Sanft streicht Bianca Anders ihrer Mama über den schmalen Handrücken. Obwohl die Mutter schwer gezeichnet ist von ihrer kräftezehrenden Krankheit und auch wenn sie so oft in ihrem Leben unter Angst- und Panikattacken gelitten hat, liegt sie jetzt doch ruhig und friedlich in ihrem Bett auf dieser Station, die mit keiner anderen im Meininger Krankenhaus zu vergleichen ist. Die Wände sind farbiger, die Zimmer wohnlicher, ein bisschen mehr wie daheim. Vertraute Menschen dürfen ihren Lieben Gesellschaft leisten, so lange sie wollen. Sogar über Nacht bleiben. Bei Bianca Anders’ Mama läuft leise der Fernseher. Sie braucht nicht die bleierne Stille auszuhalten, kann aber auch ohne Aufregung in ihrem Dämmerschlaf verharren oder die liebevolle Anwesenheit ihrer Tochter erspüren. Bianca Anders bleibt in diesen Tagen an der Seite ihrer Mutter, beruhigt sie, streichelt sie, bewegt ihre Gelenke, reibt sie ein. Die Verständigung zwischen den beiden geschieht nun meist auf intuitiver Ebene. Als gelernte Krankenschwester und Bereichsleiterleiterin im Blindeninstitut Thüringen in Schmalkalden kennt sich Bianca Anders aus und kann selbst ein bisschen mehr für ihre Angehörige tun als andere. Und trotzdem sagt sie: „Auch wenn ich aus der Pflege komme – bei der eigenen Mutter wird man kopflos.“ Deshalb ist sie den Mitarbeitern der Palliativstation im Helios-Klinikum so dankbar für diese friedlichen, sehr wahrscheinlich letzten gemeinsamen Tage mit ihrer Mama. „Diese Intensität gibt keine andere Station her. Die ganzheitliche Behandlung tut den Patienten gut. An alles und jeden wird gedacht. Es gibt auch einen sehr besonderen Austausch zwischen den Schwester und den Angehörigen darüber, was den Patienten gut tut. Auf jedes Detail wird hier geachtet.“