Schmalkalden Bundesweite Kampagnen für Ausbildung gestartet

Annett Recknagel
Kreishandwerksmeister Rainer Rudolph gratulierte Obermeister Günter Wagner nachträglich zum 65. Geburtstag. Foto: Annett Recknagel

Das Virus hält auch die Innungsbetriebe der Kreishandwerkerschaft Schmalkalden-Meiningen/Suhl in Atem. Die Kontakte werden aufrechterhalten, Tests werden angeboten.

 
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Schmalkalden - Ehre, wem Ehre gebührt: Günter Wagner kann nach seiner Covid-Erkrankung wieder lächeln. Der Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung Schmalkalden-Meiningen hat auch allen Grund dafür, feierte er vor vier Wochen doch seinen 65. Geburtstag. Leider war er damals erkrankt. Wieder genesen, ließ es sich Kreishandwerksmeister Rainer Rudolph nicht nehmen, dem Jubilar nachträglich Glückwünsche zu überbringen. Das Geschenk – ein Glaswürfel mit dreiseitiger Gravierung – wird einen Ehrenplatz auf Wagners Schreibtisch bekommen.

Dass es in der Pandemie für das Handwerk sehr schwierig ist, ließen beide Fachmänner im Rahmen einer Zusammenkunft mit der Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Isabell Heidenreich, anklingen. Als Bindeglied zwischen den Unternehmen informiert Isabell Heidenreich seit Beginn der Pandemie sämtliche Mitgliedsunternehmen der Innung über Neuigkeiten. Regelmäßig verschickt sie einen Newsletter, um die Mitgliedsbetriebe auf den aktuellsten Stand zu halten. Seit 2020 läuft das sehr gut. Ein Zeichen dafür, wie unkompliziert sich die Zusammenarbeit gestaltet. Normalerweise treffen sich die Innungen mindestens zweimal pro Jahr. Glücklicherweise konnte man die Innungsversammlung 2020 wegen der Lockerungen im August durchführen. Günter Wagner war froh, dass der Verbandstag des Landesinnungsverbandes des Maler- und Lackiererhandwerks Thüringen, bei dem er stellvertretender Landesinnungsmeister ist, im März 2020 im Dorotheenhof in Weimar noch stattfinden durfte. Es war die letzte große Veranstaltung des Gewerkes. Dann legte das Coronavirus auch im Bereich der Kreishandwerkerschaft mit all ihren Innungen und Verbänden alles lahm. Weder ein Sommerfest noch eine Weihnachtsfeier konnten stattfinden. Vermisst werden seitdem in Kreisen der Kreishandwerkerschaft Fachvorträge, Messen und Gespräche auf Augenhöhe. Natürlich versucht man sich per Telefon oder online auch weiterhin zu verständigen.

„Auf dem Bau gibt es wenig Einschränkungen“, berichtet Rainer Rudolph sichtlich erfreut. Die Handwerker bewegten sich an der frischen Luft, Erkrankungen an Covid-19 gebe es deshalb nur relativ wenige. Seit dem 20. April besteht Testangebotspflicht für Arbeitgeber. Zweimal pro Woche bieten die Unternehmen ihren Mitarbeitern entsprechende freiwillige Tests an. „Das wird sehr gut angenommen“, sagt Günter Wagner.

Ein weiteres positives Ereignis sei die bevorstehende Fusion der Maler und Lackiererinnung Schmalkalden-Meiningen mit der Suhler Innung. Zu letztgenannter Innung gehören nur noch einige wenige Betriebe. Umso erfreuter zeigt sich Wagner, dass die geführten Fusionsgespräche Früchte tragen werden. Von beiden Seiten liege die Bereitschaft vor, die entsprechenden Verträge zu unterzeichnen. Sobald Lockerungen greifen, würde dieses Ereignis gefeiert werden, so Rudolph und Wagner.

Nicht ganz so rosig sieht es in Sachen Ausbildung und Nachwuchsgewinnung im Handwerkssektor aus. „Wir wollten im März 2020 in die Schulen und dort Handwerksberufe vorstellen“, berichtet Isabell Heidenreich. Erste Termine hätten bereits festgestanden, durften dann aber wegen der Pandemie nicht realisiert werden. Derzeit ist die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft dabei, ein Handbuch über Möglichkeiten der Veröffentlichung von Stellenanzeigen auf verschiedenen Plattformen zusammenzustellen, um den Mitgliedern einen Leitfaden an die Hand zu geben, sie somit zu entlasten und gezielt Nachwuchs zu gewinnen. Immerhin gibt es mehr als 130 Handwerksberufe.

Eine bundesweite Stellenbörse für die Maler- und Lackierer liege bereits vor, müsse jedoch noch mit Leben gefüllt werden. Auch die Ausbildungsbörse der Handwerkskammer Südthüringen müsse mehr genutzt werden. Mit Nachdruck wies die Geschäftsführerin auf die Nachwuchskampagne des Bundesverbandes Farbe hin. Im Netz ist sie auf Instagram und TikTok unter die.maler zu finden, auf der Homepage des Bundesverbandes unter www.farbe.de ebenso. Jugendgerecht aufgearbeitet, erfahre man, was sich hinter Begriffen wie Ablaugen, Rollrakeln oder Verkieseln verstecke. Zudem werde der Maler- und Lackiererberuf an sich beschrieben und das Geheimnis, warum Maler glücklich sind, gelüftet.

Seit 2020 können die Unternehmen das Berichtsheft auch digital führen lassen. Es kann, genauso wie zahlreiche Werbemittel, im Maler- und Lackierershop des Bundesverbandes bestellt werden. Zum Erhalt der entsprechenden App können sich Azubis an ihren Ausbildungsbetrieb wenden. Die App ist für sie kostenlos. Gerade in der jetzigen Situation müssten in Sachen Nachwuchsgewinnung alle Register gezogen werden.

„Die Jugendlichen kennen die Kreishandwerkerschaft noch zu wenig“, sagt Günter Wagner und weist auf die Homepage www.deine-innung.de sowie auf das dazugehörige Facebook-Profil hin. „Uns fehlen die jungen Leute in der Wirtschaft“, schildert Rainer Rudolph und fügt hinzu: „Das Handwerk hat noch nicht genug Lobby.“ Auszubildende würden derzeit in allen handwerklichen Berufen gebraucht.

Im Südthüringer Bereich werden 42 Prozent aller Lehrlinge im Landkreis Schmalkalden-Meiningen und Suhl ausgebildet, für welchen Bereich die Geschäftsstelle zuständig ist. Und so wollen Isabell Heidenreich, Rainer Rudolph und Günter Wagner den jungen Leuten Mut machen, sich für einen Handwerksberuf zu entscheiden. Dass das Thema Ausbildung derzeit kein leichtes ist, wissen sie.

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