Schalkau Besuch bei Oma und Opa war ein Glücksfall

Eine vierköpfige Familie in Schalkau verlor bei einem Wohnhausbrand Mitte März ihr Haus und Heim. Trotz Corona erlebt die Kleinstadt eine Welle der Hilfsbereitschaft.

 
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Schalkau - Den Mittwoch vor zwei Wochen wird Carolin Beyer nie vergessen. "Es war ein Tag wie jeder andere", sagt sie. Die 37-Jährige war mit den bald fünfjährigen Zwillingen Paul Anton und Antonia bei ihren Eltern in Bachfeld, ihr Lebensgefährte Sven Lieder hatte nach dem Feierabend den Pkw in der Garage abgestellt. Der Besuch bei Oma und Opa war ein Glücksfall, denn wenig später löste ein technischer Defekt einen Brand im Fahrzeug aus, der auf Garage, Dachstuhl und Wohnhaus in der Schalkauer Schaumbergstraße übergriff (Freies Wort berichtete am 19. und 20. März). Alarmiert hatten den 40-jährigen Sven Lieder die Nachbarn, die das Feuer in der Garage hinter dem Haus bemerkt hatten. Er konnte rechtzeitig das Haus verlassen.

Langzeitbesuch

Binnen weniger Stunden war das Wohnhaus, das Carolin Beyer und Sven Lieder vor vier Jahren gekauft hatten, nicht mehr bewohnbar. "Es wird auf Abbruch und einen Neubau hinauslaufen", meint Beyer. Dabei stellt das junge Paar fest, dass sich vor zwei Wochen das sprichwörtliche Glück im Unglück erwiesen hat. Das begann schon mit dem Einsatz der Ehrenamtler der Feuerwehren. Die Bebauung sei eng, ein Übergreifen auf die Nachbarhäuser verhindert worden. Den Feuerwehrleuten sei man noch heute dankbar, für ihr umsichtiges Handeln, aber auch die Mitarbeiter des Rettungsdienstes und der Notfallsseelsorge müsse man in den Dank mit einschließen, möchte die Frau betont wissen.

Das besagte Glück im Unglück zählt in Zeiten, in denen nichts mehr im "Normalmodus" ist, doppelt. Denn alles geschieht in einer Zeit von Ausgangsbeschränkungen, geschlossenen Einzelhandelsgeschäften und gesperrten Kindereinrichtungen. Dafür kamen die beiden Vierjährigen für einige Tage in ihrem vertrauten Kindergarten unter. Sie wurden angesichts der Notlage trotz geschlossener Kita betreut, damit sich die Eltern um die bürokratischen Dinge kümmern konnten.

In der Kleinstadt lief eine Welle der Hilfsbereitschaft an. Bürgermeisterin Ute Hopf hatte für die Familie ihrer Mitarbeiterin Carolin Beyer zu Spenden aufgerufen, wie diese Zeitung berichtet hat. Selbst die Kleinsten machten mit. Binnen eines Tages hatten die Zwillinge die nötigsten Sachen - auch ohne Einzelhandel. "Kinder, die sonst mit ihnen im Schalkauer Kindergarten gespielt haben, suchten Spielsachen für ihre Kameraden aus", sagt Beyer mit Tränen in den Augen. Glück im Unglück ist, dass die Ursache des Brandes schnell klar war - der Defekt im Pkw. Ermittler mussten nicht anrücken. "Einen Tag später konnten wir die nötigsten Dinge bergen", erinnert sich Beyer. Ob die Möbel weiter benutzt werden können, sei derweil unsicher, denn Feuer und Wasser hätten sie stark mitgenommen. Schrank und Sofa stehen derzeit bei ihren Eltern in Bachfeld, "zum Auslüften", wie sie sagt. Aber auch die Versicherung habe sehr schnell "grünes Licht" signalisiert, so dass die Familie von dort auf Unterstützung zählen kann.

Derzeit versuchen die Vier ihr Leben so normal weiterzuführen, wie es nach einem Wohnhausbrand und in Zeiten von Infektionsschutzverordnungen möglich ist. "Die Kleinen wissen, dass sie nicht nach Hause zurück können", erklärt die Mutter. Für die Zwillinge sei es wie ein längerer Besuch bei Oma und Opa.

Auch "Freies Wort hilft e.V." bittet um Spenden zugunsten der beim Wohnhausbrand am 18. März geschädigten Familie. Das Hilfswerk dieser Zeitung wird die Summe zu einem geeigneten Zeitpunkt und in Abstimmung mit der Stadt Schalkau den Betroffenen zukommen lassen. Steuerabzugsfähige Spendenquittungen können gerne übersandt werden. Spenden sind erbeten auf das Konto DE39 84050000 1705 017 017 bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse unterm Stichwort "Brand Schalkau".

Die Stadt Schalkau hat ebenfalls ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN DE 50 8405 4722 0304 1633 50.

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