Polizeichef Stephen Mylett erklärte am Sonntag, dass er sich die Videoaufnahmen des Vorfalls etliche Male angeschaut habe und es schwer zu erkennen sei, was sich abgespielt habe. „Es scheint, dass Herr Walker sich dem Beamten zuwandte, und es gibt ein Standbild, auf dem eine Vorwärtsbewegung seines Arms zu sehen ist“, sagte er. Daraufhin habe die Polizei geschossen. Zu diesem Zeitpunkt sei der 25-jährige Walker nicht bewaffnet gewesen. Man habe aber später eine Waffe in seinem Wagen gefunden.
Acht Polizisten beurlaubt
„Die genaue Anzahl der abgefeuerten Schüsse ist uns nicht bekannt“, sagte Mylett. In Medien war von etwa 60 bis 90 Schuss die Rede. Der Polizeichef betonte, dass dies durchaus realistisch sei. Acht Polizisten seien dabei „direkt involviert“ gewesen. Sie seien beurlaubt worden, solange der Vorfall untersucht wird. „Aus einer routinemäßigen Verkehrskontrolle, die wahrscheinlich mit einer Verwarnung oder einem Strafzettel enden würde, wurde eine Verfolgungsjagd“, sagte Mylett.
„Sein Körper ist von Kugeln durchlöchert, sein Gesicht ist von Kugeln durchlöchert (...) es ist ein unglaublicher Anblick“, hatte der Anwalt der Familie, Bobby DiCello, der Zeitung „Beacon Journal“ gesagt. In seinem 22 Jahren als Anwalt habe er so etwas noch nicht erlebt. Er stellte auch in Frage, dass Walker wirklich während seiner Flucht aus dem Auto geschossen habe. Die Polizei argumentiert, dass ein Schussgeräusch zu hören gewesen sei und gleichzeitig ein „Lichtblitz an der Fahrerseite des verdächtigen Fahrzeugs zu sehen ist“.
Stellvertretend für Gewalt gegen Schwarze bei brutalen Polizeieinsätzen steht der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der unbewaffnete Afroamerikaner bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Videos von Passanten dokumentierten, wie ihn Polizisten zu Boden drückten. Der weiße Beamte Derek Chauvin presste sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser immer wieder flehte, ihn atmen zu lassen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Seitdem gibt es immer wieder Bestürzung über ähnliche Fälle.