Stadtbrandmeister Rücktritt vom Rücktritt

Steigt wieder ein: Marcel Koch will wieder ehrenamtlich als Stadtbrandmeister und Wehrführer Foto: Steffen Ittig

Marcel Koch ist wieder Stadtbrandmeister von Hildburghausen. Der 43-Jährige hat seinen Rücktritt in einer Vollversammlung unter Vorbehalt zurückgezogen – wenn die Stadt bestimmte Voraussetzungen schafft.

 
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Nachdem auch von internen Querelen der Feuerwehr Hildburghausen die Rede war, die mit zum Rücktritt des Stadtbrandmeisters Marcel Koch zum 31. Juli geführt hatten, kam das Bekenntnis zur Vollversammlung am Mittwochabend in dieser Deutlichkeit überraschend. Alle anwesenden Feuerwehrleute im gut gefüllten Saal des Stützpunktes in der Kreisstadt hätten sich erhoben, um dem 43-Jährigen, der zuvor dieses Amt seit 2014 bekleidet hatte, das Vertrauen auszusprechen, berichtete Bürgermeister Tilo Kummer (Die Linke) aus der nichtöffentlichen Sitzung. „Man hätte eine Stecknadel fallen hören“, beschrieb Stadtrat Thomas Schmalz (Pro Hbn) diesen wichtigen Moment. So leise sei es gewesen, ehe lauter Beifall aller vier Wachen und von Gästen aufbrandete. Anschließend habe Koch zugesagt, bis zum Ende der Wahlperiode Anfang 2024 wieder ehrenamtlich als Stadtbrandmeister und Wehrführer tätig zu sein, informierte Kummer – vorausgesetzt, die Stadt schaffe die entsprechenden Voraussetzungen. Mit Johannes Adam, der als stellvertretender Wehrführer zurückgetreten war, werde er zeitnah für eine Lösung zur weiteren Zusammenarbeit sprechen. „Ein großes Dankeschön gebührt von der Seite der Stadtverwaltung dem stellvertretenden Stadtbrandmeister Christian Kahlert, welcher die Wehr in den letzten schwierigen Wochen geleitet hat“, sagte Kummer.

„Tränen, Wut, Entsetzen und Hoffnung“

Abberufen worden war Marcel Koch, der eine vielschichtige Gemengelage als Grund für seinen damaligen Schritt angegeben hatte, bislang nicht. Dabei hatten neben Feuerwehr-internen offensichtlich auch Probleme in der Zusammenarbeit mit dem Stadtrat und der Stadtverwaltung zum Rücktritt geführt, sagte Kummer auf Nachfrage unserer Redaktion am Donnerstag. Er hatte zu Beginn der Versammlung gesagt: „Ich persönlich wünsche mir Marcel Koch zurück und werde alles daransetzen, dass er wieder seinen Dienst für die Stadt Hildburghausen aufnimmt.“ Der abwehrende Brandschutz und die allgemeine Hilfe als Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr seien gleichzeitig auch eine Kernaufgabe der Stadt. Deshalb wäre es eine besondere Verpflichtung für den Bürgermeister, die Einsatzbereitschaft der leistungsstärksten Wehr des Landkreises sicherzustellen.

Thomas Schmalz berichtete, „Tränen, Wut, Entsetzen und Hoffnung lagen eng beieinander“ in der Vollversammlung. Einige Feuerwehrleute hätten die Möglichkeit zur Aussprache genutzt und es habe heftige Angriffe auf die Verwaltung, speziell auf Haupt- und Ordnungsamt, gegeben. Auch der Stadtrat Burkhard Knittel (Wählergruppe Feuerwehr) sei stark angegriffen worden wegen seiner Aussagen zu Marcel Koch in der Öffentlichkeit.

„Es wurde ein Prozess vereinbart, wie die deutlich gewordenen Probleme behoben werden können“, teilte Tilo Kummer mit. „Die Fortschritte auf diesem Weg sollen in einer neuen Vollversammlung in drei Monaten ausgewertet werden.“ Auf Nachfrage erläuterte der Bürgermeister, es solle in der Stadtverwaltung eine ihm zugeordnete Koordinierungsstelle Feuerwehr eingerichtet werden, damit die extreme Belastung für das Ehrenamt – wie für Marcel Koch in seiner Doppelfunktion – und Koordinations- sowie Kommunikationsprobleme reduziert werden könnten. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen“, bekannte Kummer nach Kochs Zusage und verwies auf die Bedeutung der Feuerwehr Hildburghausen im Landkreis. Der frühere Kreisbrandinspektor Michael Friedel habe sie in der teilweise hitzigen, aber konstruktiven Debatte, die Philipp Major vom Landratsamt moderierte, als „Speerspitze des Brand- und Katastrophenschutzes im Landkreis“ bezeichnet.

Koch befindet sich in Wartestellung

Marcel Koch wartet darauf, seine ehrenamtlichen Amtsgeschäfte wieder aufzunehmen, wenn dafür die Rahmenbedingungen geschaffen sind. Laut Tilo Kummer soll zeitnah ein Treffen mit ihm, Koch und Mitarbeitern des Ordnungsamtes stattfinden, um die notwendigen Maßnahmen und deren Umsetzung zu besprechen. „In den nächsten Tagen wird gemeinsam ein Konzept erarbeitet, sodass in Zukunft das Ehrenamt entlastet wird“, sagte Kummer. Das junge Team im Ordnungsamt der Stadt sei bereit, neue Wege mitzugehen und übernehme gerne weitere Aufgaben. „So wurden bereits mehrere Ideen entwickelt“, sagte Kummer. Ein Vorschlag der Vollversammlung der Feuerwehr, einen regelmäßigen Newsletter an alle Mitglieder der Wehr einzurichten, werde zeitnah umgesetzt, sodass Transparenz und Informationskultur gefördert würden, versprach er.

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