Steinbach-Hallenberg - Es ist schummrig im Apothekenmuseum in Steinbach-Hallenberg, das gedämpfte Licht der guten alten Zeit. In Vitrinen sind Petrischalen, Reagenzgläser, Messkolben, Mörser, Pipetten, Spatel und Löffel aus dem vergangenen Jahrhundert zu bestaunen. Ein Apotheker brauchte früher offenbar viel Werkzeug. Kein Wunder, denn Medikamente wurden damals vor Ort hergestellt. Oftmals, berichtet Museumsleiterin Veronika Jung, gingen die Heilkundigen zu dieser Zeit selbst durch Wald und Flur, um die richtigen Heilpflanzen zu suchen.

Zur Bestimmung dienten ihnen Herbarien, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Jung selbst erinnert sich noch an ihre Kindheit, als sie für ihren Apotheker Ackerschachtelhalm und Scharfgarbe gepflückt hat. Daraus stellte der Apotheker dann seine Tränke und Tabletten her. Für die Herstellung letzterer hatte der Apotheker Wurschi in den 60er-Jahren sogar eine eigene Pillenpressmaschine hergestellt. Dieses Gerät gehört zu den Schmuckstücken der etwa 500 Exponate umfassenden Sammlung. Das andere ist ein Giftschrank, der schon bei der Einrichtung der Apotheke im Jahr 1830 dabei war. Arzneien aus Pflanzengiften, Arsen und Quecksilber wurden dort in unterschiedlichen Schubladen aufbewahrt, frei nach dem Leitspruch von Paracelsus: "Alles ist Gift. Nur die Dosis macht, dass es kein Gift ist". Um 1830 benötigte man für die Eröffnung einer Apotheke übrigens noch ein Privileg, sprich, die Erlaubnis zur Eröffnung eines Arzneimittelgeschäftes, in diesem Fall von der Kurfürstlich-Hessischen Regierung.