Schneider zeigte sich sicher, dass sich bis zum Herbst noch viel verändern könne. "Ich glaube, dass man mit seriösen Auftritten Vertrauen gewinnen kann." Allerdings seien die Regierenden in der digitalen Welt im Nachteil, weil sie auf sachliche Informationen setzten, während in sozialen Netzwerken Emotionen geschürt und Falschmeldungen verbreitet würden. "Am Ende setze ich bei Fragen der politischen Bildung auf die Vernunft und das persönliche Gespräch", meinte Schneider.
Mehr Schutz für Lokalpolitiker gefordert
Sorge äußerte er wegen Anfeindungen von Politikern sogar auf lokaler Ebene. "Es kann nicht sein, dass Menschen politische Ämter aufgeben, weil sie Angst haben", sagte der SPD-Politiker. "Auch Menschen am Infostand müssen geschützt werden, gegen Gewalt, aber auch gegen Beschimpfungen. Das gilt besonders für die ehrenamtlichen kommunalen Mandatsträger. Da ist die Polizei gefordert, aber auch wir alle. Wenn jemand angepöbelt wird, ist Zivilcourage gefragt: So geht das nicht."
Zuletzt hatte es in Thüringen unter anderem einen Brandanschlag auf das Haus eines SPD-Lokalpolitikers gegeben. Parteien berichten von Schwierigkeiten, genügend Kandidatinnen und Kandidaten für Kommunalwahlen zu finden. Im Juni werden in acht Bundesländern Kommunalparlamente, Landräte und Bürgermeister gewählt.
Wichtig sei, dass mit Politikern respektvoll umgegangen werde, sagte Schneider. "Wo es strafrechtlich relevant ist, muss die Justiz sofort einschreiten." Zugleich bat er Interessierte, sich nicht abschrecken zu lassen. "Kann ich Menschen raten, in die Politik zu gehen? Absolut! Man gewinnt auch für die eigene Persönlichkeit und lernt viel. Man kann etwas erreichen."