Rollstuhl-Basketball Krönung einer schwierigen Saison

Von Uli Klemm
Meisterjubel: Die Bulls feiern den Titelgewinn. Foto: imago images/Beautiful Sports/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl via www.imago-images.de

Die Thuringia Bulls besiegen den Dauerrivalen RSV Lahn-Dill und küren sich erneut zum deutschen Rollstuhlbasketball-Meister.

 
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Wetzlar - Nach der Schlusssirene hielten sie sich an den Händen, dann rissen sie wie auf Kommando die Arme in die Höhe: Bei den Rollstuhlbasketballern der Thuringia Bulls aus Elxleben bei Erfurt herrschte am Samstagabend nach dem Gewinn des deutschen Meistertitels Partystimmung. Nach dem hauchdünnen Sieg in der Verlängerung (85:79) vor einer Woche in heimischer Halle ließen die Bulls nun in Wetzlar ein ähnlich knappes 52:45 gegen den Dauerrivalen RSV Lahn-Dill folgen. Damit hatten die Schützlinge von Trainer Michael Engel die in der Finalserie nötigen zwei Siege eingefahren.

Normalerweise sind die Bulls große Erfolge gewöhnt. Fünf der letzten sechs Meistertitel gingen nach Elxleben, hinzu kamen Triumphe im nationalen Pokal und auf internationalem Parkett. In dieser Saison war der Gewinn der Meisterschaft jedoch etwas Besonderes. Zum einen, weil die Thüringer Revanche nahmen, nachdem sie Anfang Mai das Champions-Cup-Finale gegen Lahn-Dill mit 67:71 verloren und damit die europäische Krönung verpasst hatten. Zum anderen, weil die Saison auch im Rollstuhlbasketball von der Corona-Pandemie geprägt war und die Zukunft des Bulls-Projektes vor nicht einmal einem Jahr am seidenen Faden hing. Letztlich ging dank der finanziellen Corona-Hilfen alles gut. Doch die monatelangen Existenzängste nagten an den Spielern und den Verantwortlichen – umso befreiender war der Titelgewinn.

„Das war eine ganz schwere Saison, sowohl was die Konkurrenz betrifft als auch wegen der anderen Einflüsse“, sagte Engel. „Aber wir haben uns durchgekämpft, obwohl es immer mal wieder Rückschläge gab.“

Auch im zweiten Finalspiel blieben Rückschläge nicht aus. Nach einer beiderseits nervösen Anfangsphase fanden die Bulls jedoch bald zu ihrer Linie und überzeugten vor allen Dingen im defensiven Bereich. Beim Stand von 27:22 zugunsten der Thüringer wurden die Seiten gewechselt – und nach der Pause zogen die Gäste das Tempo merklich an. Dies führte zu Beginn des dritten Viertels zur ersten zweistelligen Führung (35:24), obwohl die Zielgenauigkeit weiterhin zu wünschen übrig ließ.

Ruhe und Leidenschaft

Bis zum Start des Schlussviertels kämpfte sich der gastgebende deutsche Rekordmeister (13 Titel) noch einmal auf 34:39 heran, sodass es an Spannung nicht mangelte. Zwar zogen die Bulls erneut davon, um jedoch prompt wieder in die Bredouille zu geraten – drei Minuten vor dem Ende hieß es nur noch 45:42 für Engels Team. Die Thüringer behielten jedoch die Nerven und wurden belohnt. „Wir sind ruhig geblieben und haben mit viel Leidenschaft verteidigt. Das war der Schlüssel“, frohlockte Engel nach dem Arbeitssieg, der ganz besonders süß schmeckte.

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