Razzia bei Reichsbürger Umsturz-Pläne in Meiningen gehegt

Den Staat nicht anerkennen: Reichsbürger hatten einen gewalttätigen Umsturz geplant. Foto: IMAGO/Steinach/IMAGO/Sascha Steinach

Razzien in der Reichsbürger-Szene haben die Ermittler erneut auch nach Meiningen geführt. Es geht um die geplante Entführung des Gesundheitsministers.

 
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Der 59-jährige Mann aus Meiningen soll ein Mitverschwörer der Gruppe von Reichsbürgern sein, die einen bewaffneten Umsturz geplant hatten: Am Dienstagmorgen ließ die Generalstaatsanwaltschaft die Wohnung des Mannes durchsuchen. Ähnliche Aktionen – zum Teil auch mit Verhaftungen – gab es zum gleichen Zeitpunkt in fünf weiteren Bundesländern.

Der Beschuldigte aus Meiningen gehört nach Überzeugung der Ermittler zur Gruppe „Vereinte Patrioten“, deren mutmaßliche Rädelsführer sich derzeit in Koblenz vor Gericht verantworten müssen. Die Gruppe soll unter anderem geplant haben, mit gezielten Sprengstoffanschlägen einen mehrere Wochen dauernden Stromausfall und dadurch einen Umsturz herbeizuführen. Zudem soll die Entführung von Bundesminister Karl Lauterbach geplant gewesen sein.

Der Meininger wurde am Dienstag nicht festgenommen, er gelte nur als Unterstützer einer terroristischen Vereinigung. Allerdings seien unter anderem Datenträger und weitere Unterlagen gefunden worden, sagte ein Sprecher der Thüringer Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag. Diese müsste nun ausgewertet werden. Die Polizisten entdeckten den Angaben zufolge bei der Durchsuchung auch ein Reizstoffsprühgerät.

Der 59-Jährige war nach Informationen unserer Redaktion bereits im April 2022 ins Visier der Ermittler geraten, als die Gruppe einem Versuch, sich Waffen zu beschaffen, aufgeflogen war. Gegen den Meininger sollen auch Ermittlungen wegen Volksverhetzung im Zusammenhang mit Corona-Protesten sowie wegen Äußerungen in Telegram-Gruppen laufen. Im März 2022 soll es zudem ein Treffen der Verschwörer in der Nähe von Meiningen gegeben haben.

Die Gruppe der „Vereinten Patrioten“ soll sich in entsprechenden Chatgruppen in sozialen Netzwerken wie Telegram verabredet haben. Inwieweit sie in Verbindung mit anderen Reichsbürgern wie der geplanten „Exilregierung“ um den festgenommenen Heinrich XIII. Prinz Reuß gehören, wird immer noch ermittelt.

Bundespräsidenten-Doppelgänger

Stromausfall
Zu den Plänen der Gruppe „Vereinte Patrioten“ gehörte laut Anklage im Prozess in Koblenz ein mehrere Wochen dauernder Stromausfall. Dadurch sollten die Bürger von Informationen durch die Medien abgeschnitten und eine Reaktion der staatlichen Behörden auf den Umsturzversuch erschwert werden.

Rückkehr zu 1871
Wie der „Spiegel“ berichtet, soll die Gruppe auch geplant haben, einen Doppelgänger des Bundespräsidenten auftreten zu lassen, der die Bundesregierung für abgesetzt erklärt und die Reichsverfassung von 1871 wieder in Kraft setzt.

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