Schmalkalden Sparen ist eine Katastrophe

Annett Recknagel
Das Foto entstand beim Waldbrand Ende Juli. Die Ausrüstung für solche Einsätze kostet Geld. Deshalb ist Sparen in Zeiten des Klimawandels völlig falsch, meinen Feuerwehrleute. Foto: Feuerwehr/Pfunfke

Stadtbrandmeister Michael Pfunfke kritisiert die geplanten Sparmaßnahmen des Bundesinnenministeriums. Der Schmalkalder Feuerwehrchef spricht von einer Katastrophe.

 
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Wenn das Vorhaben umgesetzt werden sollte, kann der Staat wohl kaum noch seiner Verpflichtung nachkommen, die Bevölkerung zu schützen“, kommentiert Dirk Aschenbrenner, Präsident der Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes die Nachricht, dass der Etat des Bundesinnenministeriums im kommenden Jahr um mehr als 2,22 Milliarden Euro gekürzt werden soll. Michael Pfunfke spricht gar von einer „Katastrophe“. Gerade in der jetzigen Zeit, wo nicht nur im Katastrophenschutz, sondern auch mit Blick auf den Klimawandel finanzielle Mittel mehr denn je gebraucht würden, um alleine Aufgaben des örtlichen Brandschutzes und der technischen Unfallhilfe zu gewährleisten, könne er diese Planungen nicht nachvollziehen, sagt der Schmalkalder Stadtbrandmeister. Der Deutsche Feuerwehrverband und die Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes (vfdb) reagierten mit Entsetzen auf die Sparpläne.

„Das ist ein denkbar ungünstiges Zeichen für Länder, Landkreise und Kommunen“, sagt Michael Pfunfke. Es könne nicht so sein, dass Städte und Gemeinden immer tiefer in die Taschen greifen müssten und an oberster Stelle gespart werde. Als Beispiel nennt er die Anschaffung der neuen Waldbrandkleidung für Feuerwehrleute. Die würde gefordert und sei sehr teuer. „Das ist unvereinbar mit den Sparplänen“, meint der Stadtbrandmeister. Bei den Städten und Gemeinden gebe es bei Neuanschaffungen vielerorts schon einen Investitionsstau. Hier würden neue Fahrzeuge gebraucht, dort klemme es mit anderer Technik.

Natürlich gebe es Fördermittel. Aber man könne trotzdem nicht ganz oben sparen und alles auf die Kleinen abwälzen. „Von der Bundesregierung bis zum Ortschaftsrat müssten im Zivil- und Katastrophenschutz alle an einem Strang ziehen – sonst funktioniert das nicht“, betont Pfunfke. Um die Umsetzung dieser drastischen Sparpläne zu verhindern, wünscht sich der Stadtbrandmeister jetzt die Mithilfe der örtlichen Politiker, speziell der beiden Bundestagsmitglieder Gerald Ullrich (FDP) und Frank Ullrich (SPD). „Ich hoffe, sie melden sich in dieser Diskussion zu Wort“, so Pfunfke. Schließlich betreffe es ihre Heimat.

Den Klimawandel könne man nicht aufhalten. Er sei im vollen Gang. Pfunfke erinnert an die Flut im Ahrtal im vorigen Jahr. 2022 ist es die Hitze mit einhergehender Dürreperiode. Seiner Ansicht nach müsste man sich schnellstens Gedanken machen, denn derartige Sommer wie jetzt würden wiederkommen. Und um mögliche Folgen von Starkregen oder Bränden entgegentreten zu könne, brauche man gut ausgestattete Feuerwehren. Und das koste Geld.

Tagtäglich brenne der Wald in irgendeinem Gebiet. Schalkau und Hildburghausen nannte der Stadtbrandmeister als jüngste Beispiele. Auch in der hiesigen Region hatten die Wehrleute in den vergangenen Wochen öfter mit kleineren Wald- und Flächenbränden zu kämpfen. Das sei herausfordernd für die Wehrleute, nicht nur wegen der Wasserknappheit. Vorbeugend wurden im Schmalkalder Raum bereits die Waldzufahrten Ehrental, Gieselsberg/Sandacker, Roßbach und der Weg zum Döllendorf bis zum 30. August gesperrt. Das betrifft Benutzer von Fahrzeugen aller Art. Die Sperrung erfolgte in Abstimmung mit den Waldbesitzern und dem Forstamt und ist eine reine Vorsichtsmaßnahmen für den Wald und die Waldbesucher. Die Waldbrandgefahrenstufe sei zwar derzeit nicht sehr hoch. Aus der Sicht der Feuerwehrleute aber ist das etwas anders. „Es ist alles sehr trocken“, erklärt der Stadtbrandmeister. Derzeit führten die Fließgewässer nicht viel Wasser. Selbst wenn es mal, wie am Donnerstag, etwas regnet. „Es müsste einfach langsam regnen, damit der Boden aufweicht“, so Pfunfke. Die Waldbrandgefahr sei nach wie vor gegeben. Und gerade deshalb legt er der Bevölkerung ans Herz, nicht mit Fahrzeugen in den Wald zu fahren. „Die aktuellen Wald- und Vegetationsbrände zeigten deutlich auf, wie und wo Deutschland mehr statt weniger investieren müsse“, hatten Dirk Aschenbrenner und Karl-Heinz Banse als Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes in einer Erklärung klar herausgestellt. „Dem ist nichts mehr hinzuzufügen“, bestätigt Pfunfke.

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