Pro und Contra Lebhafte Debatte um Bioabfalltonne

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Wo landet künftig der Biomüll? Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen will dafür 2025 eine braune Tonne einführen. Jetzt ist dazu eine Debatte entbrannt. Foto: camera900.de /Stefan Thomas

Der frühere Thüringer Minister Andreas Trautvetter hat sich in einem offenen Brief gegen die Einführung der Bioabfalltonne in Schmalkalden-Meiningen ausgesprochen. Darüber wird lebhaft diskutiert, auch in den sozialen Netzwerken.

 
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Als „Unsinn in unserer ländlichen Region“ hat Andreas Trautvetter aus Kleinschmalkalden den Plan bezeichnet, ab 2025 im Landkreis die Bioabfalltonne flächendeckend einzuführen. Der einstige Landesminister, der auch etliche Jahre im Kreistag saß, hat mit seinem offenen Brief an die Landrätin, die Kreistagsfraktionen und die Abfallbehörde eine muntere Debatte unter den Bürgern angestoßen. Bei Facebook gab es am Wochenende zahlreiche Wortmeldungen auf seinen Beitrag.

„Wo er recht hat, hat er recht, der Herr Trautvetter“, meinte beispielsweise Marianne Gumpert. Sie habe Hühner, die alles übrig Gebliebene vertilgen, außerdem einen Schnellkomposter für Gemüse- und Obstreste. Sie findet: „Jedem sollte es freigestellt werden, ob einer eine Biotonne braucht oder nicht.“ Birger Braun wendet ein, dass nicht jeder Hühner besitze oder einen Garten habe. Silke Vogler gibt dagegen zu Bedenken: „Die Tonnen stinken und beherbergen viele Maden, besonders bei der Hitze.“ „Chris Tin“ wiederum berichtet von ihren Erfahrungen aus einer anderen Region, wo es die Tonne schon lange Zeit gibt: „Wir wohnen seit über 20 Jahren im ländlichen Bereich. So lange haben wir die Biotonne auch schon. Sie ist einfach praktisch und sinnvoll.“ Wenn sie gesäubert werde, stinke sie auch nicht.

Eine Facebook-Nutzerin mit dem Namen „Brig Gitte“ ist anderer Meinung. Sie sieht es wie Trautvetter und hält die Biotonne für sehr großen Unsinn im ländlichen Raum . Sie weist auf die finanziellen Folgen hin: „Es geht nur ums Geld. Die Bürger werden nur noch zur Kasse gebeten.“ Und Heike Scharfenberger fragt, wie viele Tonnen denn noch vor die Haustüre gestellt werden sollen, wo es doch schon die schwarze Tonne für den Restmüll und die blaue Tonne für Altpapier gibt. Petra Haueiß findet Bio-Tonnen nicht nützlich, wünscht sich stattdessen aber Tonnen, die die gelben Säcke ersetzen. Offenbar hat sie schon schlechte Erfahrungen mit den leicht zerreißbaren Säcken für Plasteabfälle gemacht, die für Füchse, Marder und andere Tiere ein leicht zu öffnendes „Überraschungsei“ sind.

Zur Biotonne meint Heiko Matzke: „Die klügere Frage wäre: Wieso führt man erst nach 30 Jahren das ein, was in den alten Bundesländern schon lange üblich ist?“ Steffi Schellenberg wirft ein, dass im ländlichen Gebiet fast jeder einen Garten besitze und somit kompostieren könne. Udo Haupt meint dagegen: „Im Ilmkreis gibt es die Tonne und sie wird auch im ländlichen Raum genutzt.“

Kathrin Reinhardt gibt einen Rat an all jene, die keine Biotonne benötigen: „Dann machen Sie einfach das, was die Menschen in anderen Landkreisen machen, die keine Biotonne möchten: Einmal einen Antrag stellen, in dem steht, warum sie keine Tonne benötigen. Ist nicht mal ne A4-Seite und in zehn Minuten erledigt.“ Eine solche Möglichkeit müssen Verwaltung und Kreistag allerdings in einer Satzung zunächst erst festschreiben. Auch Andreas Trautvetter hat das in seinem offenen Brief gefordert: Wer nachweislich Bioabfälle weitgehend auf dem eigenen Grundstück kompostiert, sollte von der Biotonne befreit werden.

Zu seiner Forderung traf auch ein Leserbrief von Rolf Christian aus Schwarzbach in der Redaktion ein. Der ehemalige langjährige Kommunalpolitiker pflichtet Andreas Trautvetter ausdrücklich bei. „Was bezweckt man damit? Eine zu erwartende Gebührenerhöhung, Gestank, ungebetenes Ungeziefer auf den eigenen Grundstücken sind die Folgen“, schreibt Christian. Er hält auch nichts von der beabsichtigten Schließung von zahlreichen Grünschnittplätzen, was seiner Ansicht nach zu einer zusätzlichen Umweltbelastung durch längere Fahrten sowie zu einer Verunreinigung der Natur führen wird. „Ich denke, dass viele Dorfbewohner speziell für den Grünschnitt eigene Abfallmöglichkeiten in der Natur suchen und nicht große Fahrkilometer bis zu einem zentral festgelegten Platz auf sich nehmen werden.“ Sein Rat: Man sollte die „Kirche im Dorf lassen“ und die Bevölkerung nicht zusätzlich belasten. Er hoffe, dass im Kreistag genügend Mitglieder gegen diese Pläne seien.

Was halten Sie von der geplanten Bioabfalltonne? Ist das ein vernünftiger Schritt oder Unsinn? Schreiben Sie uns per E-Mail an meiningen@meininger-tageblatt.de oder per Brief an Meininger Tageblatt, Neu-Ulmer Straße 8a in 98617 Meiningen. Wir freuen uns über die Zuschriften.

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