Schusswaffen-Statistik Waffenstadt Suhl im Osten spitze

Jessie Morgenroth , aktualisiert am 24.02.2021 - 09:52 Uhr
Waffenmuseum in Suhl: Auch diese Gewehre sind offiziell registriert und gehen in die Statistik ein. Foto: Michael Reichel/ari (Michael Reichel)

Die Waffenstadt ist immer noch eine: Mit 110 Schusswaffen pro 100 0 Einwohner liegt Suhl an der Spitze – aber nur im Osten und auch nur knapp. Noch viel mehr Pistolen und Gewehre gibt es im Bayerischen Wald.

 
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Leipzig/Suhl - Kein anderer Ort in Ostdeutschland ist so waffenreich wie Suhl. Angesichts von 4030 in der Stadt registrierten Schusswaffen ist rein rechnerisch gut jeder neunte Suhler bewaffnet. Das ergaben aktuelle Recherchen von Studenten der Universität Leipzig und des Podcast-Radios „detektor.fm“. Allerdings befindet sich schätzungsweise nur die Hälfte der Schussgeräte in Besitz von Schützen, Jägern und sonstigen bewaffneten Bürgern. Ein Großteil der in Suhl registrierten Waffen lagert im Waffenmuseum, bei Büchsenmachern und Waffenhändlern und -herstellern, die es nach wie vor gibt. Platz 1 in der Ost-Statistik ist also der Suhler Waffenstadt-Tradition geschuldet.

Ganz ohne diesen Hintergrund kommen der Kyffhäuserkreis auf 109 Waffen pro 100000 Einwohner und der Kreis Hildburghausen auf 107. Hingegen sind die Menschen in Sonneberg (86), Schmalkalden-Meiningen (77), im Ilm-Kreis (63) und im Wartburgkreis (62) deutlich seltener bewaffnet. Jedoch summiert sich der Besitz im einwohnerstarken Kreis Schmalkalden-Meiningen auf knapp 9600 Stück, und im Wartburgkreis einschließlich Eisenach kursieren sogar knapp 10 000 Gewehre und Pistolen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 64 Waffen pro 1000 Einwohner. Das entspricht rund 5,4 Millionen Pistolen und Gewehren in Deutschland.

Die Statistik bezieht sich auf die Ende 2019 behördlich registrierten Schusswaffen. Nach Angaben der Leipziger Nachwuchsforscher war es gar nicht so einfach, an die Zahlen zu kommen. Zwar gibt es – auch infolge von Terroranschlägen und Amokläufen – seit 2013 ein Nationales Waffenregister. Dieses mache seine Statistik aber bisher nicht öffentlich. Zusätzlich zu den 541 lokalen Waffenbehörden hatten die Studenten auch die Innenministerien der Länder abgefragt. Ergebnis: Deren Angaben wichen zum Teil stark von den örtlichen Daten ab. „Offizielle Statistiken über privaten Schusswaffenbesitz sind nicht nur schwer zu bekommen, sondern auch noch unzuverlässig“, heißt es in dem Bericht aus Leipzig. Auch Angaben darüber, wie sich die Schusswaffen auf Schützen, Jäger, Waffensammler und -händler verteilen, seien nicht zu erhalten gewesen.

Die regionalen Daten zeigen indes ein klares Gefälle zwischen Land und Stadt und West und Ost. In Städten gibt es deutlich weniger Waffen. Ein Grund: In ländlichen Regionen leben mehr Jäger und Hobbyschützen. In Ostdeutschland gibt es zudem weniger Waffen als in Westdeutschland, was an der geringer ausgeprägten Schützen- und Jagdtradition liegen dürfte. Privater Waffenbesitz war in der DDR weit stärker eingeschränkt als im Westen.

Und so übertreffen die westdeutschen Schusswaffen-Hochburgen – alle in dünn besiedelten, waldreichen Regionen – die Suhler Waffenmengen bei Weitem. Die meisten legalen Pistolen und Gewehre gibt es im Kreis Lüchow-Dannenberg im Ostzipfel Niedersachsens. Dort kommen 190 Schießeisen auf 1000 Einwohner, dicht dahinter folgen Südwestpfalz, Neustadt/Aisch in Franken und Bad Tölz in Oberbayern. Durchgängig auf Werte zwischen 130 und 160 kommen der gesamte Bayerische Wald und das Voralpenland. Die größten Waffenmuffel sind die Berliner. Dort sind nur 14 Geräte pro 1000 Einwohner gemeldet. Auch im Saale-Orla-Kreis in Thüringen (16) gibt es ähnlich wenige Waffen.

Laut Kriminalstatistik gab es 2019 insgesamt 4639 Fälle, in denen mit einer Waffe geschossen wurde, 4512 Mal wurde mit einer Waffe gedroht. Es gab 134 Fälle von Mord und Totschlag sowie entsprechende Versuche. „Ob es sich bei den Tatwaffen um legale oder illegale Waffen handelt, erfasst die Kriminalstatistik nicht“, heißt es auf der Internetseite des Podcast-Radios.

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