Schmalkalden - Wer schlecht sieht, kümmert sich recht schnell um eine Brille, weil er sonst im Alltag nicht mehr zurecht kommt. Schmerzt der Nacken, muss die Physiotherapeutin ran. Und einmal im Jahr steht in der Regel der Zahnarztbesuch im Kalender. Den Ohren und dem Hören wird hingegen meist zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. "Das mag sicher auch damit zu tun haben, dass sich das Hörvermögen mit zunehmendem Alter nur langsam verschlechtert, was nicht sofort auffällt", sagt Hörgeräteakustikmeisterin Diana Ritzmann, die in Schmalkalden ihr Geschäft betreibt. Und so spüren die meisten Betroffenen irgendwann zwar schon, dass sie nicht mehr so gut hören. "Doch bis zu dem Entschluss, etwas dagegen zu tun, vergeht oft noch eine lange Zeit, weil man mit einer Hörminderung anfangs seinen Alltag noch meistern kann." Doch es gibt weitreichende Folgen, denn der Rückzug aus der Öffentlichkeit bleibt nicht aus. "Viele kapseln sich irgendwann ab", sagt Diana Ritzmann. "Wer nicht mehr gut hört, kann an Gesprächen kaum noch teilhaben. Gesellige Ausflüge und Feiern werden gemieden, weil man rundherum nicht mehr alles mitbekommt." Missverständnisse und Unsicherheiten bleiben nicht aus. Hörminderungen führen also zwangsläufig zu Stress, der das Wohlbefinden und die Gesundheit beeinträchtigt. "Das Gehirn hat eine bestimmte Leistungsfähigkeit - und wenn für das Hören schon enorme Anstrengungen nötig sind, fehlt die Kraft für andere Aufgaben", weiß die Fachfrau. Zudem sei inzwischen wissenschaftlich belegt, dass Schwerhörigkeit auf Dauer die Entwicklung von Demenz befördere.