Schdaaimicher Geschichte Neue Dauerausstellung begeistert Gäste

„Ons Schdaaimicher – Geschichte und Geschichten“ heißt die neue Dauerausstellung im Steinbach-Hallenberger Metallhandwerksmuseum. Modern, witzig und einfallsreich, loben die ersten Gäste. In den Winterferien öffnet sie für ein breites Publikum.

 
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Steinbach-Hallenberg - Es war kein Zufall, dass die vorgezogene Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Heimathof am Mittwoch stattfand: Am 19. Januar wäre die im November verstorbene Museumsleiterin Veronika Jung 63 Jahre alt geworden. Vor 25 Jahren hatte sie das Museum aus der Taufe gehoben. „Veronika war Kopf, Herz und Hand des Museums“, würdigte Bürgermeister Markus Böttcher zur Eröffnung, die wegen der Pandemie im kleinen Kreis stattfinden musste. Seit Bekanntwerden des Umzugs der Tourist-Info in ein neues Gebäude habe die Bad Salzungerin an einer neuen Museumskonzeption gearbeitet. In einem Landeswettbewerb aus 32 Thüringer Projekten erhielt das Konzept vor zwei Jahren die höchste Punktzahl und wurde als Förderprojekt bewilligt, so der Stadtchef. Nun ist aus der Heimatstube mit dem Sammelsurium Tausender Werkzeuge und Haushaltsartikel ein Museum geworden.

Kabinettartig und mit neuem Farbkonzept gestaltet, seien die Räume auf zwei Etagen kaum noch wiederzuerkennen. Schlaglichtartig beleuchten ausgewählte historische Exponate Themen wie Vereine, Handwerk, Kleidung und Kinder, wobei ein verbindendes Element der außergewöhnliche Steinbacher Dialekt sei, erläuterte Andrea König. Als Verwaltungsmitarbeiterin kümmerte sie sich bis Ende 2021 vorwiegend um die baulichen Angelegenheiten.

Nach dem Tod der Leiterin steuert sie das Projekt nun ehrenamtlich und wird dabei von weiteren Helfern unterstützt, darunter die Bad Salzunger Museumsleiterin, Ulricke Rönnicke, Künstlerin Freia Gratz und Schmied Falk Nothnagel. Für den musealen Blick über den Tellerrand und einen modernen Ausstellungsaufbau sei mit der Werbe- und Kommunikationsagentur „ö_konzept“ aus Halle der richtige Partner gefunden worden, so Andrea König weiter. So gibt es die Mundart auch zu hören, in einem Quiz können Besucher testen, wie gut sie sich mit ihr auskennen und hinter mehreren Schubkästen verbergen sich typische Produkte, Geräusche und Wissenswertes aus dem Haseltal.

Den gewaltigen Schrank, der zum Mitmachen einlädt, haben Susanne und Steffen Gericke gespendet. Nur ein Teil der einst vier Meter hohen und noch längeren Ladeneinrichtung passte in den Raum im Obergeschoss und sei das Schmuckstück der Ausstellung, freut sich König.

Die mächtige Registrierkasse und die Schrankwand stammen aus dem, über Generationen familiengeführten Haushaltswarenladen, Holland-Letz Söhne, in der Hauptstraße der Haseltalstadt. Franz Holland-Letz, der die Einrichtung 1928 einbauen ließ, ist der Großvater von Susanne Gericke. Seitdem das Geschäft 1991 umgebaut wurde, versperrte das Mobiliar jahrzehntelang Lagerräume. Vor der endgültigen Entsorgung bewahrte den Schatz schließlich Veronika Jung, als sie die Kasse, kurz vor der Fahrt zum Schrottplatz, auf einem Anhänger entdeckte. Heute sind die Gerickes froh darüber, denn das Wegwerfen brachten sie jahrelang nicht übers Herz.

Zu den ausgewählten Gästen gehörten neben den beiden auch Veronika Jungs Schwester Christina und Witwer Ingolf, für die Markus Böttcher einen extra Blumenstrauß dabeihatte. Weiterhin Thomas Kaminski als Vorsitzender des Zweckverbands Kultur, Sandra Müller vom Thüringer Museumsverband sowie Vertreter einiger Firmen, die an den Bauarbeiten und dem Ausstellungsaufbau beteiligt waren. In kleinen Gruppen sahen sie sich im Anschluss das Ergebnis an.

Ergänzt wird die Sonderausstellung von den Originalwerkstätten im Garten, der originalen Korkenzieherwerkstatt, der Feilenhauerei und der Nagelschmiede sowie um den noch im Aufbau befindlichen Ausstellungsteil im historischen Stockhaus neben der neuen Tourist-Info.

Offiziell wird die Dauerausstellung „Ons Schdaaimicher – Geschichte und Geschichten“ zum Winterferienbeginn, am 14. Februar, eröffnet. Dann wird auch das breite Publikum erfahren, „boas ä all Huis verzaale konn“ (was ein altes Haus erzählen kann).

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