Wernshausen - Mitarbeiter der Papierfabriken in Wernshausen sind es inzwischen gewohnt, die signalfarbenen Jacken der Gewerkschaft überzuziehen.

Im Herbst hielten sie mehrfach Mahnwache, wenn Geschäftsleitung und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) über den neuen Haustarifvertrag verhandelten. Ende Januar einigten sich die Parteien auf ein Ergebnis - mit dem Vorbehalt, dass beide Seiten noch zustimmen mussten. Die Gewerkschaftsmitglieder taten es. Wenn auch zähneknirschend. Das Ergebnis sah vor, die Wochenarbeitszeit im Jahr 2015 auf 39 Stunden zu senken, 2016 auf 38 Stunden. Der Anschluss an den Flächentarifvertrag Ost sollte demnach aber erst im Jahr 2020 erreicht werden.

Momentan wird in den Papierfabriken 40 Stunden pro Woche gearbeitet, die Entlohnung liege bis zu 20 Prozent unter Tarif Ost, erklärt der Bezirksleiter Thüringen der IG BCE, Andreas Schmidt. Vor Beginn der Verhandlungen hatten die Beschäftigten auf ein deutlich besseres Ergebnis gehofft. Sie wollten die 38-Stunden-Woche schon zum Jahresbeginn 2014 und die stufenweise Angleichung der Löhne an die Fläche bis 2016 erreicht haben. Ein "hoch gestecktes Ziel", wie Betriebsratsvorsitzender Dietmar Nößler damals sagte. Doch inzwischen blieb nicht nur das Ergebnis hinter den Erwartungen zurück; auch das Ja der Geschäftsführung blieb bislang aus. Wie Andreas Schmidt berichtet, habe die Gewerkschaft im Juni nachgefragt und erfahre n, dass die Zustimmung von einer Bedingung abhänge. Die Sofidel-Gesellschafter würden demnach der Geschäftsführung der Papierfabriken erst dann die Umsetzung des Haustarifvertrages erlauben, wenn der Betriebsrat eine Vereinbarung über flexiblere Arbeitszeiten unterschreibt.