Eine Brille auf der Nase und eine weitere auf dem Kopf. So sitzt Ute Heichel an ihrem Schreibtisch im Hinterzimmer. Die eine Brille braucht sie zum Lesen, die andere zum Gucken. Jahrzehnte lang ging sie in der Shell-Tankstelle nahezu täglich ein und aus. Ob Regen, Kälte oder Hitzewelle – ob Sonntag oder Feiertag – um ihren Laden hat sich die heute 64-Jährige immer gekümmert. Doch an diesem Tag, Mitte Dezember – einem sonnigen Wintertag – füllt die langjährige Pächterin ihre letzten Tabellen mit Zahlen aus. Denn am kommenden Sonntag ist die „Ära Ute“ in der Leipziger Straße nach 30 Jahren beendet. Für Generationen von Jugendlichen war die Tankstelle unweit der McDonalds-Filiale eine wahre Institution. Früher unter der Marke DEA, später unter dem Logo von Shell in rot-gelb – Ute stand oft hinter ihrer Theke.