Seit 2018 dürfen Transpersonen Priester werden
Dass die Unabhängigkeitskirche fortschrittlich ist, erkennt man längst auch unter römisch-katholischen Dächern an. Flavie Villanueva, ein Pfarrer in der Hauptstadt Manila, sagt: „Sie waren in Zeiten der Philippinischen Revolution und Unabhängigkeit ganz vorne mit dabei. Sie lehnten sich gegen die spanischen Kolonialisten auf. Und es überrascht mich auch nicht, dass sie nun so einen mutigen, radikalen Schritt machen.“ Damit meint Villanueva, dass in der Unabhängigkeitskirche seit 2018 auch Transpersonen Priester werden können. Damals erklärten deren Führung: „Wir glauben, dass die Kirche auf ihrem Weg zu einer gerechten und friedlichen Welt auf offene Weise alle als Menschen Gottes einschließen muss, mit allen Geschlechtern, sexuellen Orientierungen, Genderidentitäten.“
An anderer Stelle heißt es: „Wir bitten um Vergebung für die vielen Male, als wir Gleichgültigkeit zeigten und die LGBTIQ+-Personen diskriminierten, stigmatisierten und ihnen das Gefühl gaben, sie seien weniger menschlich. Wir entschuldigen uns für die Momente, in denen sie durch unsere Gedanken, Worte und Taten empfanden, Gottes Liebe sei selektiv.“
Auf den Philippinen gibt es keine Scheidung
Die mächtige Römisch-Katholische Kirche ist der Grund dafür, dass bis heute auf den Philippinen nicht nur gleichgeschlechtliche Ehen verboten bleiben, sondern auch Scheidungen. Transpersonen dürfen offiziell ihren Namen nicht ändern.
An Transpersonen, die Geistliche werden, wäre in der Römisch-Katholischen Kirche schon gar nicht zu denken, bestätigt Priester Flavie Villanueva: „Wenn man die katholische Lehre betrachtet, dann hat Gott Mann und Frau geschaffen.“ So solle es bleiben, sagt der Pfarrer. „Wenn jetzt jemand eine Transperson ist, dann heißen wir sie herzlich willkommen. Ich habe auch schwule Freunde, die ich sehr respektiere. Ich persönlich würde auch Pastorinnen begrüßen.“
Das Prinzip der Nächstenliebe
Ledama wurde als Gemeindemitglied angesprochen: Ob sie nicht Interesse habe, selbst Pastorin zu werden. Die gläubige Frau überlegte nicht lang. Wobei sie erfahren musste, dass selbst in ihrer fortschrittlicheren Kirche einige Strukturen noch altmodisch sind: „Im Seminar wurde ich belächelt.“ Sie musste auch in ein Zimmer für Männer, denn die Einteilungen sind noch binär. „Aber die größte Enttäuschung war, dass ich sexuell belästigt wurde. Als ich den Fall meldete, passierte nichts.“
Umso mehr betont sie in ihren Predigten die Bedeutung von Gerechtigkeit – insbesondere in Bezug auf Genderfragen. Es gebe viele biblische Stellen. Das wichtigste Prinzip dahinter sei immer die Nächstenliebe.
Vorkoloniale Toleranz
Politik
Außerhalb religiöser Institutionen schaffen es Transfrauen und -männer auf den Philippinen relativ leicht in hervorgehobene Positionen: Im nationalen Parlament sitzt eine Transfrau als Abgeordnete, ebenso in einem Regionalparlament.
Geschlechter
Transpersonen sind Unternehmer, Juristen und Bankmanagerinnen. Hintergrund ist eine vorkoloniale Tradition, die nicht so streng auf zwei Geschlechter fixiert war. Die strenge Zweiteilung in Mann und Frau kam erst mit dem spanischen Kolonialismus und dem Katholizismus.
Geschichte
Diakonin Wowa Ledama sagt dazu: „In den Philippinen ist es einfacher als anderswo, trans zu sein. Ich wurde zum Beispiel von meiner Großmutter erzogen, und sie förderte das Weibliche in mir. Später sagte sie meinem Vater, er müsse mich akzeptieren, wie ich bin.“