In Lyon, Nantes, Marseille, Nizza oder Paris gab es am Donnerstag wieder massive Proteste gegen die Pläne der Regierung. In der nordfranzösischen Stadt Le Havre blockierten Berichten zufolge Tausende den Hafen. Über der Stadt war eine große Rauchwolke zu sehen, zwei Schulen wurden nach Angaben der Hafenpolizei vorsorglich evakuiert. Ähnliche Bilder gab es aus dem Süden. Auch in Marseille blockierten Demonstranten die Zugänge zum Hafen. Barrieren wurden angezündet. In der Nähe von Nantes wurde ein Einkaufszentrum besetzt.
Mitarbeiter der SNCF und der Pariser Verkehrsbetriebe RATP profitieren derzeit von zahlreichen Sonderregelungen. Gerechtfertigt wird dies mit teils extremen Temperaturen, Schichtarbeit, starker körperlicher Anstrengung und Arbeit an Feiertagen. Viele der Privilegien sollen entfallen, Philippe machte aber ein großes Zugeständnis an die Eisenbahner: Für viele von ihnen sollen die neuen Regeln erst ab den Geburtsjahrgängen 1980 oder 1985 gelten. Die Eisenbahngewerkschaften stemmen sich weiter gegen die Vorhaben der Regierung.
Die Rentenreform war ein großes Wahlversprechen von Präsident Emmanuel Macron. Die Mitte-Regierung will ein einheitliches Rentensystem schaffen und die Zersplitterung in 42 Einzelsysteme beenden. Nach den Ankündigungen des Premiers sind die Franzosen gespalten. So befürworten 50 Prozent die vorgestellten Pläne, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Elabe ermittelt hat. 49 Prozent der Befragten sind dagegen, der Rest hat keine Meinung. Die Mehrheit der Franzosen (54 Prozent) unterstützt nach wie vor die Mobilisierung gegen die Rentenreform, aber die Zustimmung sinkt. Gut die Hälfte (51 Prozent) fordert, dass jetzt Schluss ist.