Rhöner Sternenhimmel Geba Kinderleicht zum Himmels-Experten

Lea Hohmann
Ulrike Schade, Leiterin der Thüringer Verwaltung des Biosphärenreservats Rhön, Christoph Friedrich, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Rhönblick, und Dr. Peter Kroll, Leiter der Sternwarte Sonneberg bei der Einweihung des Skypoles. An der Infotafel kann man über einen QR-Code auf die Homepage gelangen – dann geht es kinderleicht weiter. Foto: Nadja Thürbeck

Augen auf, Handy an und los geht’s: Auf der Hohen Geba im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist ein in Sonneberg entwickeltes cleveres System errichtet worden, mit dem Sternenfans Objekte am Nachthimmel identifizieren können. Und zwar kinderleicht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eine neue Art der Sternenbeobachtung für (Hobby-)Astronomen ermöglicht die Einheitsgemeinde Rhönblick auf der Hohen Geba. Ein Modellprojekt – der sogenannte Skypole – wurde vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz mit 21 421 Euro zu 90 Prozent gefördert. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein clever ausgeklügeltes Konzept.

Im Oktober 2012 hatte die Gemeinde Rhönblick als erste im Biosphärenreservat Rhön den Beschluss für den Sternenpark unterschrieben und seitdem viele Straßenlaternen auf LED umgerüstet. Auf der Geba, dem höchsten Berg der nordöstlichen Vorderrhön, hat sie in den letzten Jahren auch einen astronomischen Beobachtungsplatz mit vier Plattformen gebaut. Hier können Teleskope und technisches Equipment zur Himmelsbeobachtung platziert werden. Immer mehr interessieren sich – doch nicht jeder Astronomiefan ist hochkarätig ausgestattet. Darum beantragte der Rhönblick im Projektaufruf 2021 des Umweltministeriums die neuartige Installation zur Beobachtung des Nachthimmels – den Skypole.

Peilsystem auf Augenhöhe

Dieses innovative Modell wurde vom Leiter der Sternwarte Sonneberg, Dr. Peter Kroll, erfunden und patentiert. Es handelt sich dabei um ein Peilsystem zum Auffinden von Himmelsobjekten: ein zentraler, zehn Meter hoher Mast, umrundet von 200 kleinen Bodenplatten, die mit Zahlen und Buchstaben gekennzeichnet sind. Der Mast hat drei farbigen Markierungen in unterschiedlicher Höhe. Die Farben und die Schrift auf den Bodenplatten leuchten bei Nacht. Eine Infotafel erklärt das genaue Vorgehen, um zum Beispiel seltene Sternenbilder zu identifizieren.

Auf einer Skala muss man zunächst die eigene Augenhöhe ablesen. Je nach Augenhöhe ruft man nun über die Homepage die aktuelle Liste der sichtbaren Sterne, Planeten oder Sternenbilder ab. In dieser Liste sind zudem die jeweiligen Koordinaten (Nummer der Bodenplatte) und die farbliche Markierung am Skypole (rot, gelb, grün) genannt. Nun begibt man sich auf die jeweilige Bodenplatte und richtet seinen Blick auf die entsprechende Markierung am Skypole. Dort befindet sich das gesuchte Himmelsobjekt. „Ganz einfach – aber genial. Man benötigt keine Vorkenntnisse“, urteilen diejenigen, die es schon ausprobiert haben. „Zwar konnten wir zur Fertigstellung am 15. Dezember 2023 vom Stein G4 an der grünen Markierung wegen starken Nebels nicht einmal wie angegeben die Sonne deutlich erkennen. Jedoch war das System kinderleicht zu begreifen und wird sicherlich viele Gäste und Einheimische zur Sternenbeobachtung auf die Hohe Geba locken. Fantastisch, dass mit dem Nachhaltigkeitsbudget so ein Alleinstellungsmerkmal für die Region geschaffen werden konnte“, sagt Ulrike Schade, Chefin der Thüringer Reservatsverwaltung Rhön.

Ein Mast mit leuchtenden Markierungen und 200 Bodenplatten verraten die Geheimnisse. Foto: Christoph Friedrich

Ausschnitt aus der Handydarstellung am Skypole. Foto: Nadja Thürbeck

Den Sternenführer braucht man nicht

Der Skypole soll in Sternenführungen und Feste auf der Hohen Geba eingebunden werden. Wichtig ist, dass mit Hilfe dieser Installation Besucher und Einheimische selbst den Nachthimmel erkunden können und dieser stärker in den Fokus rückt. Das Sternenfunkeln auf der Geba gemahnt auch daran, dass der Schutz der Nacht vor der eigenen Haustür beginnt. „Ein besonderer Dank geht an die Thüringer Verwaltung des Biosphärenreservats Rhön in Zella, welche uns bei dem Projekt mit Rat und Tat zur Seite stand“, sagt Rhönblick-Bürgermeister Christoph Friedrich.

Besonderheit seit 2014 anerkannt

Seit 2014 ist das länderübergreifende Unesco-Biosphärenreservat Rhön international anerkannter Sternenpark. Geringe Lichtverschmutzung macht es in der Rhön möglich, natürliche Nachtlandschaften mit Blick auf Milchstraße oder beeindruckende Sternenbilder zu erhaschen. In dunkleren Ortschaften mit geringer, umweltverträglicher Beleuchtung ist dies bequem vom eigenen Garten oder vom Ortsrand aus möglich. Zusätzlich wurden in der Rhön spezielle Beobachtungspunkte und Himmelsschauplätze errichtet. Hier kann man den Nachthimmel beobachten, ohne etwa nachtaktive Tiere dabei zu beeinträchtigen.

Das dritte Jahr in Folge fördert das Thüringer Umweltministerium „Investive Projekte zur nachhaltigen Regionalentwicklung in den Nationalen Naturlandschaften Thüringens“. Hierzu zählt der Thüringer Teil der Rhön. 2021 bis 2023 erhielten 65 Projekte eine Förderzusage. Davon wurden 21 Projekte in diesem Jahr neu beantragt und werden teilweise bis 2025 umgesetzt. Insgesamt fließen ca. 2,1 Millionen Euro in die Region.

www.biosphaerenreservat-rhoen.de

www.sternenpark-rhoen.de

www.hohegeba.skypole.de

Bilder