische Allianz im Haseltal hatte den Gottesdienst vorbereitet. Rainer Usbeck als Moderator wollte von der Bischöfin wissen, welche Bedeutung Allianz für sie habe. „Allianz ist eine wichtige Kraft, Vertrauen zu stärken“, antwortete sie. Und zum Strukturwandel in der Kirche meinte sie: „Unser Auftrag bleibt. Wir müssen immer wieder neue Wege finden, den Glauben zu leben.“

Drei Jahre Pause

Am Dörflichen finde sie die Gemeinschaft und Stärke der Menschen, besonders, dass hier aufeinander geachtet werde, sehr interessant. Zentrales Anliegen des Gottesdienstes war es, den Menschen Hoffnung zu geben. Über drei Jahre mussten die Haseltal-Gottesdienste pausieren. Jetzt fanden sich um die 400 Damen, Herren und Kinder in der Haseltal-Halle in Steinbach-Hallenberg ein, darunter auch Bürgermeister Markus Böttcher und der Dekan des Kirchenkreises Ralf Gebauer.

Aufgelockert wurde der Gottesdienst durch ebenso ansprechende wie fröhliche Liedbeiträge des Frauensingkreises Rotterode, der durch den Kinder- und Jugendchor Steinbach-Hallenberg verstärkt wurde. Ebenso wie der Posaunenchor Steinbach-Hallenberg wurde das Ensemble geleitet von Kantorin Dorothea Krüger. Zum guten Schluss stellte sich Andreas Malessa vor und lud zu zwei Themenabenden, der zweite am heutigen Dienstag, ins Foyer der Steinbach-Hallenberger Regelschule ein.

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