Wie reagieren Prinz Charles und Prinz William?
Fraglich sei, wie sich Prinz Charles und sein Sohn Prinz William zur Haltung der Queen positionieren, so der Royalexperte Hunt. Britische Medien berichteten übereinstimmend, Charles und William hätten es am liebsten, Andrew ziehe sich dauerhaft aus dem engsten Kreis zurück. Offenbar stellt sich die Queen in diesem Punkt aber offensiv gegen ihre Thronerben.
Die „Daily Mail“ berichtet, hochrangige Familienmitglieder seien nicht begeistert von dem Bild, das Andrews Auftritt an der Seite seiner Mutter vermittelte. „Daily Mail“-Journalist Andrew Pierce sagte bei „Good Morning Britain“: „Andrew ist der Mann, der gerade einen Missbrauchsprozess durch eine Zahlung von 12 Millionen Pfund abgewendet hat.“ Es lasse die Royals nicht gut aussehen, dass ausgerechnet Andrew die Queen an ihren Platz begleite – „sie hätten jemand anderen finden können.“
Lesen Sie aus unserem Angebot: Fergie ist weiterhin „Team Andrew“
Elizabeth II. wirkte gebückt und bewegte sich nur langsam, strahlte während des Gottesdienstes aber die gewohnte Entschlossenheit aus. Die 95-Jährige hatte sich wegen ihres Gesundheitszustandes erst am Dienstagmorgen - wenige Stunden vor dem Gedenkgottesdienst - zur Teilnahme entschlossen, wie der Palast mitteilte. Sie lebt inzwischen dauerhaft auf Schloss Windsor nahe der Hauptstadt und scheute die rund 40 Kilometer weite Fahrt nach London zuletzt.
Seit etwa einem halben Jahr sagt die Queen immer wieder Termine ab. Sie hat eine Corona-Infektion durchgemacht und benötigt im Jahr ihres 70. Thronjubiläums immer häufiger eine Gehhilfe. Einen Rollstuhl soll die Monarchin ablehnen, wie britische Zeitungen berichten.
Europas Hochadel vertreten
An dem Gottesdienst nahmen unter anderem König Felipe VI und Königin Letizia von Spanien, König Willem-Alexander und Königin Máxima aus den Niederlanden, König Harald und Königin Sonja von Norwegen, König Carl Gustaf und Königin Silvia von Schweden, König Philippe und Königin Mathilde von Belgien sowie Königin Margrethe von Dänemark teil. Auch Premierminister Boris Johnson und mehrere Minister seines Kabinetts waren dort.
Etwas eingeschüchtert von der feierlichen Atmosphäre in der ehrwürdigen Kirche mit Hunderten Würdenträgern und vielen Uniformierten wirkte der achtjährige Prinz George. Die Nummer drei der britischen Thronfolge suchte immer wieder die Nähe seines Vaters Prinz William. Routiniert hingegen lächelte seine sechsjährige Schwester, Prinzessin Charlotte, als sie mit ihrer Mutter Herzogin Kate die Kirche betrat.
Als einziger der Queen-Enkel nicht dabei: Prinz Harry. Er und seine Ehefrau Herzogin Meghan waren mit ihren Kindern in den USA geblieben, wo sie seit zwei Jahren nehmen. Sie nehmen seit ihrem Rückzug vom Königshaus keine royalen Pflichten mehr wahr. Das Verhältnis zum Rest der Windsors ist besonders nach einem aufsehenerregenden Interview des Paares mit Talk-Show-Legende Oprah Winfrey im US-Fernsehen zerrüttet, in dem die beiden der Königsfamilie Rassismus vorwarfen. Dass Harry dem Gedenkgottesdienst für seinen Großvater fern blieb, hatte in seiner alten Heimat für Unmut und Unverständnis gesorgt.