Schwanenrettung Lichtenfels: Tierischer Fahrgast im Bus

Ein verletzter Schwan sorgt am Wochenende in Lichtenfels für Aufsehen. Denn ehe sich ein Tierarzt um ihn kümmert, fährt der Vogel einige Zeit mit seinem Retter Linienbus.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Lichtenfels/Coburg - Ein ungewöhnlicher Fahrgast saß am Freitag in einem Linienbus in Lichtenfels: Der Busfahrer hatte einen verletzten Schwan aufgenommen. Als Jürgen Scholz, 46 Jahre alt, mit seinem Bus die tägliche Tour abfuhr, entdeckte er einen Schwan auf der Straße, der dringend auf Hilfe angewiesen war. Da andere Verkehrsteilnehmer keine Notiz des Tieres nahmen, informierte er zunächst Polizei und Tierheim. Als er einige Stunden später erneut dort vorbei kam, fand er das verletzte Tier noch immer an Ort und Stelle. „Früh habe ich schon gesehen, dass der Schwan am Hals verletzt war, er hat am Bein geblutet und konnte den rechten Flügel nicht so bewegen“ schildert Jürgen Scholz gegenüber News5. Kurzerhand entschied er, den Schwan einzufangen und mit dem Bus zum Tierarzt zu bringen.

Nach der Werbung weiterlesen

Ein Vorhaben nicht ohne Risiko, haben Schwäne doch sehr scharfe Schnäbel und können damit böse Verletzungen anrichten. Ein Fahrgast kam dem Busfahrer zu Hilfe: Gemeinsam trieben die Männer das Tier in die Ecke, um es dort, ausgerüstet mit einer Jacke, einzufangen und in den Bus zu setzen. „Ich hatte eine Taktik, das hat mir mal jemand vom Zirkus erklärt“, so Scholz. „Ich habe dem Schwan die Jacke über den Kopf geschmissen, damit es dunkel wird und er ruhig ist und habe dann die Jacke nach hinten gezogen und den Schwan unter den Arm geklemmt.“ Zehn Jahre war Scholz bei der Freiwilligen Feuerwehr in Coburg und dort auch bei einigen Einsätzen zur Tierrettung dabei. „Ich kann da nicht einfach wegschauen“, erklärt er.

Der Busfahrer wusste, dass auf seiner Tagestour nur wenige Fahrgäste im Bus sitzen und platzierte den Schwan im hinteren Teil des Fahrzeuges. Das Tier sei wohl vom Schock etwas benommen und sehr ruhig gewesen, ein Fahrgast kümmerte sich um den Schwan und schirmte ihn mit der Jacke etwas vom Rest des Busses ab. Nur wenn ein Auto nah vorbeifuhr fauchte der Schwan ab und an, ansonsten blickte er demnach still aus dem hinteren Fenster. „Die Fahrgäste kennen mich und nennen mich beim Vornamen. Sie mussten schmunzeln, weil sie wissen, dass ich Tiere so liebe“, sagt Jürgen Scholz. Auch Schulkinder waren im Bus.

Im Bus fuhr der Schwan einige Zeit mit, bis er in der Mittagspause des Fahrers zum Tierarzt gebracht werden konnte. „Als ich anrief dachten die beim Tierarzt erst, ich würde sie veräppeln“, sagt Scholz. Denn vor einiger Zeit hatte der Busfahrer schon einmal ein verletztes Tier vorbei gebracht, eine Katze, die er auf seiner Strecke eingesammelt hatte.

In der Lichtenfelser Praxis kann dem Schwan jedoch zunächst nicht geholfen werden. Darum holt Scholz den Vogel nach Feierabend wieder ab und bringt ihn zu einem Spezialisten in Coburg, ein Tierarzt, der sich schon oft erfolgreich um Wildvögel gekümmert hat. Dort hat er sich am Wochenende bereits gut erholt und paddelt schon wieder fröhlich im Gartenteich auf und ab.