Sommergwinn in Eisenach Und wieder gewinnt der Sommer

Marie-Helen Frech

Hallo Frühling: Unter blauem Himmel haben Tausende Zuschauer in Eisenach den traditionellen Umzug zum Sommergewinn verfolgt.

 
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Bei Sonnenschein und unter den traditionellen „Gut Ei und Kikeriki!“-Rufen ist der Festumzug zum Sommergewinn am Samstag durch Eisenach gezogen. Das Spektakel in der Wartburgstadt zählt zu den ältesten und größten Frühlingsfesten Deutschlands. Etwa 25 000 Zuschauer verfolgten das bunte Treiben laut Stadtverwaltung. So viele seien es auch im vergangenen Jahr gewesen.

Etwa 1200 Mitwirkende waren am Umzug beteiligt, darunter viele Schulkinder. Mehr als 30 Wagen, rund 100 Pferde und mehr als 50 Laufgruppen waren zu sehen. Mehrere Kapellen spielten Musik.

In die Vorbereitungen für den Umzug investierten Mitglieder und Helfer der Sommergewinnszunft viele Stunden, hieß es von der Stadtverwaltung. Sie bauten seit November Wagen, schneiderten Kostüme und drehten rund 400 000 bunte Krepppapier-Blüten. Das Motto in diesem Jahr lautete „Die Werra im Wartburgkreis“. Vereine aus den am Fluss Werra gelegenen Orten hatten dafür die Sommergewinnszunft Eisenach bei ihrer Arbeit unterstützt.

Der Höhepunkt des Fests war erneut der symbolische Zweikampf zwischen Frau Sunna und dem weißbärtigen Herrn Winter auf dem Eisenacher Marktplatz. Der Sommer siegte beim Streitgespräch auch dieses Mal wieder und der Winter wurde in Gestalt einer Strohpuppe verbrannt.

Der Sommergewinn steht auf der deutschen Liste des immateriellen Kulturerbes. Sein Ursprung liegt wohl im 13. Jahrhundert, der Umzug findet seit 1897 statt. Der Ausruf „Gut Ei und Kikeriki!“ nimmt Bezug auf zwei von drei Symbolen des Sommergewinns: Der Hahn wird als Verkünder des Lichts und das Ei als Bild für Fruchtbarkeit gefeiert. Dazu kommt die Brezel, die für die Wiederkehr der Jahreszeiten steht.

Das Streitgespräch im Wortlaut:

Sunna: Wohlan, zum Kampfe bin ich bereit, den Sieg will ich heute erringen! Wohlan, Herr Winter, es ist soweit, zu Ende ist deine Regentenzeit! Ich werde im Kampf dich bezwingen!

Winter: Sei nur nicht allzu siegesbewusst! Meine Macht ist noch lange nicht zu Ende! Noch tobt der Nordwind in meiner Brust und voll ungebrochener Kampfeslust zwingt dich die Kraft meiner Hände! Die Berge sind noch bedeckt mit Schnee, und der Frost beherrscht noch die Höhen, im Eis sind erstarrt noch der Bach und der See und im Walde erfrieren noch Hase und Reh wenn meine Eiswinde wehen!

Sunna: Mich kannst du nicht schrecken, kalter Gesell! Ich werde dich doch besiegen! Ich schmelze dein Eis und erwecke den Quell, und die Lerche soll bald wieder silberhell in den blauen Himmel fliegen! Wach auf, Mutter Erde! Wach auf! Wach auf! Und sprenge des Fürsten Ketten! Bruder Lenz, beginn deinen Siegeslauf! Und ihr Menschen, ihr Menschen strömt alle zuhauf und verlasst eure heimischen Stätten! Entflammt auf den Höhen den Feuerbrand und jagt ihn mit Macht von den Auen! Ist er vertreiben erst aus dem Land, sollt ihr des Frühlings klarblaues Band in der lenzwarmen Luft wieder schauen.

Winter: Was führst du im Schilde? Was hast du vor? Willst du die Menschen auf mich hetzen? Ich öffne den Stürmen Tür und Tor: Ihr Winde braust zu, euer grausiger Chor soll alle in Schrecken versetzen! Doch was ist das? Zu Hilfe! Mir wird so warm! Verlöscht eure Feuerbrände! Erbarmt euch, ihr Menschen, erbarmt, erbarmt! Ganz kraftlos werden mir Hände und Arm, und ich fühle, es … ist … das … Ende!

Sunna: Fort muss er nun, der die Freude nicht kennt, der Feind ist dem Leben und Lieben! Sein Tod ist besiegelt in diesem Moment; Seht nur, ihr Menschen, der Winter – er brennt! Und wir sind die Sieger geblieben!

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