Schmalkalden „Wann ist aus Rock’n’Roll Helene Fischer geworden?“

Klara Lochner
Gesang, Gitarre, Kabarett: Franziska Schneider übt schon fleißig. Foto: Klara Lochner

Kommenden Freitag lädt die Musikschule Schmalkalden zu einem Kabarettabend ein. Auf der Bühne steht auch eine Rückkehrerin: Franziska Schneider, die kabarettistisch an der Leipziger Pfeffermühle groß wurde, stammt aus Schmalkalden.

 
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„Ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit TäTeRäTäTäTe uns allen gut“ ist das Motto des Abends. Das ist bei Franziska Schneider auch Programm, denn die neue Gesangslehrerin der Musikschule Schmalkalden fällt bei Schülern vor allem durch ihre lustige und offene Art auf, sowie durch ihre unkonventionellen Unterrichtsmethoden.

Dazu passt ihr Kabarettabend mit Liedern, gespickt mit Pointen und viel Zeitkritik. Ziel sei es „den Kapitalismus anzuprangern“, sagt Schneider ganz unverhohlen.

Seit 2021 ist sie an der Musikschule tätig, zunächst als Leiterin des Chores und nun als neue Lehrerin für den Gesangsunterricht. Ihre kabarettistischen Erfahrungen sammelte die 42-Jährige während ihrer mehrjährigen Tätigkeit an der Leipziger Pfeffermühle, eine der renommiertesten Kabarettbühnen Deutschlands. Ihre Aufgabe sehe sie darin, das Publikum mit Witz und Humor zum Denken anzuregen. Sie überspitzt Alltagssituationen, verpackt sie in Humor und bietet sie den Zuschauern als Diskussionsgrundlage an. Jede dieser Szenen behandelt ein Problem, zu dem Autoren zuvor Texte verfasst haben. Die Kabarettisten bringen sie dann szenisch auf die Bühne und ergänzen sie musikalisch mit ihren Liedern.

Von der Pfeffermühle an die Musikschule

Für die traditionsreiche Schmalkalder Musikschule hat Franziska Schneider die große Bühne gegen einen kleines Übungszimmer getauscht. Vom Kabarett aber will sie nicht lassen und sie sei zuversichtlich, auch in Schmalkalden nach und nach wieder Fuß zu fassen.

Schließlich stammt sie von hier und verbrachte auch ihre Jugend in Schmalkalden – unter anderem und wer hätte es gedacht – als langjährige Schülerin der Musikschule. Später verlässt sie Thüringen, studiert an der Dresdner Hochschule für Musik und darf sich Diplomsängerin nennen. Jetzt ist die Rückkehrerin wieder in der Heimat. Im Vergleich zu früher habe sich hier einiges verändert. Aber nicht nur in Schmalkalden und nicht nur an der Musikschule. Auch Kabaretts haben es in Deutschland heute deutlich schwerer. Das Publikum würde nur noch zuhören, anstatt die Satire zu hinterfragen, so Schneider. Auf die „Zwischentöne wird weniger gehört und die Ebene hinter einem Problem verstehen sie nicht“. Sie beschwert sich darüber, dass sich Teile der Gesellschaft nur noch berieseln lassen, nicht mehr gefordert werden wollen: „Wann ist denn aus Rock’n’Roll Helene Fischer geworden?“

Das seien aber keine Gründe, warum sie die große Bühne hinter sich gelassen hat. Viel mehr liege es daran, dass sie und ihre Frau ein Kind bekommen haben und das Umherreisen von Auftritt zu Auftritt keine Option mehr wahr. Zunächst hat Schneider dann ihr Glück in allgemeinbildenden Schulen der Region versucht, als Quereinsteigerin im Fach Musik. Aber als Künstlerin im Schulsystem „gehste unter“, sagt sie. Vor allem, da wenig Unterstützung angeboten werde und die Schüler zu aggressiv sind, als dass sie singen wollen würden. Dementsprechend war die Zeit an den Schulen kurz, aber in Schmalkalden blieb sie trotzdem. Sie vertritt die Meinung, dass die Provinz nicht vergessen werden darf, vor allem wenn es um Kunst und Kultur geht. Ihre Motivation sei es, die Musikschule mit humorvollen und bunten Abenden jeglicher Art voranzubringen.

Mit dabei: Hans-Jürgen Silbermann

An ihrem ersten Kabarettabend in der Region begleiten sie Benedikt Blum und „das bekannteste Kabarettgesicht Deutschlands“, Hans-Jürgen Silbermann. Blum ist ebenfalls ein ehemaliger Schüler der Musikschule und bekannt für klassischen Gesang. Am 22. September wird er jedoch Stücke von Udo Jürgens und Heinz Erhardt zu Gehör bringen, um den Abend musikalisch abzurunden.

Foto: privat

Der Komiker und Kabarettist Hans-Jürgen Silbermann hingegen war nicht nur langjähriger Partner von Franziska Schneider an der Leipziger Pfeffermühle, sondern ist in Deutschland auch durch Fernsehproduktionen bekannt. Die drei Künstler freuen sich darauf, Schmalkalden eine neue Facette der Kabarettkunst aufzuzeigen und wollen für viele lachende Gesichter im Publikum sorgen.

Der Kabarettabend am 22. September beginnt um 19.30 Uhr im Evangelisch-Freikirchlichen-Gemeindezentrum, Kanonenweg 14, in Schmalkalden. Der Abend ist Teil der Veranstaltungsreihe anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Schmalkalder Musikschule. Der Eintritt ist frei.

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