Sonneberg - Eine Frage bewegte alsbald alle in Sonneberg, welche die schreckliche Brandnacht erlebten, welche nahezu ein Viertel der damaligen Stadtbevölkerung obdachlos machte: Wie ist dieses Feuer entstanden? Regionalhistoriker Karl Reichmann (1878-1949) schreibt 100 Jahre danach - am 27. August 1940 - dazu in der "Sonneberger Zeitung" (einsehbar im Stadtarchiv): "Als die zuerst aufgetauchte Vermutung, dass Leichtfertigkeit beim Krapfensieden die Ursache gewesen war, sich als unrichtig erwiesen hatte, vermutete man Brandstiftung. Die Volksstimme bezeichnete - erst leise, dann immer lauter - Andreas Döbrich, bei dem der Brand herausgekommen war, als den Urheber des Unglücks. Schon Louis Bischoff schrieb in seiner Abhandlung über den Brand: "Nur ein Mensch blieb ruhig und kalt diesem fürchterlichen Unglück gegenüber. Stand doch dort ein Mann und sah ruhig zu, wie ein Haus nach dem anderen zusammenstürzte. Was kümmerte es ihn? Wenn auch sein Haus das erste war, was brannte, er hatte ja gut versichert. Dass andere auch dabei zugrunde gehen würden, vermutete er wohl nicht. Nur einmal schien es, als schlüge sein Gewissen. Es war, als die Kirche brannte.Da sagte er: ,Ach ihr Nachbarn, ist das ein Elend!' Als diese aber antworteten: ,Ja, du hast recht, wer das getan, den sollte man gleich in die Flammen werfen'; da schlich er sich davon. Am Morgen wurde aus einem Keller, wohin die Leute viele Waren gebracht hatten, ein Fässchen Schnaps gebracht, da sagte Döbrich zu dem Träger: ,Du, der hat aber gut ausgehalten, der muss gut sein!' Er bekam aber keine Antwort, denn die Volksstimme hatte schon ihr Urteil über ihn gefällt. Alles wich ihm aus und suchte, seine Nähe zu meiden. Als dann nach einigen Tagen doch das Gerücht zu ihm drang, dass man ihn als Brandstifter bezeichne, ging er zu dem damaligen Kaplan Habenstein und sagte zu diesem: ,Meine Nachbarn, meine Mitbürger weichen mir aus. Sie halten mich für denjenigen, der das Feuer ausgelegt haben soll. Und ich bin so gewiss unschuldig als wie die Sonne, die am Himmel steht.' Da antwortete Habenstein: ,Bist Du unschuldig, so kannst Du ganz ruhig sein, bist Du aber schuldig, dann wird Gott Dein Richter.'"