Regionale Wirtschaft Dichtungshersteller trotzt allen Schwierigkeiten

Karl-Wolfgang Fleißig
Geschäftsführender Gesellschafter Andreas Schmidt, Auengrunds Bürgermeister René Pfötsch, Landtagsabgeordneter Henry Worm und Geschäftsführer Martin Schaub (von rechts) Foto: Karl-Wolfgang Fleißig

Die Pandemie war schwierig, auch für VR Automotive Dichtungssysteme in Crock. Und nun? Auch ohne Corona stehen weitere Herausforderungen bevor, wissen die Geschäftsführer. „Doch wir werden sie meistern!“

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wie haben Unternehmen die Corona-Zeit bewältigt? Wie gut oder wie schlecht für das Geschäft war sie? Um das herauszufinden, besuchte Henry Worm am vergangenen Freitag die Firma „VR Automotive Dichtungssysteme“ in Crock. Nach dem Kenntnisstand des CDU-Landtagsabgeordneten haben Unternehmen während der Pandemie entweder Geschäfte wie noch nie gemacht oder sie hatten zu tun, um über die Runden zu kommen. Im Mittelpunkt seiner Betriebsvisiten stehen die Fragen nach Investitionen und den Mitarbeitern, wobei letzteres ein großes Problem sei. Nach Worms Worten ist die Wirtschaft in Deutschland eingebrochen und in Thüringen nochmals zusätzlich. Hinsichtlich Südthüringen, das wirtschaftlich sehr stark und vom Mittelstand her sehr gut aufgestellt sei, ist es für den Landtagsabgeordneten Henry Worm wichtig zu schauen, „wie es unter dem Strich aussieht“.

Zusammen mit dem Auengrunder Bürgermeister René Pfötsch traf er im Crocker Unternehmen in der Alten Eisfelder Straße den geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Schmidt sowie den Geschäftsführer Martin Schaub, der in der Firma das operative Geschäft führt.

Die GmbH legt ihren Schwerpunkt auf die Entwicklung und die Produktion von Radialwellendichtsystemen für die Automobil– und Fahrzeugzulieferindustrie. Der Beginn der Corona-Krise habe das Crocker Unternehmen, genauso wie andere Unternehmen und Zulieferbetriebe der Automobilindustrie, sehr stark getroffen, erzählt Andreas Schmidt. Bei der Überwindung der Krise hat demnach die Möglichkeit der Kurzarbeit für die Mitarbeiter geholfen, die vom Bund schließlich auch nochmals verlängert wurde. Unterstützung in dieser Phase habe der Betrieb auch von Henry Worm erhalten, der sich über Kollegen im Bundestag dafür eingesetzt hat.

Zum Ende der Kurzarbeitsphase sei es zunächst schwierig gewesen, den Mitarbeitern das schnell notwendig gewordene Drei-Schicht-System zu vermitteln. „Dies ist bei Gesprächen aber gut gelungen“, sagt Schmidt. Sogar der Samstag sei für die Produktion genutzt worden.

Die Zahl der Mitarbeiter sei in den Jahren der Pandemie stabil geblieben und seit einem Jahr gebe es auch wieder Neueinstellungen. Insgesamt arbeiten 65 Personen in der Firma, davon seien 15 neu eingestellt worden. Auch gibt es den Versuch, Mitarbeiter der Region wieder in das Unternehmen zurückzuholen, was teilweise gelungen sei. Weitere Mitarbeiter werden gesucht – auch Quereinsteiger sind willkommen, sagt Schaub.

Für die beiden Führungskräfte von VR Automotive Dichtungssysteme ist es wichtig, den Arbeitnehmern etwas zu bieten. So will man ihnen die Möglichkeit geben, „ihre eigenen Belange besser gestalten zu können“. Für die automatisierten Anlagen sind nach ihren Worten Facharbeiter wichtig, Ungelernte müssten zunächst ein halbes Jahr geschult werden.

Übrigens gibt es nach den Worten von Martin Schaub auch Praktikumsplätze in der Firma und bei den Mitarbeitern sei man multikulturell aufgestellt. Henry Worm ist sich sicher, dass bei ausländischen Kräften ein großes Arbeitspotenzial liegt und für Bürgermeister Pfötsch geht es zu langsam, solche ausländischen Arbeitskräfte nach Deutschland zu holen.

„Das Unternehmen muss sich immer neuen Herausforderungen stellen“, so der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Schmidt. So entsteht seit August vergangenen Jahres eine neue Produktionshalle, die im Juni dieses Jahres eingeweiht werden soll. Die gegenwärtige Witterung erlaubt es, den ursprünglichen Zeitplan fast wieder zu erreichen. Die fristgerechte Fertigstellung ist besonders wichtig, da bereits Aufträge für die dort vorgesehene Produktion vorliegen und auch Maschinen bestellt sind.

Umstellung auf E-Mobilität – Problem?

Bis zum Jahr 2035 steigt die Europäische Union aus den Verbrennungsmotoren aus. „Was hat das für Auswirkungen auf den Betrieb?“ – möchte Henry Worm wissen. „Es sind gemischte Gefühle, jedoch ist dieses Thema nicht neu für uns“, so die Reaktion. Man fährt in Crock schon länger zweigleisig. Der Verbrenner spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle, so die Antwort der Geschäftsführer. Man habe aber auch Projekte mit alternativen Antrieben im Blick, insbesondere für das Thermo-Management von Verbrenner- und E-Fahrzeugen sowie für Kompressoren mit konventionellen und CO2-Kältemitteln, erklärt Martin Schaub. Einig sind sich die Gesprächspartner auch darüber, dass Benziner und Dieselfahrzeuge heute nicht mehr mit denen von vor zehn Jahren hinsichtlich des Emissionsausstoßes vergleichbar sind und in der ländlichen Gegend nach wie vor der Individualverkehr notwendig ist. Nicht jedes Dorf könne auf den ÖPNV umgestellt werden. Außerdem fehle für E-Fahrzeuge die Ladesäuleninfrastruktur. Nach den Worten von Henry Worm hat die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Vergleich zur Windkraft vom Bund viel zu lange nicht die notwendige Aufmerksamkeit erfahren.

„Wir stellen uns den Herausforderungen und werden diese meistern“, ist sich Andreas Schmidt sicher. Wenn allein drei Personen in der Entwicklungsabteilung arbeiten, dann ist das für ein Unternehmen mit 65 Angestellten sehr viel.

Der Wohlstand eines Landes und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens hängen vom Bezug günstiger Energie ab, sind sich Worm und Schmidt einig. „Unternehmen suchen sich Länder, wo diese Kosten gering sind“, stellt Andreas Schmidt fest und Henry Worm ergänzt, die Moral nicht über den Verstand zu setzen. Außerdem habe der Naturschutz seine Existenzberechtigung, jedoch darf bei der gegenwärtig stehenden Frage nach mehr Windkraftanlagen „der Naturschutz nicht zweitrangig sein“, so Worm. René Pfötsch ergänzt, dass „unsere Stromnetze für die bevorstehenden Aufgaben nicht ausgelegt sind, Umspannkraftwerke fehlen“ und die Leute, die Windräder kritisch sehen. Für Pfötsch ist es auch wichtig, „einen guten Draht zu den Gewerbetreibenden“ in der Kommune zu haben. Die bei den Unternehmen der Region anfallenden Gewerbesteuern sind für die Kommune wichtig. Diese haben sich für Auengrund jedoch so stark verringert, dass es diesbezüglich gegenwärtig eine „saure Zeit“ gibt.

Bilder