Regiomed Angebote für den Unternehmenskauf

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Im Gespräch über die Zukunft der Medinos-Kliniken des Landkreises waren dieser Tage in Neuhaus Pflegedirektorin Jacqueline Schöbel, Chefarzt Klaus Müller, Landrat Robert Sesselmann, Landtagsabgeordneter Henry Worm, Neuhaus-Bürgermeister Uwe Scheler und Betriebsratsvorsitzender George Beuchel (von links). Foto: Landratsamt/Michael Volk

Im Regiomed-Insolvenzverfahren wird ausgetestet, wie viel der kommunale Klinik-Verbund eigentlich wert ist: Ein Bieterprogramm wird aufgelegt. Doch sei dies nicht der Vorlauf zu einer Privatisierung, sagt der Konzern.

 
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Sonnebergs Landrat Robert Sesselmann (AfD) besuchte kürzlich die beiden Kreiskrankenhäuser in Neuhaus und in Sonneberg, teilte am Donnerstag das Landratsamt mit. In Neuhaus tauschte er sich im Beisein von Bürgermeister Uwe Scheler und Landtagsabgeordneten Henry Worm (CDU) mit Pflegedirektorin Jacqueline Schöbel, Chefarzt Klaus Müller und dem Betriebsratsvorsitzenden Georg Beuchel aus. Man war sich einig, dass in der Rennsteigstadt insbesondere für die Notfallversorgung auch weiterhin dringend ein Krankenhaus benötigt wird, so das Landratsamt in der Zusammenfassung.

Für eine nachhaltige Zukunftsperspektive der Klinik brauche es darüber hinaus Lösungen im Rahmen einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung, die auch den ambulanten Bereich sinnvoll einbindet, heißt es. Hierfür wolle man sich gemeinsam mehr denn je einsetzen, wird angekündigt. Unter anderem möchte der Landrat die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen und die Landeskrankenhausgesellschaft anschreiben, um für eine Integration des anliegenden MVZ in den Kliniktrakt zu werben: Es gelte zum beiderseitigen Vorteil die Kapazitäten des Krankenhauses effektiv zu nutzen.

Dank an die Mitarbeiter

Im Krankenhaus Sonneberg kam der Landrat mit Klinikdirektor Michael Renziehausen, dem Betriebsratsvorsitzenden Georg Beuchel sowie mit Beschäftigten ins Gespräch. Insbesondere dankte der Landrat den Mitarbeitern beider Kliniken und des angeschlossenen Rettungsdienstes, dass sie trotz der angespannten Lage weiter Tag für Tag geschlossen für die Patientenversorgung arbeiten. Der Landrat äußerte bei seiner Visite, gemeinsam mit den Bürgermeistern, den Mitgliedern des Kreistages und den hiesigen Landtagsabgeordneten parteiübergreifend alles tun zu wollen, um eine qualitativ hochwertige stationäre Versorgung für die Bevölkerung zu sichern und die beiden Kreiskrankenhäuser zu erhalten. Die Unterstützung des Freistaates sei hierbei von großer Bedeutung.

Wie das Landratsamt informiert, erhielten die Mitglieder des Kreistages im Rahmen einer Veranstaltung mit dem Landrat und dem Regiomed-Geschäftsführer Auskünfte zur eingeschlagenen vorläufigen Insolvenz im Eigenverwaltungsverfahren. Auf den Schutz des kommunalen Anlagevermögens der Medinos-Kliniken und die Wahrung der Interessen der ebenfalls kommunalen Besitzgesellschaft lege der Kreis sein Hauptaugenmerk. Hierzu steht die Kreisverwaltung in Abstimmung mit dem Thüringer Landesverwaltungsamt, so das Landratsamt in seiner Erklärung.

Dieses teilt überdies mit, im Zuge der Insolvenzverfahrens „werden die betreffenden Betriebsgesellschaften nun zeitnah bewertet und auf dem Markt angeboten“.

Die Redaktion hakte am Donnerstag bei der Regiomed-Hauptgeschäftsführung nach, ob dieser Passus die Absicht einer Privatisierung des angeschlagenen Konzerns vorwegnimmt. Unternehmenssprecher Henrik Rutenbeck verweist in seiner Antwort auf prozedurale Standards, die im Verfahren zu beachten sind und bittet entsprechend um differenzierte Betrachtung. „Seit Beginn des Jahres befindet sich Regiomed im Sanierungsverfahren mit dem Ziel der nachhaltigen Neuaufstellung und Transformation innerhalb des Verbundes. Aktuell läuft das vorläufige Eigenverwaltungsverfahren, die Eröffnung des Eigenverwaltungsverfahrens ist für April 2024 geplant.“

Um die Transformation des Verbundes rechtssicher und nachhaltig zu gestalten, laufen aktuell zwei Projekte parallel, so Rutenbeck: „Einerseits wird für alle betroffenen Einrichtungen ein Sanierungskonzept entwickelt, welches dem Insolvenzgericht am Ende des Verfahrens zur Prüfung und Entscheidung vorgelegt wird. Parallel dazu bereitet Regiomed aktuell ein vom Gesetz vorgeschriebenen Bieterprozess vor, welcher somit ein ganz übliches und planmäßiges Standard-Instrument im Sanierungsverfahrens darstellt und zu dem Regiomed im Rahmen des Verfahrens sogar rechtlich verpflichtet ist.“ Hierbei gehe es darum, die Möglichkeiten des Verbundes auf dem freien Markt sowie den wirtschaftlichen Wert von Regiomed zu testen.

„Die Interessenten – zu denen auch insbesondere die Landkreise gehören – sind größtenteils bereit, die Neuausrichtung mitzutragen und haben nun die Möglichkeit, sich an einem Bieterprozess zu beteiligen und Angebote für einen Unternehmenskauf abzugeben“, erläutert der Sprecher. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass einzelne Unternehmensteile oder Einrichtungen aus dem Verbund herausgenommen werden – „viel eher geht es darum, produktive Gespräche zu führen und alle denkbaren Optionen im Sinne des Regiomed-Verbunds, seiner Mitarbeiter und Patienten offen zu besprechen“. Ziel, so Rutenbeck, ist es zu jedem Zeitpunkt, eine tragfähige und nachhaltige Lösung für die Einrichtungen zu finden und dafür Sorge zu tragen, dass die Bieterangebote mit den Sanierungskonzepten in Einklang stehen. „Im Vordergrund stehen realisierbare Optionen, die dem Patientenwohl dienen und im Sinne der Mitarbeiter sind.“

Die Belegschaft hält die Treue

Rutenbeck teilte hierzu noch mit, dass es in den vergangenen Tagen Mitarbeiterversammlungen gab, um sich zum Sanierungs- und Zukunftskonzept auszutauschen. Dafür waren Angestellte der Kliniken sowie Mitarbeiter der MVZ, der Rettungsdienste, der Senioren- und Wohnheime sowie der Service-Gesellschaft eingeladen, an einem Termin aus insgesamt sieben Versammlungszeitpunkten an den Standorten in Coburg, Neustadt, Sonneberg, Lichtenfels, Neuhaus und Hildburghausen teilzunehmen. Die gute Botschaft im Ergebnis dessen wird indirekt angesprochen. Doch Auflösungserscheinungen gibt es offenkundig nicht in der gegenwärtigen Lage. Vielmehr heißt es: „Der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern ist an jedem Standort groß. Im gesamten Verbund gab es im Verlauf der vergangenen Woche nur eine Kündigung.“

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