Während einige Designer mit ihrer Mode auf die Corona-Krise verweisen wollen, suchen andere Kreative das Heil in der Ignoranz. Klassische Sexyness ist wieder salonfähig. Oder immer noch? Man glaubt es kaum, aber auf den Laufstegen der maßgeblichen Modehäuser waren für diese Saison nicht etwa möglichst genderneutrale Kollektionen zu sehen, sondern vielmehr wandelnde Klischees.
Kim Kardashian statt Harry Styles? Echt jetzt?
Man betont Brüste und Hüften, zeigt Muskeln und Schultern, trägt möglichst überhaupt viel von seiner Haut zu Markte. Hautenge Stretchpellen à la Kim Kardashian, hochgeschlitzte Röcke, Crop-Tops für Männer und Frauen, wobei man diese bauchfreien Oberteile nur tragen kann, wenn man seine Pandemieröllchen inzwischen abtrainiert hat. Der menschliche Körper ist und bleibt hart umkämpft, die Modeindustrie gibt sich in den Medien genderneutraler als sie in Wirklichkeit ist.
Das ist auch am verräterischen Comeback des Butterfly-Tops zu erkennen. Popstars wie Mariah Carey oder Christina Aguilera haben das Butterfly-Top ja in den 90ern schon andauernd vorgeführt. Butterfly-Tops sind stoffarme Oberteile, die vorne der Silhouette eines Schmetterlings nachempfunden sind.
Das Oberteil passend zum VW Bulli
Die Oberteile sind meist bauchfrei und werden am Rücken nur mit überkreuzten Trägern getragen. Auf den den Webseiten namhafter Hersteller posieren mädchenhafte Frauen mit reichlich Kurven in solchen Tops, und wenn man sich dazu auch noch einen VW Bulli an einem einsamen Strand mit Lagerfeuer und einem gutgebauten Schnurrbartträger mit Grillzange denkt, ist man genau richtig angekommen im Neo-Hippie-Traum der jungen Leute von heute. Unnötig zu erwähnen, dass solche Butterfly-Tops allen Wesen ohne Brustansatz nicht zu empfehlen sind.
Nein, die Geschlechtergrenzen werden in diesem Sommer bestimmt nicht überwunden. Vielleicht dann im nächsten Jahr.