Rhön Urlaub vom Leben nach Tschernobyl

Einen Erholungsurlaub in Deutschland verleben derzeit wieder rund 45 immun- und strahlengeschädigte weißrussische Kinder. Am Montag führte ein Tagesausflug in die Thüringer Rhön und zum Ellenbogen.

 
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Frankenheim - Seit mehr als 20 Jahren sorgt der gemeinnützige Verein "Kinder aus Shitkowitschi - Hilfe nach Tschernobyl" im unterfränkischen Wollbach dafür, dass Mädchen und Jungen aus einem der Gebiete Weißrusslands, die von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl bis heute betroffen sind, zur Erholung nach Deutschland kommen können. Unterstützung kommt dabei von zahlreichen Ehrenamtlichen und Vereinen, darunter dem Karolinenheimverein Frankenheim, mit dem die Wollbacher seit langem eine enge Partnerschaft pflegen.

Kinder aus Shitkowitschi - Hilfe nach Tschernobyl

Der gemeinnützige Verein gründete sich 1994, um humanitäre Hilfe für die Opfer der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zu fördern.

Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich für die Menschen in einem der ärmsten und hochverstrahlten Gebiete Weißrusslands um Gomel. Der Verein sammelt Geld- und Sachspenden, die unmittelbar der Bevölkerung vor Ort zu gute kommen. Spenden fließen nicht in die Organisation, sondern werden ohne Abzüge in Projekte investiert, die in Weißrussland durch Partnerorganisationen (Fond Barmherzigkeit) kontrolliert werden.

Wer helfen will, kann spenden: VR Bank Rhön Grabfeld eG. IBAN:
DE 17790691650000333972;

BIC: GENODEF1MLV oder

Sparkasse Bad Neustadt IBAN:
DE 3879350900000478800.

Am Montag war es wieder soweit: Rund 45 Kinder aus einer der ärmsten Regionen Weißrusslands um Gomel, die oft unter Immunschwächen und anderen Krankheiten leiden, sind seit 22. Juli für drei Wochen in Deutschland, dazu Betreuer und Dolmetscher. Für einen Tagesausflug kamen sie nun in die Thüringer Rhön - die Vorsitzenden der Vereine Stefan Zehfuß (Wollbach) und Sabine Abe (Frankenheim) hatten sich dazu einiges ausgedacht. Schon das schöne Wetter ließ die kleinen Besucher alle Sorgen schnell vergessen. Am Thüringer Rhönhaus wurden die Kids erst einmal verköstigt. Stefanie Lümpert spendierte jedem ein kräftiges Essen. So gestärkt, hielt es die Mädchen und Jungen nicht lange auf den Plätzen: Streichelzoo und Spielplatz wollten schließlich erkundet werden. Das Lachen der Kinder erfreute alle Organisatoren - Lohn der Mühen, die oft an bürokratischen Entscheidungen hängen.

"Wir freuen uns, dass wir wieder helfen können, den Kindern eine gesunde Ernährung, frische Luft und ein abwechslungsreiches Programm in den Ferien bieten können", sagt Stefan Zehfuß. Darüber hinaus ließen die Wollbacher ein hörbehindertes Kind im Alter von eineinhalb Jahren in Würzburg bei einem Spezialisten untersuchen. Die gute Nachricht: Eine Operation könnte das Hörvermögen zum Teil wieder herstellen. Allerdings ist diese auch in Weißrussland teuer - der Verein will sich nach Kräften dafür einsetzen.

Rutschen und Basteln

Nach einer kurzen Wanderung gehörte das neue Wahrzeichen am Ellenbogen ganz den weißrussischen Besuchern. Schnell und unkompliziert wurden alle Kinder und Betreuer mit Rutschsäcken ausgerüstet und bekamen eine Gratis-Führung zum Aussichtsdeck. Interessanter aber war für die meisten natürlich die Erlebnisrutsche - einige konnten gar nicht mehr genug davon bekommen. Doch nebenan wartete schon das nächste Abenteuer. Das Forstamt Kaltennordheim hatte dort seinen Info-Wagen aufgebaut.

Neben allerlei Tierpräparaten und Info-Tafeln warteten Naturprodukte zum Basteln auf fleißige Hände und kreative Köpfe. Das ließen sich die Mädchen und Jungen nicht zweimal sagen und gestalteten aus Holz, Farbe und Kleber lustige Tierköpfe oder Wichtelmänner. Hoch im Kurs standen kleine Tontöpfe zum bemalen, die anschließend mit Erde und einem Sämling aus dem Wald gefüllt werden konnten. "Natürlich dürfen die Kinder die Basteleien als Souvenir mitnehmen", freute sich Roswitha Zörner vom Forstamt über das Interesse der Gäste. "Das ist doch mal was anderes für diese Kinder."

Ein Lachen hatte auch Sabine Abe im Gesicht. "Wir haben noch Obst bereitgestellt und im Anschluss geht es zum Karolinenheim, wo gemeinsam zu Abend gegessen wird." Auch an ein kleines Präsent für jedes Kind hatten die Vereinsmitglieder gedacht - Nützliches und Leckeres.

Bis zur Heimfahrt am 12. August ist noch einiges für die Kinder geplant, immer verbunden mit dem Wunsch, sie gesünder nach Hause schicken zu können. Indes laufen schon die Vorbereitungen für die nächste Spendensammlung an Lebensmitteln, Kleidung und Dingen des täglichen Bedarfs. "Jeweils im Frühjahr und im Herbst macht sich ein Konvoi auf den Weg nach Weißrussland, zum 62. Mal inzwischen", blickt Zehfuß voraus. Auch die Frankenheimer werden dazu gewiss nicht nur zwei, drei Päckchen beisteuern und damit ein weiteres Mal Glück und Freude schenken. tih

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