Spott nach AfD-Wahl Satireportal: SON im Krieg mit HBN

Meldung des Satire-Portals „Der Postillion“. Foto: /Screenshot

Die Republik ist nach dem Ergebnis der Landratswahlen in Sonneberg in Aufregung. Ein Satireportal hat sich die Aufmerksamkeit zunutze gemacht und einen Krieg mit Hildburghausen erfunden.

 
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Satire darf bekanntlich nicht alles, aber doch ziemlich viel. „Nach dem Wahlsieg der AfD hat der Thüringer Landkreis Sonneberg heute überraschend den Nachbarlandkreis Hildburghausen überfallen“ meldet das Internetportal „Der Postillion“. Die populäre Seite veröffentlicht täglich satirische Beiträge im Stil von Zeitungsartikeln und Agenturmeldungen. Der Stil ist nachrichtlich-seriös, weshalb gar nicht mal so wenige Zeitgenossen den fröhlichen Unsinn für bare Münze nehmen.

Hildburghausen habe Sonneberg provoziert, heißt es in der Meldung. „Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“, erklärte Sesselmann. „Wir handeln in Notwehr, sind aber auch bereit, die Gebiete Hildburghausens ‚heim in den Kreis’ zu führen, wie man so schön sagt.“ Die Truppen des Landratsamtes hätten bereits „Veilsdorf und Hesseberg“ eingenommen und stünden kurz vor der Kreisstadt. Bei Hesseberg ist dem Postillion-Kriegsberichterstatter aber vermutlich im Eifer des Gefechts ein Fehler unterlaufen. Im Landkreis Hildburghausen gibt es nur ein Heßberg.

Wie der Postillion meldet, sind die Nachbarlandkreise Saalfeld-Rudolstadt, Kronach oder Coburg in größter Sorge und zitiert einen Coburger Kommunalpolitiker: „Die wollen da drüben wohl einen tausendjährigen Kreis aufbauen, so wie sich das anhört.“ Robert Sesselmann werde bereits von seinen Anhängern als „Größter Landrat aller Zeiten“ (“GröLaZ“) gefeiert. Das ist natürlich böse und unangemessen, aber so funktioniert Satire.

So reagieren die Leser des Beitrages

Die Leser des Beitrages spielen mit. „Vielleicht braucht Sonneberg dringend einen Platz an der Sonne“, kommentiert einer. Ein anderer vermengt den Putschversuch in Russland damit: „Ich mach jetzt meine Privatarmee und nenne die die Metallica-Truppe und putsche die korrupte und bourgeoise Eliten von Sonneberg weg... Also fast. In Wehd dreh ich um und geh ins Exil in Coburg.“ Der nächste hat weitere Informationen: „Ich habe gehört, dass die involvierten Truppen begnadigt und in die Bundeswehr eingegliedert werden und der Anführer ins Exil nach Österreich geht. Vielleicht bin ich aber auch mit meinem Nachrichten- Feed durcheinander gekommen.“ 418 Kommentare waren es bislang.

Historische Einordnung

Adolf Hitler hat am 1. September vor dem Reichstag den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit diesen Sätzen begründet: „Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer selbst sich von den Regeln einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als dass wir den gleichen Schritt tun. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich, gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind.“

Gröfaz (auch in der Schreibweise GröFaZ) ist ein als Spottname gebrauchtes Akronym für „Größter Feldherr aller Zeiten“ und bezeichnet Adolf Hitler. Der an andere gebräuchliche Abkürzungen wie OSAF (für „Oberster SA-Führer“) angelehnte Ausdruck verbreitete sich ab 1943 nach der Schlacht bei Stalingrad. Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel hatte 1941 nach dem Sieg über Frankreich gesagt: „Mein Führer, Sie sind der größte Feldherr aller Zeiten.“

Die ältesten Landkreise

Kriege zwischen Hildburghausen und Sonneberg hat es nie gegeben. Beide Landkreise gehören allerdings zu den ältesten in Thüringen und entstanden zeitgleich. Bei der Neuordnung des Herzogtums Sachsen-Meiningen im Jahr 1869 wurde aus den Verwaltungsämtern Hildburghausen und Römhild der Landkreis Hildburghausen als einer von vier Landkreisen gebildet. Die anderen drei Landkreise waren Saalfeld, Sonneberg und Meiningen. Nach der „Gothaischen Erbteilung“ 1826 wurden die Dörfer Mupperg, Mogger, Oerlsdorf, Liebau, Lindenberg und Rotheul, die bis dahin zu Sachsen-Coburg gehörten, dem Amt Sonneberg angegliedert. Mit der Verwaltungsreform in Sachsen-Meiningen im Jahre 1829 wurden die bestehenden Ämter aufgelöst und zu einem Verwaltungsamt Sonneberg vereinigt. Mit der Bildung von Kreisen in Sachsen-Meiningen entstand 1869 aus dem Verwaltungsamt der Kreis Sonneberg.

Irgendwie fast ein Krieg

Gekracht hätte es beinahe doch einmal. Im Jahr 2017. Die Thüringer Landesregierung plante im Zuge ihrer Kreisgebietsreform einen Südkreis mit den jetzigen Kreisen Sonneberg, Hildburghausen und der Stadt Suhl. Neue Kreisstadt sollte Hildburghausen werden. In Sonneberg gab es Massendemonstrationen. Bei einer geplanten Gebietsreform 2013 drohten die sprachlich fränkische geprägten Landkreise Hildburghausen und Sonneberg, nach Bayern zu wechseln. Aber auch diese Gebietsreform musste ausfallen. Funktioniert hatte nur eine kleine Kreisreform 1994, bei der Hildburghausen und Sonneberg allerdings an Gebieten und Einwohnern zugelegt hatten.

Ganz historisch: war ganz Südthüringen im Mittelalter Teil der fränkischen Grafschaft Henneberg.

www.der-postillon.com

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