Stadtfest in Scheusingen 700 Klöße waren schnell gegessen

Karin Schlütter

Nach zwei Jahren Zwangspause feierte Schleusingen am Wochenende das 29. Burg- und Stadtfest. Zu den Höhepunkten rockten hunderte Besucher den Markt. Auf der Speisekarte standen eine atemberaubende Menge Klöße und 350 Rouladen.

 
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Es wäre kein Schleusinger Stadtfest, würde es nicht mindestens einmal richtig hinein regnen. Zum Glück schüttete es nur Samstagnachmittag mal kräftig – das war lediglich das Aus für die Hüpfburg. Alle Hauptveranstaltungen blieben trocken, jedenfalls von oben. Ansonsten gehört natürlich auch ein guter Tropfen zu einem Fest, ob Schwarzbacher Bier oder ein guter Wein. Letzteren schenkte nicht nur der veranstaltende Sportclub 07 aus. Konkurrenz brachte die Delegation aus Breitenbachs Partnergemeinde Ilbesheim in der Südpfalz mit Bürgermeister Peter Jean mit.

Das 29. Burg- und Stadtfest stand auch ganz im Zeichen der Gemeindepartnerschaften. Gäste aus Schleusingens Partnerstadt Plettenberg mit Bürgermeister Ulrich Schulte und dem Schützenverein feierten kräftig mit. Gefeiert wurde – nach zwei Jahren Pause – endlich mal wieder richtig und in den Strukturen wie es immer war, mit Freibieranstich und Chorkonzert am Freitag mit anschließender Partymusik von den Luckytones bis in die Nacht. Dass die Abitaufe am Samstag dazu gehört, ist mittlerweile längst Tradition, ebenso das Programm für die Kinder am Nachmittag, das mit Liedern, Gedichten und Tänzen der Grundschüler begann.

45 Minuten Comedy am Stück

Den Auftakt zum Abendprogramm gab mit Jaqueline Feldmann eine Comedienne aus Plettenberg, die 45 Minuten ohne Pause das aufs Korn nahm, was sich im zwischenmenschlichen Alltag so abspielt. Selbst dem Schleusinger Stadtchef entlockte sie, dass seine neue Beziehung Marina heißt.

Bürgermeister André Henneberg und Sebastian Fleischmann in seiner Funktion als Mitglied des Kreisfachausschusses Fußball ehrten im Anschluss die besonders erfolgreichen Sportler und Mannschaften der Stadt, ehe die Weimarer Band „Borderline“ den Markt rockte. Das sollte sie schon vor zwei Jahren tun, doch da hat Corona Stadtfeste verboten. So feierte in diesem Stadtfest auch die Sehnsucht nach Geselligkeit, Spaß und Unterhaltung mit. Und es gab ja auch Grund zum Feiern. Viele ehemalige Gymnasiasten feiern ihr Abiturjubiläum in Schleusingen, die Kirchgemeinde feiert mit einem festlichen Gottesdienst am Sonntagmorgen den Abschluss der Bauarbeiten an der St.-Johannis-Kirche. Dazu war auch die ehemalige Pfarrerin Dorothea Söllig gekommen, unter deren Ägide vor 13 Jahren die umfangreichen Arbeiten begannen.

Festumzug ohne viel Musik

Für das traditionelle Sonntagsessen mit Klößen und Rouladen sorgte der Verein Schleuseblick aus Geisenhöhn und entschuldigte sich, dass die 700 Klöße und 350 Rouladen nicht für alle, die sie begehrten, reichten. Doch zumindest erreichte die Musik der Stadtkapelle die Ohren der Gäste.

Höhepunkt am Sonntag war wie immer der Festumzug der Vereine. 23 Gruppen aus dem großen Schleusingen allen voran der Schleusinger Stadtrat mit den Gästen aus Partnergemeinden. Doch ein Umzug ohne richtige Musik „das war ein Trauermarsch“ schallte es im Anschluss empört von der Bühne als die Schützenkönige geehrt wurden. Dem Chef der Schleusinger Schützengilde, Thomas Imber, war es sichtlich peinlich, dass die Schützen aus Plettenberg, die sich in voller Montur präsentierten, so ganz ohne Musik laufen mussten.

Das heißt Musik gab es vorne dran, aber die Musiker der Steinbacher Blaskapelle spielten vom Wagen aus. Da scheint sich etwas anzubahnen, das sich auch schon bei der Abitaufe zeigte: Die Blaskapellen haben nicht mehr genug jüngere Leute, die fit genug sind zu Laufen und dabei zu musizieren, denn das fordert schon einiges ab. So gesehen, dürfte es auch für die Zukunft problematisch werden, Festumzüge oder Kirmesumzüge musikalisch zu begleiten.

Doch nicht desto trotz, präsentierten sich die Vereine und gestalteten den Festumzug mit, besonders auffällig die Museumsfreunde, die in Kostümen die Vielfalt des Naturhistorischen Museums zeigten oder der SCC Slusia in Garde- und Showtanzkostümen, der Gartenverein verteilte kleine Blumensträuße an Besucher, die zahlreich, vor allem in der Innenstadt die Straßen säumten. Der Thüringen-Heißluftballon aus Gethles fauchte und warb für die 25. Montgolfiade im August in Heldburg. Übrigens nutzten auch andere Institutionen das Stadtfest, um zu werben. Das Meininger Theater verteilte den Spielplan der kommende Saison und brachte auch Kulissen und Utensilien mit. Der Verein Provinzschrei erinnerte an die Veranstaltungen im Roten Ochsen.

30. Stadtfest wird neu ausgeschrieben

Im Anschluss an den Festumzug erlebten hunderte Besucher ein kleines Programm der Tanzgruppen des Schleusinger Carneval Clubs Slusia mit. „Wir wollen zeigen, dass es uns noch gibt“, sagte Präsident Axel Hübner. „Faschingsveranstaltungen hatte Corona verboten und auch die Tanzgruppen konnten lange nicht oder nur per Video trainieren. Und so zeigten die Tanzmariechen und die anderen Tanzgruppen kleine Ausschnitte der Tänze für die neue Saison. Zu einem kleinen lustigen Quiz holte der Präsident die beiden Bürgermeister von Plettenberg und Schleusingen auf die Bühne. Am Ende ist es Schleusingen, die größer, schöner ist und den höheren Berg hat.

Das Schleusinger Stadtfest unter der Regie des SC 07 ist Geschichte mit all seinen Höhepunkten und kleinen Unzulänglichkeiten. Das Jubiläums-Stadtfest im nächsten Jahr wird neu ausgeschrieben, kündigt der Bürgermeister an. Das wird aber höchste Zeit, denn Künstler, Bands und andere dürften bald gebucht werden.

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