Sonneberger Impfzentrum Mietvertrag verlängert, weiterhin geöffnet

Sarah Jakob
Hereinspaziert: Auch diesen Sommer gibt es die Möglichkeit, sich gegen Corona immunisieren zu lassen Foto: Sarah Jakob

Impfstoffmangel, Demos, Doppelschichten und große Dankbarkeit: Über eineinhalb Jahre Impfstelle in Sonneberg und darüber, wie es ab jetzt weitergeht, berichtet deren Leiter Christian Jauer.

 
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Es ist ruhig in der Köppelsdorfer Straße 36, wo seit Januar 2021 die Spritze gegen das Coronavirus verabreicht wird. Erinnert man sich an den Beginn des vergangenen Jahres zurück, kommen einem Bilder von langen Schlangen bis hin zum Pikoplatz in den Sinn. Damals, als die Impfstoffe noch knapp und die Nachfrage bei Risikogruppen riesig war, kamen täglich um die 180 Menschen zur Impfstelle (Freies Wort berichtete am 5. Februar). Doch nun, wo viele Impfwillige bedient und die Immunisierungen teilweise mehrfach aufgefrischt wurden, zeichnet sich kein Hochbetrieb mehr an Christian Jauers Einsatzort ab. Es stellt sich die Frage, wie es weitergeht mit dem Sonneberger Impfzentrum. Muss es nun schließen, wie einige andere im Bundesland?

Diese Frage kann der Standortleiter direkt mit einem „Nein“ beantworten. Die Stätte für den schützenden Pieks gegen das Coronavirus in der Innenstadt bleibt bestehen. „Wir haben unseren Mietvertrag bis zum 31. Dezember 2022 verlängert“, führt der 35-Jährige aus. Damit ist Sonneberg einer von insgesamt 15 Standorten in ganz Thüringen, denen ein Impfzentrum mit „allem drum und dran“ erhalten bleibt. Da „gerade nicht so viel los ist“, wurden zwar die Kernöffnungszeiten abgeändert, jedoch betont der Impfstellenleiter, dass „die Leute jederzeit anrufen können, wenn sie es zu den regulären Öffnungszeiten nicht schaffen“. Es werde niemand, der sich gegen Corona schützen möchte, in der Köppelsdorfer Straße abgewiesen.

Dass in der Spielzeugstadt weiterhin die Möglichkeit zur Anti-Corona-Spritze besteht, findet Jauer richtig und wichtig: „Wir als Station in Sonneberg decken damit den südlichen Teil Thüringens ab und sind auch für Menschen aus Kronach, Neustadt und Coburg schnell zu erreichen.“

War am Anfang die Immunisierung noch stark umkämpft und in Prioritätsgruppen aufgeteilt, kann man mittlerweile ohne Termin vorbeischauen und hat die Wahl zwischen allen zugelassenen Präparaten, also die Vakzine von Biontech, Moderna, Johnson und Johnson und Novavax.

Dennoch ist es an der Zeit, einmal ein Resümee zu ziehen über die bisherigen Monate. Als Impfstellenleiter weiß Jauer Bescheid über anfängliche Schwierigkeiten, Organisationshürden und das Zwischenmenschliche, das bei seinem Team immer an erster Stelle stand. Seit der Pockenimpfung Anfang der 1980er Jahre gab es eine solche Situation nicht, man „wusste nicht, was als nächstes kommt“ und bei aller Skepsis gegenüber den bereits lange erforschten mRNA-Vakzinen setzten die Helfer von Beginn an auf Beratung . Allerdings wurden gerade im Süden Thüringens, um Sonneberg und Hildburghausen, Stimmen laut gegen die Pandemiebestimmungen und die Impfstoffe.

Anders, als gedacht

Gegenwind gab es auch in der Köppelsdorfer Straße: „Ganz am Anfang haben sich einmal ein paar Demonstranten versammelt, aber diese wurden zeitnah von der Polizei an einen anderen Ort verwiesen“, erinnert sich der Koordinator. Von weiteren Anfeindungen blieb das Team aus der Spielzeugstadt verschont. Darüber bekennt sich Jauer sehr erleichtert, habe er vor einigen Monaten doch mit mehr derartigen Aktionen gerechnet. „Das lief zum Glück anders, als gedacht, vor allem, was die Region um Sonneberg und Hildburghausen betrifft.“Nach den Berichten in den Medien über Querdenker-Demos habe man sich auch in der Spielzeugstadt gewappnet, an vollen Tagen sei immer Security vor Ort gewesen.

In der Praxis legten sich alle Hilfskräfte derweil ins Zeug, damit jeder seine Spritze erhalten konnte und das Tagesgeschäft reibungslos ablief. Und die Anzahl der verabreichten Dosen verdient Respekt: Über 60 000 Stück sind es. Eine beachtliche Menge, die den Leiter selbst immer noch fasziniert. Und aller Negativschlagzeilen zum Trotz wurden auch im Landkreis Hildburghausen 41 000 Spritzen abgegeben.

Das Erreichte sei ohne das Team, bestehend aus 60 abwechselnden Helfern, nicht möglich gewesen, meint Jauer. Mittlerweile habe man zwar etwas reduzieren müssen, aber ihm zufolge sei man „stets bereit, falls eine neue Welle anläuft“. Dann könnten wieder vermehrt Kräfte gefordert sein, wie in der Deltawelle vom Winter 2021. Damals haben viele Mitarbeiter „gefühlt in Doppelschichten gearbeitet“, weil oft bis spät in die Nacht Patienten empfangen wurden, es aber am nächsten Morgen direkt weiterging im Programm. „Das hat schon einiges abgefordert, aber letztendlich wollten wir niemanden wegschicken“, erklärt der eigentlich aus dem Qualitätsmanagement stammende Impfstellenleiter.

Auch für die Zukunft möchten sein Team und er alles daran setzen, die Gäste im Impfzentrum über die Vakzine aufzuklären und für eine hohe Impfquote zu sorgen. „Wir möchten den Leuten die Angst nehmen. Man darf nicht vergessen, dass an mRNA-Impstoffen schon lang geforscht wird und sie jetzt eben für Corona moduliert wurden.“ Und trotz Hürden sei eines immer gegenwärtig gewesen: Die Dankbarkeit und Erleichterung der Menschen, die den Pieks erhalten hatten.

Angesprochen auf die Berühmtheit des Sonneberger Impfzentrums aufgrund der vergangenen „Impfung-plus-gratis-Bratwurst-Aktionen“ muss Jauer lachen. Das – also beispielsweise die Erwähnung in den bundesweiten Medien – habe er so zwar niemals erwartet, aber das Ziel wurde erreicht: Möglichst viele Leute impfen. Und er kann schon wieder auf einen Termin verweisen: „Im Sommer planen wir einen Austausch mit unserer Gesundheitsministerin Heike Werner.“

Kurz und knapp: Das gilt es nun zu beachten

Die Öffnungszeiten des Sonneberger Impfzentrums belaufen sich im Juni auf Dienstag und Samstag, jeweils von 8 bis 8.30 Uhr sowie von 8.30 bis 13.30 Uhr. Wer keinen Termin hat, kann zu den Kernöffnungszeiten an beiden Tagen von 8 bis 12 Uhr vorbeikommen.

Außerdem hat die Impfstelle am Donnerstag von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Ohne Termin können sich Impfwillige von 14 bis 18 Uhr vorstellen.

Die Sprechstunde mit einem Kinderarzt für die Immunisierung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren ist von Mittwochnachmittag auf Samstagvormittag verschoben worden.

Das Team der Impfstelle bittet zu beachten, dass für Kinderimpfungen auch weiterhin Termine vereinbart werden müssen.

Wer auf Nummer Sicher gehen und einen Termin buchen möchte, kann das nach wie vor auf der Website www.impfen-thueringen.de tun. Die Impfstellen sind über die Kernöffnungszeiten hinaus pro Tag zwei weitere Stunden für einen vorab über die Terminvergabe vereinbarten Termin geöffnet.

Impfstellenleiter Christian Jauer zufolge sollte man sich gerade in der Urlaubszeit informieren, in welchen Ländern eine Impfung für die Einreise verlangt wird.

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