Restaurierung 2022 Orgelzuschuss fließt nach Melkers und Neubrunn

oliver benkert
Der Restaurierung der Kirchenorgeln in Neubrunn und Melkers werden vom Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen unterstützt. Die Förderungen werden am Montag, 12. September, vor Ort symbolisch ausgereicht. Das Foto zeigt Friedhild Schellenberger an der Schmidt-Orgel in Neubrunn. Foto: MT-Archiv

Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen fördern 2022 die Restaurierung neun historischer Orgeln mit insgesamt 105 000 Euro im Freistaat. In Südthüringen sind die Instrumente in den Kirchen von Melkers und Neubrunn mit dabei.

 
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Thüringen ist eine der bedeutendsten Orgellandschaften. Die Kirchen des Landes beherbergen einen außergewöhnlich reichen Bestand an historischen Orgeln, deren Wert sich über seine Vielfalt definiert, die sowohl verschiedene Epochen der Orgelbaukunst wie auch verschiedene Orgelbauschulen repräsentiert. Daneben erzählen die Sachzeugnisse einerseits aus der Heimatgeschichte der Regionen, andererseits auch aus der Geschichte des Orgelbaus überhaupt wie auch von den wesentlichen Impulsen, die von Thüringen aus auf die Entwicklung der Gattung ausstrahlten.

Die Denkmalfachbehörde verfolgt das Anliegen, die Bedeutung der thüringischen Orgellandschaft für unser kulturelles Erbe zu vermitteln und durch gezielte, moderne denkmalmethodische und -fachliche Konzeptionen nutzbar zu erhalten. Die seit Jahren praktizierte Kontinuität der fachlichen Beratung und finanziellen Unterstützung orgeldenkmalpflegerischer Vorhaben hat wesentlich dazu beigetragen, den Bestand weitgehend zu sichern, aber auch Orgeln als Instrumente der Kunst und Liturgie zu erhalten oder wiederzubeleben. Darüber hinaus tragen diese Maßnahmen auch zur Stärkung der in unserer Region noch vorhandenen spezialisierten Orgelbaufirmen bei.

Seit 2009 hilft die Sparkassen-Kulturstiftung gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie reparaturbedürftigen Objekten mit einem beachtlichen Orgelrestaurierungsprogramm. In den vergangenen 13 Jahren konnten bereits 106 Orgelprojekte in gemeinsamer Förderung unterstützt werden. In diesem Jahr kommen neun weitere Orgeln hinzu. Der Erhalt des wertvollen Kulturguts und seine mentale Vermittlung setzen wichtige Impulse für das kulturelle Leben in den kleinen Gemeinden jenseits der großen Zentren, wo die Auswirkungen des demografischen Wandels am stärksten zu spüren sind. Oft bemüht sich eine kleine Schar zu erhalten, was zuvor auf breiten Schultern gewachsen war. Das Förderprogramm würdigt das bürgerschaftliche Engagement. Nicht selten versammeln sich Menschen in Fördervereinen, um Kirchengemeinden zu unterstützen, oder auch um wesentliche Beiträge zur Erforschung der Geschichte und ihrer Verbreitung zu leisten.

Zu den Orgeln, die im gemeinsamen Förderprogramm in diesem Jahr berücksichtigt werden konnten, gehören die Kirchen Oechsen , Ketten, Melkers, Neubrunn, Frauenwald, Landsendorf, Muntscha, Großhelmsdorf und Zöllnitz. Diese Kirchengemeinden erhalten 2022 eine Gesamtförderung in Höhe von 105 000 Euro, die mit 50 000 Euro von der Sparkassen-Kulturstiftung und mit 55 000 Euro vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie getragen wird.

Die Möller-Orgel in Melkers gilt als ein Werk des Heinrich Wilhelm Möller und ist mit 1750 datiert. Sie befindet sich auf der Ostempore der Kirche, hinter dem Altar. Das Manualwerk verfügt über Schleifladen mit insgesamt acht klingenden Registern, das Pedalwerk über eine Kegellade mit einem weiteren Register. Eingreifende Veränderungen erfolgten 1938 im Rahmen eines Umbaus. Darüber hinaus sind an der Zusammensetzung des Pfeifenwerkes weitere zwischenzeitliche Eingriffe ablesbar. Es sollen für den Erhalt und die Sicherstellung der Bespielbarkeit nur die notwendigen Maßnahmen zur Ertüchtigung des vorhandenen Bestands erfolgen. Das Landesamt und die Sparkassen-Kulturstiftung unterstützen die Arbeiten mit jeweils 5000 Euro.

Die Schmidt-Orgel in Neubrunn, die sich auf der Ostempore der Kirche befindet, ist einer unbekannten Quelle nach den Werken des Heinrich Schmidt aus Römhild zuzurechnen und mit 1824 datiert. Das Haupt- und das Pedalwerk sind dabei zusammen mit dem Prospektgehäuse als Einheit aufzufassen. Das Oberwerk ist 1850 nachgerüstet worden und stammt einer ebenfalls nicht nachgewiesenen Quelle von Johann Hofmann aus Eckarts und steht dem ursprünglichen Orgelbau in qualitativer Hinsicht nach. Der Einbau hat sich auf die Struktur der Orgel und die Erreichbarkeit der Elemente nachteilig ausgewirkt, wenn auch damit die musikalischen Möglichkeiten erweitert wurden. Die bestehende Anlage umfasst somit Schleifladen für zwei Manuale und Pedal, die für 19 klingende Register vorgesehen sind. Das Instrument ist durch erhebliche klangliche und technische Mängel, Beschädigungen und Verschmutzungen nur sehr eingeschränkt spielbar. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands ist für ein nachhaltiges Ergebnis neben der Reinigung der Anlage auch der Umbau des Oberwerks zu einem Brustwerk vorgesehen. Die Konzeption zielt somit darauf ab, dem ursprünglichen Bestand und seiner Struktur Geltung zu verleihen, bei gleichzeitiger Erhaltung der später erweiterten Substanz. Der Restaurierungsmaßnahmen unterstützen Landesamt und die Kulturstiftung mit jeweils 4500 Euro.

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