Stänichä-Kerwa-Umzug Revival mit Anlaufschwierigkeiten

Madlen Pfeifer
Ob der Fußball nach dem großen letzten Umzug in 2019 auch zur 2023er Auflage des Festzuges eine Rolle spielt, zeigt sich am Kirchweihsonntag, 20. August um 14 Uhr. Foto: Carl-Heinz Zitzmann/Carl-Heinz Zitzmann

Der Countdown zur Stänichä Kerwa läuft. Am 17. August startet das fünftägig Festtreiben. Nach drei Jahren Pause soll’s heuer auch wieder einen Festumzug geben. Der feiert dieses Jahr einen runden Geburtstag. Doch die Vorbereitungen fürs Comeback zum 30. könnten besser laufen.

 
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„A Kerwa ohna Ümzuch is wie a Silvester ohna Feuerwerk.“ Jener Satz war vergangenes Jahr auf so manchem T-Shirt zu lesen, als am Sonntagnachmittag zur Steinacher Kirchweih nicht ganz einhundert Frauen und Männer jene Route entlang marschierten, auf der sich sonst der Umzug durch de Stadt schlängelt. Es war das dritte Jahr in Folge, in dem es im Zuge von Pandemie und Planungsunsicherheiten statt des großen Festzuges nur eine Mini-Version in Form eines Spazierganges gab. Eine, die mancher als Frust-Variante deutete und andere als Wahrung der Tradition betrachteten. Wie auch immer. Heuer nun soll das Großformat am Kirchweihsonntag wieder aufleben. Allerdings gestaltet sich das nicht so einfach.

Ihren letzten üppigen Umzug hat die Stadt 2019 erlebt, als die Kerwa eingebettet war ins 500-jährige Jubiläum Steinachs. In 80 Bildern verkörpert von mehreren hundert Akteuren ging’s damals fast ausschließlich historisch zu und chronologisch durch die Geschichte der Brunnenstadt. Es dürfte wohl neben dem Umzug zur 475-Jahrfeier der größte seit der Premiere im Jahr 1990 gewesen sein. Isolde Mahr, langjährige Vorsitzende des Kirmes- und Karnevalsvereins Steinach, hat den Festzug seinerzeit initiiert und seither organisiert. Nach der Auflage in 2019 wollte sich die heute 84-Jährige zurückziehen. Eigentlich.

Isolde Mahr. Foto: Carl-Heinz Zitzmann/Carl-Heinz Zitzmann

Motiviert sind die Steinacher an den Neustart nach der Pandemie-Zwangspause rangegangen, haben etwa vor etlichen Wochen einen Aufruf gestartet, um Mitstreiter zu gewinnen. „Lasst uns aus unserem Umzug wieder etwas Großes machen, so, wie wir und unsere Gäste das gewohnt sind. Jeder ist gerne gesehen und wird gebraucht“, lautete der Aufruf von Marcel Resch aus Steinach. Man war auf der Suche nach Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern – am liebsten, aber nicht ausschließlich aus Steinach selbst –, die sich als Bergleute, Forstmänner, Waschweiber und mehr am Festzug beteiligen und heuer mitmarschieren. „Insgesamt haben wir damit gut 40 Leute gefunden“, sagt Resch. „Aber es könnten locker noch mal 20 bis 30 mehr sein.“

„Wir brauchen Darsteller“, bringt es Isolde Mahr auf den Punkt und spricht damit das Hauptproblem in diesem Jahr an, den Personalmangel. Viele Leute seien heuer zu der Kerwazeit im Urlaub, weiß die Seniorin. Andere hätten zunächst zugesagt, aber inzwischen eine Absage hinterher geschoben. Wieder andere treffen vage, für die Organisatoren wenig planbare Aussagen. Und dann, so Mahr, seien einige Akteure auch derweil verstorben. Als „ganz schwierig“ bezeichnet die Steinacherin die Mitstreiter-Akquise in diesem Jahr. Woran es liegt, kann sie nur erahnen. In drei Jahren ohne den Umzug sei womöglich die Routine bei manch einem verloren gegangen. Vielleicht habe auch das Regenwetter der vergangenen Wochen die Stimmung getrübt. Was auch immer es war und ist: Früher, so Mahrs Eindruck, „war mehr Motivation da“.

Thüringer Kirmes soll ein Bild werden

Im Schnitt, blickt das Umzugsurgestein zurück, sei man mit 65 Bildern am Kirchweihsonntag durch die Stadt gezogen. Bis jetzt komme man auf Teilnehmer, die für 55 bis maximal 60 Bilder reichen. Und Mahr hat bereits etliche, auch altbekannte Gesichter mit ins Boot geholt: Kindergarten, Schulen, Vereine und Gewerke aus Steinach, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus. Die Glasprinzessin aus Lauscha etwa ist mit dabei, ebenso die Brauerei Gessner oder der Verein „Ländliche Traditionen“ Sonneberg. Und so gern hätte die Umzugsmacherin heuer auch die Thüringer Kirmes als Bild im Festzug verortet. „Das wäre eine Bereicherung“, findet sie.

„Ich bin für jeden dankbar, der geholfen hat und noch mit helfen möchte“, sagt Mahr. In der Hoffnung, dass nach dem Regen der vergangenen Tage mit dem zurückkehrenden Sonnenschein auch die Stimmung, die Lust und die Motivation steigt, sich doch noch dem Jubiläumsumzug anzuschließen. An fehlenden Kostümen oder Utensilien soll’s jedenfalls nicht scheitern. Der Fundus der Steinacher gibt noch dies und jenes her. Etwa, wie Mahr als Beispiel benennt, für ein paar Waschweiber.

Der Aufruf der Steinacher gilt also auch eine Woche vorm Umzug noch: Wer sich spontan auf den letzten Metern an den Vorbereitungen und, oder am Umzug selbst beteiligen möchte, der möge sich bei Marcel Resch melden unter (0171) 9913486.

Man darf gespannt sein, ob sich noch ein paar Mitstreiter für die 30. Auflage des Festzuges finden und ob es dann heute tatsächlich das letzte Mal gewesen sein wird, dass Isolde Mahr die Organisation übernimmt. Gern würde sie die Aufgabe an die Jüngeren abtreten. An jemanden, der sich so wie sie mit „ein bisschen Veranlagung, Lust und Liebe“ künftig der Sache widmet.

Das Programm rings um den Rummel

Das ist an fünf Tagen in Steinach los

Donnerstag, 17. August
  17 Uhr: Eröffnung der Sonderausstellung von Marianne Didschuneit – Vernissage Malerei und Grafik auf der Kunstetage im Deutschen Schiefermuseum 18 Uhr: Konzert des Gesangverein Steinach 1838 e.V. im Biergarten der Gaststätte „Goldener Anker“ 20 Uhr: Jugendtanzveranstaltung mit Liveband „Antitoxin“ auf der Nordseite des Marktes

Freitag, 18. August
  14 Uhr: traditionelle Eröffnung auf der Nordseite des Marktes 14 bis 18 Uhr: Modelleisenbahn-Ausstellung im Bahnhof Steinach durch die Freunde der Eisenbahn Steinach-Lauscha e.V. 18 Uhr: Fußballspiel der Alten Herren: SV 08 Steinach gegen SG Köppelsdorf/SG 51 im Fellbergstadion 19 Uhr: Tanzveranstaltung mit Liveband „Rock69“ auf de Nordseite des Marktes

Samstag, 19. August
  9 Uhr: Kirchweihwanderung des Thüringerwald-Vereins e.V. Steinach – Treffpunkt Bahnhof Steinach 10 bis 18 Uhr: Modelleisenbahn-Ausstellung im Bahnhof Steinach durch die Freunde der Eisenbahn Steinach-Lauscha e.V. 12.45 Uhr: Fußballpunktspiel: SV 08 Steinach II gegen SG SV 1911 Mendhausen im Fellbergstadion 13 bis 16 Uhr: Zierfischbörse durch den Aquarienverein Steinach e.V. im ehemaligen Café Vaterland (gegenüber der Kirche) 14 Uhr: Bücher-Café in der Steinacher Kirche 15 Uhr: Fußballpunktspiel: SV 08 Steinach I gegen SpVGG Siebleben 06 im Fellbergstadion 19 Uhr: Disco mit DJ Silvio auf der Markt-Nordseite

Sonntag, 20. August
  9.30 Uhr: Kirchweihgottesdienst in der Kirche ab 11.30 bis 14 Uhr: Rouladen-Essen im Sporthotel Outdoor Inn (nur nach Vorbestellung) 10 bis 18 Uhr: Modelleisenbahn-Ausstellung im Bahnhof Steinach durch die Freunde der Eisenbahn Steinach-Lauscha e.V. 14 Uhr: Bücher-Café in der Steinacher Kirche 14 Uhr: Großer Jubiläumsumzug (30. Umzug) ab 14 Uhr: Unterhaltungsmusik durch DJ Kai 19 Uhr: Disco mit DJ Silvio auf der Markt-Nordseite

Montag, 21. August
  10 Uhr: Doppelkopfturnier auf dem Sparkassen-Parkplatz durch den Förderverein des SV 08 Steinach; am Abend Musik von DJ Flo 16 Uhr: Kerwäsbegräbnis mit Begräbnisrede auf der Nordseite des Marktes 22 Uhr: Großes Feuerwerk

Und sonst noch
An allen Tagen von Freitag bis Montag stehen zahlreiche ambulante Händler und viele Fahrgeschäfte bereit.Täglich ab 9 Uhr findet auf dem Parkplatz der Sparkasse die Sportlerkerwa mit abendlicher musikalischer Unterhaltung statt.Ebenso täglich von 15 bis 22 Uhr lädt das Sporthotel Outdoor Inn zur Ruhe-Oase in den Innenhof zu Pizza, Bowls und Cocktails ein.

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