Schulschließung Wernshausen Kämpfen, kämpfen, kämpfen

Gian Luca Schmidt
Wernshausen trägt maßgeblich zu den Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Schmalkalden bei. Foto: Sascha Willms

Nach Bekanntwerden der vom Landkreis vorgeschlagenen Schließung der Grundschule in Wernshausen ist eine hitzige Diskussion entstanden.

 
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Wernshausen - „Nachdem im letzten Jahr die Schulnetzdebatte aus pandemischen Gründen vertagt wurde, sind wir mehr als überrascht, dass nun mitten in der Omikron-Welle dieses Thema durch die Landrätin und die Kreisverwaltung erneut auf die Tagesordnung gehoben wird“, heißt es in einem Statement von Seiten des CDU Stadtverbandes Schmalkalden. Die Christdemokraten um Ralf Liebaug fragen sich, warum genau der jetzige Zeitpunkt ausgewählt wurde, um die geplante Schulschließung wieder auf die Tagesordnung zu setzen. „Wollte man nur auf einen geeigneteren Moment warten?“ Die Mitglieder der CDU-Kreistagsfraktion seien irritiert gewesen, als bereits am Donnerstagabend der MDR über das Thema berichtete, wo doch die Landrätin Peggy Greiser (parteilos) den Teilnehmern ausdrücklich Verschwiegenheit nahelegte. Diese Informationspolitik der Landrätin sei mehr als nur fragwürdig.

„Wie uns inzwischen durch Teilnehmer berichtet wurde, war die Landrätin selbst bereits im November inoffiziell in Schulen und Schulleitungen unterwegs, um für ihre Ideen zum Schulnetz um Unterstützung zu werben, ohne dass irgendein politisches Gremium davon Kenntnis hatte“, schreibt der CDU-Stadtverband. So funktioniere vertrauensvolle Gremienarbeit jedenfalls nicht, wird geurteilt. Diese Handlungen würden nur dazu dienen, enorme Verunsicherung unter den Bürgern zu schüren. „Der von der Landrätin vorgesehene straffe Zeitplan bis zum 7. April lässt kaum Raum für eine breite Diskussion. Dieser untaugliche Versuch, die Diskussion im Sinne der eigenen Interessenlage zu lenken, ist gerade unter den aktuellen Belastungen für Lehrer, Schüler und Eltern zu verurteilen“ heißt es im Statement. Die CDU/FDP-Fraktion im Stadtrat lehne diesen Entwurf des Schulnetzplanes ab. Sie unterstütze hingegen den Standpunkt der CDU-Fraktion im Kreistag. Ralf Liebaug schreibt: „Die Schließung der Grundschule Wernshausen, wie von der auf SPD-Ticket gewählten Landrätin und ihrer Verwaltung angestrebt, wäre ein schwerer Schlag für Eltern, Schüler, Stadt und Wirtschaft – und das in einem Ort, der maßgeblich zu den Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Schmalkalden und damit indirekt zur Kreisumlage beiträgt.“ Die Grundschule Wernshausen sei ein wichtiger Punkt für den Zusammenhalt der ganzen Gemeinde. Sie sorge für volle Veranstaltungen bei anderen Vereinen, sei Standortfaktor für Unternehmen und biete dank Sporthalle, Kleinsportanlage, Infrastruktur und zentraler Lage, beste Möglichkeiten für die Schüler der Region. „Wir sehen uns nach wie vor unserem Grundsatz ‚kurze Beine, kurze Wege’ verpflichtet und werden für den Erhalt unserer Schulen, insbesondere für die Grundschule in Wernshausen, auf allen Ebenen kämpfen“, so der Stadtverbands-Vorsitzende, der gleichzeitig CDU-Kreisvorsitzender ist.

Echter Standortfaktor

Der Förderverein der Grundschule Wernshausen setze sich bereits seit vielen Jahren für den Erhalt des Schulstandortes, der Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen und die Sanierung des Schulgebäudes ein, schreibt der Vorsitzende des Fördervereins, Stefan Tanneberger. Durch die aktuell stattfindende Schulnetzplanung sei der Standort aber weiterhin in Gefahr. „Kurze Wege für kurze Beine“ – das ist ein gern benutzter Slogan für den Erhalt kleiner Schulen – aber er greift zu kurz, erklärt er. „Natürlich ist es schön, wenn die Kinder einen kurzen Schulweg haben, aber unsere Grundschule ist ein echter Standortfaktor und zudem wichtigste Basis für den Zusammenhalt des größten Ortsteils des Stadt Schmalkalden“, sagt Tanneberger. In einem industriell geprägten Ort wie Wernshausen seien die Eltern zum Beispiel auf den Frühhort ab 6 Uhr angewiesen und die Arbeitgeber würden bei der Gewinnung von Arbeitskräften aktiv vom Vorhandensein einer Schule profitieren. Zudem bräuchten alle größeren Veranstaltungen der Vereine die Unterstützung von Schule und Kindergarten. „Ohne Schule sind wir hier nur noch Industrie – ohne Leben – das darf nicht passieren“ so Tanneberger weiter.

Der Förderverein kämpfe daher nicht nur für den Erhalt, sondern auch für die Sanierung der Schule in den nächsten Jahren und wisse den Schmalkalder Bürgermeister Thomas Kaminski (parteilos) als Mitglied an seiner Seite. Er habe bereits mehrfach zugesichert, bei einer Schließung durch den Landkreis, werde die Schule in eigene Trägerschaft übernommen. Kaminski sagt zu der ganzen Thematik: „Ich habe über die Tagespresse Kenntnis erlangt, dass der Grundschulstandort Wernshausen nach Meinung der Landkreisverwaltung geschlossen werden soll.“ Dies sei nach seiner Kenntnis lediglich als Diskussionspapier zu verstehen und entspreche nicht der mehrheitsfähigen politischen Zielsetzung des Kreistages, der letztlich darüber zu entscheiden habe.

Frage der Glaubwürdigkeit

Dennoch halte er den Zeitpunkt für eine solche Diskussion für sehr kritisch. „Die Schülerinnen und Schüler aber auch insbesondere die Lehrerinnen und Lehrer kämpfen täglich darum, dass überhaupt geordnet Schule stattfinden kann. Sie trotzen den coronabedingten Einschränkungen genauso wie dem Lehrermangel. Das braucht große Anerkennung und Ermutigung“, meint der Bürgermeister. Außerdem gebe es zahlreiche Gründe, die einer Schulschließung in der Grundschule Wernshausen entgegenstehen würden. Das Wichtigste sei laut Kaminski jedoch die Frage der Glaubwürdigkeit. „Ich habe als Bürgermeister der Stadt gemeinsam mit dem Stadtrat aus gutem Grund den Bürgerinnen und Bürgern in Wernshausen 2008 versprochen, alles zu tun, um den Schulstandort zu erhalten“, sagt er. Daran könne er sich gut erinnern und daran werde er sich halten.

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