Radsport Langer Atem am längsten Tag

Christoph Sicars und
Südthüringer Landschaften: Das Feld bei Kaltenwestheim. Oberhalb ist die Erlebniswelt Arche Rhön zu erkennen. Foto: Gerhard Koenig/Gerhard Koenig

Routinier Alexander Kristoff zeigt in Marburg seine Klasse und gewinnt die zweite Etappe der Deutschland-Tour. Ex-Tour-Sieger Egan Bernal glänzt auf dem Klassikerterrain erneut als Edelhelfer.

 
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Norwegischer Jubel in der Universitätsstadt: Alexander Kristoff hat am längsten Tag der Deutschland-Tour den längsten Atem bewiesen und die zweite Etappe in Marburg gewonnen. Der ehemalige Europameister konnte sich nach 200,7 Kilometern im Sprint einer großen Gruppe vor dem französischen Meister Florian Sénéchal und Alberto Bettiol aus Italien durchsetzen. Max Kanter wurde als Fünfter hinter 2016er-Olympiasieger Greg Van Avermaet aus Belgien bester Deutscher. Georg Zimmermann belegte Platz zehn. „Ich wurde mehrere Male abgehängt, aber mein Team hat mich immer zurückgebracht. Selbst zwei Kilometer vor dem Ziel war ich nicht in der ersten Gruppe, einen Kilometer vor dem Ziel war ich dann wieder vorne“, sagte Kristoff.

Das Rote Trikot des Gesamtführenden konnte dank der Zeitgutschriften der Tagesdritte Bettiol von seinem italienischen Landsmann Filippo Ganna übernehmen, der am Mittwoch den Prolog zum Auftakt in Weimar gewonnen hatte.

Vorjahressieger Nils Politt muss seine ohnehin nur vagen Hoffnungen auf eine Titelverteidigung indes wohl begraben, nachdem er der großen Gruppe nicht mehr folgen konnte. Mit 3:09 Minuten Rückstand rangiert der Kölner vor der Königsetappe am Samstag auf Gesamtrang 51.

Jakob Geßner: Duschen ohne sein Trikot

Der Tag wurde lange Zeit von einer vierköpfigen Ausreißergruppe bestimmt, die sich rund 25 Kilometer nach dem Start in Meiningen gebildet hatte. Doch naturgemäß war der Ausreißversuch nicht von Erfolg gekrönt – auch weil sich, wie bereits am Vortag, Ganna-Teamkollege Egan Bernal als Zugmaschine vor das Feld spannte und auf dem mit mehr als 2500 Höhenmetern garnierten Tagesabschnitt mit Klassikercharakter Nachführarbeit für seinen Kapitän leistete.

Knapp 45 Kilometer sprengte dann noch in der Verfolgung der vier Ausreißer eine Attacke einer größeren Gruppe das Hauptfeld um Bernal und Co. und machte die Hoffnungen der klassischen Sprinter um Vortagessieger Caleb Ewan (Australien) und Europameister Fabio Jakobsen (Niederlande) auf einen Sieg in Marburg zunichte.

Jakob Geßner, der auf der ersten Etappe von Weimar nach Meiningen das blaue Trikot des Führenden der Bergwertung erobert hatte, erzählte am Freitag beim Einschreiben der Fahrer in Meiningen: „Ich hatte das Trikot bis ins Hotel an, musste es aber dann leider vor dem Duschen ausziehen. Heute Morgen habe ich noch ein neues bekommen. Heute sind noch mal viele Punkte zu vergeben, aber am Samstag und Sonntag, wo es richtig schwer wird, gibt es noch mehr Punkte. Es wird also schwer werden, das Trikot zu verteidigen.“ Zumindest am Samstag darf er es anbehalten. Am Sonntag endet die Rundfahrt nach 710,7 Kilometern in Stuttgart.

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