Auch dank seiner Interaktion mit anderen Orang-Utans gleichen Alters passt er sich den neuen Bedingungen an und lernt schnell. Ein Video von 2019 zeigt, wie Taymur bereits selbstbewusst auf Bäume klettert, geschickt Früchte schält und übermütig mit seinen Kumpels Moza und Junior herumtollt, ebenfalls Opfer des internationalen Tierschmuggels. „Das alles machte ihn zu einem hervorragenden Kandidaten für die Vorauswilderungsinsel“, sagte Kurniawan. Diese letzte Stufe vor der Freiheit wird passend „Walduniversität“ genannt.
Menschen sollen dem Tier wieder fremd werden
Und dort ist er nun für die nächsten ein bis drei Jahre, im Wald der Flussinsel Salat Island. Jetzt muss Taymur beweisen, dass er wirklich bereit für den Dschungel ist. Auch sollen ihm die Menschen wieder fremd werden - denn erst wenn Orang-Utans sich misstrauisch und ablehnend verhalten, sind sie wahrhaft wild. Allerdings erhalten die Tiere hier täglich eine Lieferung Obst und Gemüse, da die Insel ihnen nicht ausreichend Nahrung bieten würde. „Ich werde ihn vermissen“, sagt seine frühere Betreuerin Sri. „Aber ich bin so glücklich, dass er der Freiheit nun einen Schritt näher gekommen ist.“
Ein untypisches Verhalten, das wohl noch aus der Zeit in Kuwait stammt, hat Taymur hingegen nie abgelegt: Er wäscht sich ständig die Hände im Fluss. „Taymurs Leben könnte verrückter nicht sein. Ehrlich gesagt hatte ich große Zweifel ob seiner Auswilderungschancen“, sagt Merdes. „Aber wenn es ein Taymur mit seinen denkbar schlechten Startchancen schaffen kann, dann gibt es noch Hoffnung.“