Mit vielen Bildern Das Samba-Festival 2022 ist eröffnet

Yannick Seiler

Surdos und Agogos schallen wieder durch Coburgs Straßen. Die Vestestadt feiert den größten brasilianischen Karneval außerhalb seines Ursprungslands. Claudia Roth hat ihn eröffnet.

 
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Samba ist zurück in Coburg. Die letzten Schrauben an den Bühnen waren festgedreht, genügend Getränke für den ersten Festival-Abend kalt gestellt, alle Absperrgitter um den Schlossplatz aufgerichtet und Mikrofone sowie Lautsprecher an den Spielflächen eingestellt, als sich am späten Freitagnachmittag die ersten Sambagruppen durch die Innenstadt trommelten.

Pandemiebedingt schwiegen bis dahin Surdo, Repenique, Agogo und alles, womit sich Sommerluft in brasilianische Rhythmen versetzen lässt. Am Freitag spielten erstmals seit zwei Jahren wieder Sambamusiker aus aller Welt in der Vestestadt und säumten Hunderte Besucher Bühnen und Bars. In der Abenddämmerung hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) zusammen mit zwei brasilianischen Samba-Königinnen und weiteren Ehrengästen Coburgs internationales Sambafestival eröffnet.

Nichts verlernt

Während einige Stunden zuvor in den Straßen und Gassen um den Marktplatz, auf Albertsplatz und Schlossplatz und auch im Hofgarten, etliche Helfer Wegweiser zu den Festivalbereichen aufhängen, Handwerker Dächer auf den Ständen der Händler anbringen und die Pariser Sambagruppe „O Maracujá“ ihre Spielstätte im Hof der Ehrenburg begutachtet, steht Rolf Beyersdorf auf den Arkaden und überlegt. Vielleicht, sagt er, machten sich die Schirme für die Lounge einige Meter weiter hinten doch besser. Coburgs „Mister Samba“, er organisiert das Festival seit drei Jahrzehnten, hat die großen Fragen des Wochenendes bereits beantwortet, da bleibt Zeit für Kleinigkeiten.

Und wie läuft’s? Man sei fast fertig mit dem Aufbau und liege gut im Zeitplan, sagt Beyersdorf, der in einem, wie es sich für einen Tänzer gehört, luftigen Dress in den Farben der brasilianischen Flagge durch seine Sonnenbrille die Vorbereitungen überblickt. „Wir haben nichts verlernt“, lautet sein Fazit nach zwei Jahren Samba-Unterbrechung. Heuer kehre man zurück zu den Ursprüngen des Festivals Anfang der 1990er-Jahre. Seitdem war das Samba-Festival Jahr für Jahr größer geworden, erstreckte sich von den Arkaden am Schlossplatz bis zum Marktplatz und einen Teil der Spitalgasse entlang. Der Umzug am Sonntag dauerte bis zu fünf Stunden, während Sommerhitze zu lang für Sambatänzerinnen, Musiker und Zuschauer.

Genau richtig

Dieses Jahr kostet nun lediglich wieder der Schlossplatz für Besucher Eintritt, auf dem Marktplatz und in umliegenden Gassen lässt sich der Flair Südamerikas kostenlos erleben. Die Bühne, die bislang auf dem Markt aufgebaut war, steht nun im Hof der Ehrenburg gegenüber der Hauptbühne auf dem Schlossplatz. Klangtechnisch sei es kein Problem, wenn zwei Sambagruppen gegenüber voneinander aufspielen, sagt Beyersdorf. Ohnehin werde es während des Wochenendes laut, meint er und erwartet: „Auf dem Schlossplatz rumpelt’s richtig.“

Für das nun kleinere Festivalgelände habe man sich entschieden, da es schwierig war, nach der Unterbrechung freiwillige Helfer an Eingängen und Kassen zu finden. Auf den Umzug am Sonntag verzichten die Veranstalter. Zudem habe man jüngere Mitglieder in das Organisationskomitee aufgenommen. „Das war genau richtig“, meint er über die Neuausrichtung des Samba-Festivals. Von der Qualität her habe sich nichts geändert: 50 Sambaschulen aus ganz Europa und 25 Gruppen auf den Bühnen, gibt er einen Einblick ins Programm. Neu ist laut Beyersdorf auch, dass sich Besucher auf die Wiese des Rondells zwischen Schlossplatz und Ehrenburg setzen dürfen. Liegestühle und Lichtwürfel haben die Helfer dort aufgestellt. „Das wird bestimmt magisch, wenn dort abends alles leuchtet“, sagt Mister Samba und blickt hinab aufs Festivalgelände.

Letztlich zeigte sich die Sonne zwischen den Wolken über Coburg, als unzählige Zuschauer vor die Bühne auf den Schlossplatz strömten. Und auch ein passender Platz für die Schirme war gefunden, als Beyersdorf nach zwei Jahren wieder vor die Scheinwerfer trat und es hieß: endlich wieder Samba!

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