Sonneberg - Am ersten Sonnabend im Monat heulen im Landkreis Sonneberg die Sirenen auf. Probealarm, gesteuert von der Rettungsleitstelle in Suhl. Das Ton-Signal bedeutet "Feuer!" Für die Feuerwehrleute allerdings hat es keine Ruffunktion mehr, denn die werden über Funkempfänger informiert.

58 Sirenen sind im Landkreis noch installiert, quasi hat jedes Dorf noch seine. Einst diente sie der Alarmierung der Feuerwehr und der Warnung der Bevölkerung vor Gefahren aus Naturgewalten oder kriegerischen Angriffen. Den Heulton des Fliegeralarms kann man heute bei manchem Handy als Klingelton hören.

Während des Kalten Krieges wurden sowohl vom Zivilschutz der Bundesrepublik als auch von der Zivilverteidigung der DDR umfangreiche Systeme zur Bevölkerungswarnung aufgebaut. Die beiden wichtigsten Komponenten der Warnsysteme waren die Sirenen als Wecksignal sowie der Rundfunk für Warnmeldungen und Informationen zur Gefahrenlage. Mit der politischen Entspannung und der Entwicklung neuer Technik verloren die Sirenen ihre Bedeutung und wurden abgebaut. Von den ehemaligen Zivilschutz-Sirenen übernahmen die Gemeinden zirka 40.000 kostenlos und betreiben sie lokal für Zwecke des Brandschutzes und Katastrophenschutzes. Bund und Länder einigten sich darauf, bei Großschadenslagen, Katastrophen und im Verteidigungsfall den Rundfunk als Hauptwarnmittel einzusetzen. Wird es irgendwann also keine Sirenen mehr geben und der Probeton am Sonnabend nur noch in der Erinnerung der Senioren existieren?

Kreisbrandinspektor Mario Ambrosius will diese Frage nicht einfach mit Ja beantworten. Das Landesverwaltungsamt hat im Mai ein Schreiben an die Landratsämter verschickt, wonach es Überlegungen gibt, das Sirenennetz wiederzubeleben, um die Bevölkerung bei herannahender Gefahr flächendeckend und schnell zu jederzeit warnen zu können. Wie Ambrosius zu berichten weiß, ist die Stadt Dresden dafür ein Vorreiter. "Nach dem großen Hochwasser von 2002 hat Dresden seine Sirenen modernisiert. Sie sprechen sogar, es gibt also für verschiedene Situationen wie Brand, Hochwasser, giftige Gase nicht verschiedene Töne, sondern eine Sprecherin sagt, was man beachten soll. Für die Stimme gab es sogar ein Casting, das eine Radiomoderatorin gewonnen hat", erzählt Ambrosius.

Damit die Sirenen im Sonneberger Land so etwas leisten können, müssten sie modernisiert werden. Bislang können sie nur das Signal Feueralarm geben. Die Kosten würden rund 10.000 Euro betragen, schätzt Ambrosius. Ob das so kommt, weiß man nicht. Doch deutlich werde, dass man sich auf altbewährte Systeme wieder besinne. Eingebunden werden könnten die Sirenen in das Modulare Warnsystem MoWaS. Dieses entwickeln Bund und Länder gemeinsam. Durch das Modulare Warnsystem soll erreicht werden, dass ein im Bevölkerungsschutz Verantwortlicher unmittelbar alle in seinem Verantwortungsbereich vorhandenen Alarmierungs- und Warnsysteme zeitgleich auslösen kann.

Nicht nur die Sirenen seien ein Beispiel für die Rückbesinnung, sondern auch die Feuerlöschteiche. In etlichen Orten hat die Feuerwehr vorgeschlagen, die Löschteiche wieder anzulegen oder bestehende aufzufrischen, weil das Trinkwassernetz nicht genügend Löschwasser hergibt und es im Winter mit eingefrorenen Hydranten öfter Probleme gibt.