Sonneberg/Neuhaus Ein "Pflänzchen", das nicht so einfach verblühen soll

Von Stefan Löffler

Nach nunmehr anderthalb Jahrhunderten droht dem Männergesangverein 1865 Hönbach das Aus - wegen zu wenig Sängern. Mit fränkischer Hilfe kämpft man um's Weiterbestehen.

 
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Sonneberg-Hönbach - Vor 150 Jahren fanden sich im Dorfe einige Sangesfreunde zusammen und gründeten den Männergesangverein 1865 Hönbach. Chöre und Gesangvereine schossen damals in Deutschland wie Pilze nach einem warmen Herbstregen aus dem Boden. Heute hingegen - anderthalb Jahrhunderte später - ist der Kreis der Sänger des mittlerweile zur Kreisstadt Sonneberg gehörigen Hönbach kleiner geworden. Und zwar so klein, dass man nur noch im Verein mit Sängern aus den oberfränkischen Orten Rohrbach und Zeickhorn (beides Ortsteile der Gemeinde Grub am Forst im Landkreis Coburg) einen funktionsfähigen Männerchor zusammen bekommt. Aber desto mehr Chöre hierzulande auch zusammenschmelzen mögen, umso hartnäckiger halten die 24 Aktiven aus Hönbach, Rohrbach und Zeickhorn an ihrer Sängervereinigung fest. Das drückte sich jüngst wiederum aus, als man im Bürgerhaus (Alte Schule) das 150-jährige Bestehen des Hönbacher Männergesangsvereins feierlich beging. Ingbert Treybig, Sangesfreund aus Rohrbach und Holzschnitzer, überreichte den Jubilaren als besonderes Gastgeschenk einen herrlich geschnitzten Teller aus Lindenholz. Auf der Vorderseite prangen stolz die Wappen der drei Orte, aus denen die Mitglieder der Sängervereinigung stammen. Auf der Rückseite sind die Namen aller derzeit in der Vereinigung aktiven Sänger verewigt. "Wir haben uns über dieses herrliche Präsent sehr gefreut. Es wird einen Ehrenplatz in unserem Bürgerhaus bekommen", verspricht Siegfried Motschmann, der erste Vorstand des Hönbacher Männergesangsvereins.

Einleitend hatte er nicht nur die Ehrengäste der Festveranstaltung begrüßt, sondern auch auf die lange Historie des Vereins Rückschau gehalten. Alles begann damit, dass im Frühjahr 1865 mehrere Hönbacher Männer und Burschen an den damaligen Dorfschullehrer Oscar Pommer mit der Bitte herangetreten waren, einen Männergesangverein zu gründen und für diesen die musikalische Leitung zu übernehmen. Pommer sagte zu. Sein Bruder Guido erarbeitete ein Statut für einen solchen und am 1. März selbigen Jahres wurde er aus der Taufe gehoben. Der Verein zählte 22 Gründungsmitglieder. Oscar Pommer wurde als Dirigent 1876 durch Lehrer Ludwig Spieß abgelöst. Geprobt wurde alsbald im Althans'schen Wirtshaus, seit 1897 dann in der neuen, Friedel'schen Gastwirtschaft. 1898 war Fahnenweihe. Der Erste Weltkrieg brachte das Vereinsleben zum Erliegen. Nach dem Krieg dirigierte Lehrer Max Barnicol und dann nochmal Spieß - bis 1924 der neue Dirigent Albin Knoch kam, ein Landwirt aus Unterwasungen. 1939 bis 1947 (Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit) ruhte das Vereinsleben wiederum, um dann - mit gleich 65 Sängern - einen kräftigen Neustart zu machen. 1965 übergab Knoch die Dirigentschaft an Burkhard Linß, dem nachmaligen Leiter der Musikschule Sonneberg. 1977 bis 1993 wirkte man intensiv mit dem Oberlinder Chor zusammen. Als letzterer aufgelöst wurde, schloss sich der Rest der Linder Sänger den Hönbachern an. Dem verstorbenem, aber unvergessenen Horst Stegner gelang es, den Bestand des Gesangsvereins zu retten. Er war es auch, der den Judenbacher Roland Heublein als Dirigent gewann. 1997 errang der Männergesangverein sich mit der Zelter-Platte die höchstrangige Auszeichnung seiner Vereinsgeschichte.

Trotzdem schrumpfte auch er stetig. Da man schon seit den Zeiten nach der Grenzöffnung freundschaftliche Beziehungen zu den Sängern aus Rohrbach pflegte, tat man sich einfach zusammen, zunächst zu gemeinsamen Proben (ab 2001), dann zu einer festen Sängergemeinschaft. Zu dieser stießen auch noch die Zeickhorner Sänger hinzu. Heute sind von den 24, 25 aktiven Sängern nur noch ganze sieben aus Hönbach. "Ein Stück deutsche Volkskultur, die vor 150 Jahren ihren Anfang nahm, entwickelt sich stetig, aber unaufhaltsam zurück", kommentiert Motschmann diesen Abwärtstrend.

Die ausführliche Historie des Männergesangsvereins Hönbach wird man übrigens alsbald nachlesen können, in der etwa 100-seitigen Darstellung von Günter Sommer, der in Hönbach quasi der Ortschronist ist. Die Publikation soll noch vor Jahresende erscheinen.

Zur Feierstunde im Bürgerhaus war so mancher Freund und Gönner des Vereins gekommen. So, als Stellvertreter von Sonnebergs Bürgermeisterin Sibylle Abel, Heiko Voigt und Hönbachs Ortsbürgermeisterin Heidi Bitterer. Selbst Jürgen Wittmann, Bürgermeister von Grub am Forst, war erschienen. Die Schirmherrschaft über die Jubiläumsfeierlichkeiten hatte Landrätin Christine Zitzmann übernommen. Auch die Ehren-Repräsentanten des Vereins - Ehren-Dirigent Burkhard Linß, Ehren-Fahnenträger Helmut Müller und Ehrenmitglied Werner Rebhan (ehemals Hönbach, nun Neustadt-Wildenheid) durften nicht fehlen.

Befreundete Vereine wie der Feuerwehrverein Hönbach, der Verein "Ländliche Traditionen" und das "Alpenecho" gratulierten. Der derzeitige Dirigent Roland Heublein erfuhr ebenso besondere Erwähnung.

Ein gemeinsamer Festschmaus vereinte alle Versammelten an einer Tafel. Nach der großen Feier zieht der Alltag wieder ein. Zu dem gehört es, jede Woche mit dabei zu sein bei den gemeinsamen Proben der Sängergemeinschaft. Geprobt wird reihum, von Ort zu Ort. Der Hönbacher Männergesangverein ist heute wie ein Pflänzchen, das zwar schwächelt, aber dennoch nicht ganz verblühen soll. Das wäre schade fürs Vereinsleben eines Ortes, der 2017 "700 Jahre urkundliche Ersterwähnung" feiert.

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