Personalmangel? Wenn der Rettungsdienst länger braucht

Rettungsassistenten vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) führen hier ihre Tätigkeit vor. Foto: dpa/Jens Kalaene

Die Lage ist nicht so dramatisch wie in anderen Bereichen des Gesundheitswesens, wo viel Personal fehlt: Dem Rettungsdienst machen andere Dinge zu schaffen.

 
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Thüringens Rettungsdienste halten die vorgegebenen Hilfsfristen in der Regel ein – trotz der angespannten Personallage im Gesundheitswesen. Dazu trägt auch bei, dass es nach übereinstimmenden Angaben des Innenministeriums sowie verschiedener Hilfsorganisationen keinen gravierenden Mangel an Rettungs- oder Notfallsanitätern im Land gibt.

Die Zahl der offenen Stellen für Notfallsanitäter und Rettungssanitäter sei relativ konstant „und bewegt sich im normalen Rahmen der Fluktuation“, sagte beispielsweise ein Sprecher der Johanniter-Unfall-Hilfe in Thüringen in einer Umfrage. „Die Aufrechterhaltung des Rettungsdienstes ist zu keiner Zeit in Gefahr“. Auch würden die Hilfsfristen nicht überschritten. Wenn die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen nicht eingehalten werden können, ist dafür auch nach Angaben des Innenministeriums in der Regel kein Personalmangel verantwortlich.

Eine Sprecherin des Arbeiter-Samariter-Bunds (ABS) Thüringen sagte, aktuell gebe es dort sieben offene Stellen für Notfallsanitäter und zwei offene Stellen für Rettungssanitäter. Diese Zahlen seien vergleichbar mit den offenen Stellen, die es in den vergangenen Jahren regelmäßig gegeben habe.

Krankenstand bringt Ausfälle

Viel gravierender als ein grundsätzlicher Personalmangel im Rettungsdienst sei zuletzt gewesen, dass viele Mitarbeiter, die für gewöhnlich zum Beispiel in Rettungswagen unterwegs sind, krank gewesen seien. Dadurch sei die Einsatzbereitschaft des Rettungsdienstes vereinzelt gefährdet gewesen. „Die Lage ist aber nicht akut“, sagte die ASB Thüringen-Sprecherin.

Auch ein Sprecher vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Thüringen äußerte sich ähnlich. „Der wichtigste Faktor für die Einsatzfähigkeit des Personals sind Personalausfälle durch Krankheit“, sagte er.

Sowohl Rettungs- als auch Notfallsanitäter sind für das Funktionieren des Rettungsdienstes wichtig. Rettungssanitäter werden oft als Fahrer im Rettungsdienst eingesetzt und arbeiten dort mit Notfallsanitätern und Notärzten. Die Ausbildung zum Rettungssanitäter stellt oft den Einstieg in diesen Teil der Gesundheitsversorgung dar. Häufig üben Rettungssanitäter ihren Job als Nebentätigkeit aus. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter stellt dagegen eine vollwertige Berufsausbildung dar. Notfallsanitäter können Menschen in medizinischen Notfällen auch selbstständig versorgen.

Normale Wechsel

Die Gründe dafür, dass es im Rettungsdienst offene Stellen gibt, ähneln nach Angaben des Sprechers der Johanniter-Unfall-Hilfe denen, die auch in anderen Berufsfeldern oft dazu führen, dass nicht alle Jobs in einem Unternehmen besetzt sind: Menschen gehen in den Ruhestand oder in Elternzeit oder ziehen aus privaten Gründen in ein anderes Bundesland. „Im Bereich der Notfallsanitäter sind Wechsel in die Leitstellen der Rettungsdienstzweckverbände als Disponent oder die Aufnahme des Medizinstudiums weitere Gründe für das Verlassen des Rettungsdienstes“, sagte er.

Gesetzlichen Vorgaben nach müssen Rettungsdienste in dicht besiedelten Gebieten in der Regel in zwölf Minuten, in dünn besiedelten Gebieten in 15 Minuten bei Menschen sein, die Hilfe brauchen. Nur in fünf Prozent der Fälle dürfen diese Hilfsfristen laut dem Thüringer Rettungsdienstgesetz überschritten werden.

Wie oft genau diese Fristen 2022 oder 2021 überschritten wurde, konnte das Innenministerium nicht sagen. Die aktuellsten vorliegenden Daten stammen aus dem Jahr 2019. Damals hatte es in Thüringen insgesamt etwa 705 300 Einsätze des Rettungsdienstes gegeben. Davon waren bei etwa 29 400 die Hilfsfristen nicht eingehalten worden. Das entspricht einem Anteil von etwa 4,2 Prozent.

Umleitungen sorgen für Verspätung

Häufige Gründe dafür, dass die Fristen nicht eingehalten werden können, seien unter anderem verschneite oder glatte Straßen, Umleitungen, Baustellen und Vollsperrungen, sagte der Sprecher des Innenministeriums. Zudem könnten die Hilfsfristen bisweilen dann nicht eingehalten werden, wenn die Helfer die Hilfsbedürftigen nicht finden können, weil deren Standortangaben nicht korrekt seien oder weil wegen eines vorhergehenden Einsatzes besonders weite Strecken zurückzulegen seien.

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