Schmalkalden - Samstagabend, das Thermometer zeigt drei Grad Celsius an. Die Musiker des Posaunenchors der evangelischen Kirchengemeinde versuchen, ihre Hände warm zu halten. Langsam füllt sich der Ort, wo in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 die erst acht Jahre zuvor eingeweihte Synagoge der jüdischen Gemeinde zerstört und Tage später dem Erdboden gleichgemacht wurde. Wo zwei Gedenktafeln in der hintersten Ecke des jetzigen Bankhauses an eines der dunkelsten Kapitel der deutschen und Schmalkalder Geschichte erinnern. Etwa 150 Teilnehmer, einige tragen den Button des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, sind an diesem kalten, geschichtsträchtigen Abend in die Judengasse gekommen, um nicht zu vergessen, was hier geschehen ist, sagt Pfarrer Manfred Schreiber. In dieser Stadt, an dieser Stelle und an anderer. Zur Begrüßung wählt er Psalm 85, Worte aus dem Alten Testament, Worte die Juden und Christen gleichermaßen sprechen. Damals wie heute, in der Synagoge und in der Stadtkirche. Wie zu den Friedensgebeten, die vor 40 Jahren begannen und 30 Jahre später im friedlichen Fall der Mauer mündeten. Es geht um Gerechtigkeit und Frieden, sagt Pfarrer Schreiber, darum, dass "Gerechtigkeit" "Frieden" küsst und "Frieden" "Gerechtigkeit".