Schmalkalden - Die Versuchung Jesu ist die biblische Geschichte, die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums und der Berufsfachschule am BBZ am meisten interessiert hat. In einer Kooperation der Fächer Religion und Gestaltung entstand daraus die Ausstellung "Biblische Geschichten von Schülern neu interpretiert". Sie wurde am vergangenen Donnerstag in der Stadtkirche eröffnet.

Eine fächerübergreifende Komplexaufgabe dieser Art hatte es bisher am BBZ noch nicht gegeben. Die Idee dazu entstand im Herbst spontan im Religionsunterricht. Pfarrer Heiko Ackermann erinnert sich: "Wir hatten das Thema Jesus Christus und es war eine jener zähen Stunden." Trotzdem hatte diese Stunde ein Ergebnis. Schüler und Lehrer waren sich einig, Texte aus der Bibel in die Gegenwart zu holen. Das wiederum passte gut ins Unterrichtsprogramm des Faches Gestaltungstechnik, das Dörte Heilmann gibt. Sie ließ sich von der Begeisterung der Schülerinnen und Schüler anstecken. Nicht zuletzt, weil im letzten Schulhalbjahr eine komplexe Gestaltungsarbeit zu leisten ist.

Zwei Ereignisse und zwei Gleichnisse aus der Bibel stellte Pfarrer Ackermann zur Wahl: Die Versuchung Jesu und das Verleugnen des Petrus sowie das Gleichnis vom Weinberg und das Gleichnis vom unehrlichen Verwalter. Letzendlich entschieden sich alle Schüler für die Versuchung Jesu. Auf vielfältige Weise holten sie in die Gegenwart, wie der Teufel versucht, Menschen vom christlichen Glauben abzubringen:

Jakob Müller und Harry Nguyen Nhu erzählen in ihrer Geschichte von der Versuchung der Drogen. "Steine zu Brot" wie der Teufel Jesus in der Wüste verheißt, kann das weiße Pulver Heroin nicht verwandeln. Es kann nur Illusionen vorgaukeln. Den Teufel in Gestalt des Dealers stellten die Schüler in den Vordergrund ihrer Geschichte.

Christina Fabritius und Theresia Zenk wagten sich an die zweite Versuchung der Schriftauslegung. Bei ihnen streiten sich die Christin Lara und der Philosoph Christopher über Glauben und Wissen. Beim Disput im Café bekommt der Teufel keine konkrete Gestalt, vielmehr verselbständigen sich Wort und Widerwort. Die Autorinnen trennen die Person von der Idee und stellen Toleranz über ihre Geschichte. Diese endet sogar mit einem Kuss vor der Haustür.

Den Traum vom "Weltkönigtum" lassen Katrin Weigand und Luise Patz ihre Protagonistin träumen. Sie ist traurig, weil sie als Frau nicht in die Chefetage aufsteigen kann. Im Konsumtempel Kaufhaus begegnet sie dem Teufel, der sich zunächst in Gestalt eines Menschen zeigt. Er verspricht, ihre Wünsche zu erfüllen und sie lässt sich darauf ein. Bald steht sie an der Spitze des Unternehmens, hat ein großes Haus, ein schönes Auto und viel Geld. Aber Familie und Freunde wenden sich ab. Als dramatischen Wendepunkt lassen die Autorinnen die Karrierefrau vom Teufel, der nun in wahrer Gestalt vor ihr steht, abstechen. So wacht sie aus ihrem Albtraum auf und kann der Versuchung widerstehen.

Andere Schüler sahen in falschen Freunden, in Sekten, im Essen oder in der Beziehung zu den Eltern moderne Parallelen zu den biblischen Geschichten.

Sie lesen sich gut die langen Texte, weil sie gut gestaltet sind. Fotos wurden hinzugefügt und auf großen Ausstellungstafeln zusammengestellt. Gleichzeitig brachten die Schülerinnen und Schüler ihre Geschichten und Bilder auf Broschürenformat, das die Ausstellungsbesucher in den Kirchenbänken lesen können. Darüber hinaus musste jede der sechs Gruppen zu ihrem Thema ein Plakat gestalten. Gemeinsam wurde das Plakat für die Ausstellung gezeichnet. Nicht zuletzt wurde im Gestaltungsunterricht erarbeitet, wo die Exponate angebracht werden und wie das Foyer zur Eröffnung aussehen sollte. Am Vorabend ihres letzten Schultages konnten sich die Schülerinnen und Schüler bei der Ausstellungseröffnung über das Interesse an ihrer Arbeit freuen. Bis zum 21. Mai ist die Schau im Foyer der Stadtkirche zu sehen. lou