Reaktion auf Sesselmann-Brief Mangel lässt sich nicht wegbefehlen

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Die Kronacher Frankenwaldklinik wirbt um werdende Mütter im Umfeld des Sonneberger Krankenhauses. Dort musste Ende August die Geburtenstation vom Netz genommen werden – weil es an Hebammen und Ärzten fehlt. Foto: Zitzmann/Zitzmann

Ein Brief an die Gesundheitspolitiker in Bund und Land wird’s nicht richten, um dem Mangel an medizinischen Fachkräften beizukommen, meint die Grüne Heidi Büttner. Eher ist eine Willkommenskultur gefragt.

 
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Einen Appell an die Gesundheitspolitiker in Bund und Land hatte vergangene Woche AfD-Landrat Robert Sesselmann abgesetzt (die Redaktion berichtete am Freitag). Dem Schreiben Sesselmanns an Thüringens Gesundheitsministerin zufolge brauche es zielgerichtete Maßnahmen um medizinisches Fachpersonal für den ländlichen Raum zu gewinnen, ansonsten drohe eine prekäre Versorgungslücke.

Heidi Büttner. Foto: Ittig/Ittig

Heidi Büttner vom Regionalvorstand Sonneberg-Hildburghausen Bündnis 90/Die Grünen lenkt in einer Stellungnahme hierzu den Blick auf die „schlechte Bezahlung der Mitarbeiter und den mangelnden Respekt gegenüber einwandernden Menschen mit Fachqualifikation in den Kreis Sonneberg“. Auch dies trage hierzulande bei zum zunehmenden Verlust an medizinischer Versorgungssicherheit. „Ich bin selbst betroffen von der Einschränkung der Öffnungszeiten der Hausarztpraxen, bzw. deren Schließung und allgemein vom Facharztmangel außerhalb der Stadt Sonneberg. Die Hauptursache der Misere ist aber der Mangel an Personal – Fachschwestern, Fachärzte, Therapeutinnen und Hebammen. Den kann man nicht herzaubern. Oder befehlen.“

Wer vor zwei Jahrzehnten das Handwerk der Physiotherapie erlernt habe, sei mit Stundenlöhnen um die 7,50 Euro konfrontiert gewesen, so Büttner. „Das ist verdammt wenig Geld für diesen qualifizierten Beruf. Das hat sich bis heute noch nicht wesentlich gebessert. Jetzt finden wir diese qualifizierten Therapeuten mit eigenen Praxen in Bayern. Aber nicht nur der Faktor Geld spielt eine Rolle für die Beschäftigten im Gesundheitswesen. Auch die weichen Standortfaktoren, wie Ansehen im Beruf, kommunikativer Führungsstil und ein sachlicher Umgang mit außergewöhnlichen Situationen wie die Corona-Pandemie zählen dazu.“ Allein mit den „witzigen Seiten“ der hiesigen Bratwurst- und Schwarzbier-Kultur werde man Universitätsabgänger kaum gewinnen für den Landkreis, unterstreicht die Schalkauerin. Ihr Fazit: „Und wenn es wie ein Stoßgebet zum Himmel klingt, räumt die Mauern in den Köpfen weg und nehmt diejenigen, die hierherkommen, und guten Willens sind, so wie sie sind. Es kann sein, dass gerade das die Welt jünger und bunter macht.“

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