Schweickershausen Dorf verdoppelt kurzzeitig Einwohnerzahl

Kurt Lautensack
Sangesfreudige aus mehreren Orten zum wohlklingenden Chor „Ein musikalischer Versuch“ vereint Foto: Kurt Lautensack

Ein musikalischer Adventszauber mit Überraschungen – und mit 320 Besuchern in der Kirche eines Orts, der nur rund 170 Einwohner zählt. Was war da denn los?

 
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Die Kirchgemeinde der St.-Michaelis-Kirche von Schweickershausen hatte wohl nicht zu viel versprochen, als sie zu einem besonderen Adventskonzert bei Kerzenschein eingeladen hatte. Wann sonst hätten sich die Besucher in eine wunderbare Adventsstimmung versetzen lassen können, wenn nicht an einem solchen Abend. Das „Süßer die Glocken nie klingen“, auf der Orgel gespielt von Steffen Nußmann, war gerade verklungen, als der Chor „Ein musikalischer Versuch“ unter Kerzenschein in den Kirchenraum trat. Und es war mehr als ein musikalischer Versuch, als er a cappella sein „Ave Glöcklein“ sang. So heißt es in der zweiten Strophe: „Wenn ich ein Vöglein wär, schön wollt ich singen, bis in das Herz hinein sollt es erklingen“. Wunderschön gesungen und durch die klare Solostimme beim „Ave Maria“ verstärkt, dürfte allen das Herz aufgegangen sein und die Seele zu schwingen begonnen haben.

Diesem Auftakt sollte ein abwechslungsreiches Konzert mit Orgelmusik und Trompetenklang, mit Solisten, Chor und der Blaskapelle aus Pfaffendorf (Unterfranken) mit modernen Musikinterpretationen folgen. Da hatte Steffen Nußmann als Organist, Chorleiter und Akkordeonspieler im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Neben den intonierten „Nessun Dorma“ oder dem schwungvollen „When the Saints go marching in“ der Pfaffendorfer, ließ Rainer Nöller seine Trompete erklingen. Die jahrelange Zusammenarbeit mit der Pfaffendorfer Blaskapelle ist zudem ein Beispiel gelebter Gemeinschaft. Außerdem hatten sie für die Kirchgemeinde eine kuriose Spende im Gebäck. Denn im vorigen Jahr überreichte die Kirchgemeinde der Kapelle für ihr Mitwirken eine Spende, die sie nun ihrerseits als Dank zurück an die Kirchgemeinde übergab.

Natürlich startete der Chor weitere „musikalische Versuche“, vom bekannten Weihnachtslied „Carol of the Bells“ über das „Ewige Licht“ oder „Last Christmas“. Immer wieder füllte der Beifall den Kirchenraum, so auch beim Auftritt von Gitarrist Carsten Schneeweiß mit seinem selbst komponierten „Fly Away“. Dazwischen folgten einige Worte von Pfarrer Heinze, der an die Geburt des Christuskindes erinnerte und ein Gedicht von Silvia Urbschaft, die sich „Gedanken zu Weihnachten“ gemacht hatte. Gemeinsam gesungen wurde auch, wobei Steffen Nußmann ankündigte, nun den „größten Chor des Unterlandes“ zu hören. Und so erfüllten über 300 Stimmen die Kirche mit „Leise rieselt der Schnee“, „O du fröhliche“ und „Stille Nacht“.

Neben der Blaskapelle erwartete die Besucher des aus eigener Kraft gestalteten Adventskonzerts noch eine angekündigte Überraschung: Vor mehreren Wochen habe man die Schweickershäuser aufgefordert, sich zu melden, wenn jemand ein Instrument spielen kann und dazu bereit war, erklärte Steffen Nußmann. Die Resonanz sei für den kleinen Ort überraschend groß gewesen. Zwölf Musiker zwischen acht (Paul Nußmann) und 84 Jahren (Horst Städler) fanden sich ein und haben tüchtig geprobt. So konnte Musikchef Nußmann seine STK (scherzhaft nannte er sie „Schweickershäuser Tanzkapelle“) vorstellen.

Bei der Premiere mit „Jingle Bells“ übertönten Zugaberufe den brausenden Beifall. Und sicher nicht zufällig hatten sie sich mit „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ auf eine Zugabe vorbereitet. Eine Zugabe gab es auch von den Bläsern mit „Auld Lang Syne“ und vom Chor mit dem Gospellied „Siyahamba“. Zur bekannten Aschenbrödel-Melodie, gespielt auf der orgel, tanzten schließlich Elli und Enrico. Die Klangfülle bei dem bereits erwähnten „Stille Nacht, heilige Nacht“ mit Chor, Kapelle und Publikum rief noch einmal Gänsehaut hervor, begleitet von stehenden Ovationen, bevor alle nach draußen ins nächtliche Schweickershausen strömten, wo bei Glühwein, Stollen, Bratwurst und Gesangseinlagen ein wunderschöner Abend zu Ende ging.

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